Ottmar Hörl "Unschuld"

Die Arbeiten Ottmar Hörls (geb. 1950 in Nauheim) sind geprägt durch seine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, politischen, kunsthistorischen oder historischen Themen. Immer wieder gelingt es dem Künstler, eine breite Öffentlichkeit auf sein Werk aufmerksam zu machen, so bspw. in den letzten Jahren durch "Das große Hasenstück" mit 7.000 grünen Plastik-Repliken von Dürers Hase oder durch seine unzähligen Berliner Bären, die er auf Mittelstreifen Unter den Linden positionierte.
Auch das von ihm ausgestattete Hotelzimmer im Künstlerheim Luise, das den Titel "Unschuld" trägt, lässt sich auf solch ein provokantes Großprojekt zurückführen: "Unschuld" lautete ursprünglich der Titel einer Arbeit von 1997, die aus einer weißen Seife mit der Einprägung des Titels in einer schwarzen Seifendose besteht. Geplante Auflage: 82 Millionen - entsprechend der Einwohnerzahl in Deutschland. (Selbstverständlich kann die Seife im Hotel erworben werden)
Die biblische Anspielung auf Pilatus erweitert Hörl in seiner Unschulds-Seife gesellschaftskritisch als Kommentar seiner Sicht auf Deutschland. Das diese Gedankenspiele auch im kleineren Maßstab funktionieren, zeigt sich bspw. an dem Hotelbett, dessen Überdecke zu Hälfte in Schwarz mit den weißen Lettern UN - und zur anderen Hälfte in Weiß mit den schwarzen Lettern SCHULD gehalten ist.
Das es sich hier lediglich um Denkanstöße handelt und keineswegs um vorgefertigte Antworten, offenbart sich, wenn man der Frage nachgeht, wem denn nun eigentlich die Unschuld zu- oder abgesprochen wird, dem auf der weißen oder schwarzen Seite? Vielleicht trägt gerade jener Zwiespalt dazu bei, dass der Gast auch in diesem Zimmer in endlosen Gedankenketten selig einschlafen wird. Denn, wie heißt es so schön: Wer schläft, der sündigt nicht.


Künstlerheim Luise
Luisenstraße 19, D-10117 Berlin
Fon: +49 30/2 84 48-0
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