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Anna Franceschini

MECHANICALLY YOURS

7.2. - 19.4. 2015 | Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf

MECHANICALLY YOURS ist die erste umfassende Werkschau der italienischen Künstlerin und Filmemacherin Anna Franceschini im deutschsprachigen Raum. Die von Stephanie von Gelmini für den Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf kuratierte Ausstellung bringt filmische Arbeiten der Künstlerin aus den Jahren 2009 bis 2015 zusammen.

Der Ausstellungsraum wird zur Bühne für bewegte Bilder. Wie Akteure in einem Schauspiel ihre Rolle haben, treten auch hier die einzelnen Werke auf und wieder ab. In unterschiedlichen Projektionssituationen präsentiert, sind Filme, kurze und lange Loops, sowie filmische Triptychen durch eine zyklische Struktur miteinander verbunden und stehen in einem räumlichen und zeitlichen Bezug zueinander. Die Abfolge der Arbeiten ist somit als Loop, als filmische Endlosschleife ausgelegt, ist aber auch in den einzelnen Filmen wiederzufinden und fungiert demnach als verbindendes Stilmittel. Dieses Arrangement der einzelnen Arbeiten folgt einer komplexen Partitur, die auf ihr atmosphärisches Zusammenwirken ebenso zielt, wie es erlaubt, das einzelne Werk in den Fokus zu nehmen. Dabei verweben sich Bewegung und Statik, Klang und Stille und erzeugen das zugleich Mysteriöse und Banale der Bildwelt Franceschinis.

In den einzelnen Filmen, oft nur kurze Szenen, spielen Dinge des Alltags, Objekte und Apparaturen, aber auch Räume und Prozesse die Hauptrolle. Ihre Sujets, frei von herkömmlichen narrativen Strukturen, werden aus ihrem Kontext isoliert und im close-up der Kamera fragmentiert in Szene gesetzt. Der Gegenstand oder Handlungsablauf generiert eine eigene Lebendigkeit, rückt ins Unerklärliche und versperrt sich einer klaren Deutung. Wenn das Kameraauge der Ornamentik von Wandtapeten folgt, erschließt sich daraus nicht die räumliche Situation oder gar die architektonischen Gegebenheiten, in denen die Bilder entstanden sind. Die Vorgänge einer Großwäscherei verschwinden hinter einer geradezu grotesk wirkenden Apparatur, die Kleidungsstücke mit heißer Luft aufbläst und ihnen regelrecht Leben einzuhauchen scheint. Eine im Wind Wogen schlagende Flagge wird durch die Kadrierung so angeschnitten, dass sich hinter ihr ein Ort zwar andeutet, dieser Ausblick im nächsten Moment allerdings wieder verdeckt wird. Das Fragment bietet Anreiz, sich das größere Ganze vorzustellen, das Phänomen in diesem Sinne zu interpretieren.

Es ist ein merkwürdiges Eigenleben der Dinge, das eine Verknüpfung zu der Ikonographie der Tradition neusachlicher Fotografie zulässt. Die Künstlerin selbst sieht ihre Arbeit in der technisch-medialen Tradition des Experimentalfilms der 1950er und 60er Jahre, bei dem filmische Apparatur und die Material- und Objektqualität des Gefilmten einander bedingen und damit – ohne alle Erzählung – Signifikanz herstellen.

Auch wenn Franceschini den Fokus auf die Beschaffenheit von Dingen, auf Struktur und Form von Prozessen legt, ist es die alles andere als maschinell-neutrale Art und Weise der Beobachtung, die sie zu einer persönlichen Spurensuche durch die conditio humana macht. Das Medium Film wird in den Werken der Künstlerin als technisches Instrumentarium und mittlerweile historisch gewordene Sprache des Ästhetischen reflektiert. Durch Anspielungen auf die Ursprünge dieses Mediums, wie einer Hommage an Josef Plateau, der sich als einer der ersten den stroboskopischen Effekt zur Illusion von Bewegungsabläufen zunutze machte oder dem Verweis zum Kino der Attraktionen, enthüllt sie diese internen Mechanismen, die die filmische Fiktion regulieren und direkt auf die Wahrnehmung des Betrachters Einfluss nehmen. Dabei greift Franceschini bewusst auf die in der cineastischen Bildproduktion mittlerweile nicht mehr länger verwendeten Techniken von 16mm-Film sowie Super 8 zurück, wobei im Laufe ihres Arbeitsprozesses das analoge Filmmaterial von seiner Stofflichkeit in die Immaterialität digitaler Bildmedien überführt wird. Ihre Arbeit bewegt sich dabei formal wie thematisch zwischen den Polen der Materialität und des Immateriellen, verbindet Dingwelt und Imagination.

Die spektakulären Aufnahmen ihrer eigens für die Ausstellung produzierten Arbeit Kunstschnee wurden in Neuss in der dortigen Jever Fun Skihalle realisiert. Das daraus entstandene filmische Triptychon lässt offen, wie ‚real’ die gezeigten Szenen sind. Vermeintliche Naturgewalten und die bedrohliche Monumentalität technischer Apparate, die ins Detail gehende filmische Repräsentation und der auf Simulation basierende Originalschauplatz geraten dabei miteinander in Konflikt und lassen kaum ahnen, dass die Halle doch eigentlich als Freizeitanlage zum Wintersportvergnügen genutzt wird. In ihren szenischen Arrangements gelingen ihr dabei Werke von bestechender poetischer Qualität.
Geboren 1979 in Pavia absolvierte Anna Franceschini ihren Master in Media Studies und erhielt nach beendetem Studium eine Forschungsförderung für Filmgeschichte und -kritik über das italienische Kino an der IULM University in Mailand, wo sie nach mehreren Auslandsaufenthalten derzeit wieder lebt und arbeitet.

Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen
Grabbeplatz 4
40213 Düsseldorf
T. +49 (0)211 210742 - 12
F. +49 (0)211 210742 - 29
www.kunstverein-duesseldorf.de

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