Überall online und digital vernetzt, beklagen wir den Verlust unserer Privatsphäre. Schuld daran sind paradoxerweise wir selbst, die mit unseren täglichen, oft leichtfertigen Gewohnheiten diesen Verlust befördern. Wir erzeugen eine Flut digitaler Informationen und speisen damit gegenwärtige und künftige Überwachungssysteme. Längst nutzen Sicherheitsbehörden, Versicherungen, IT-, Handels- oder Pharmakonzerne die Ergebnisse von Big Data-Analysen.
Mit Apps, Trackern und Sensoren kontrollieren wir bereitwillig uns selbst. Indem wir vom Hormonhaushalt zur Herzfrequenz, vom Schlafverhalten bis zum Gemütszustand Daten protokollieren, versuchen wir, uns selbst zu optimieren. Wir wollen schlanker, gesünder und leistungsstärker werden und unseren Alltag so effizient und bequem wie möglich gestalten. Die praktischen digitalen Helfer kommen diesen Wünschen spielend entgegen. Verhaltensmuster des Lebens, Eigenheiten und Ticks werden aufgezeichnet und analysiert. All das nehmen wir willentlich in Kauf oder blenden es aus. Treffend formuliert das der Slogan eines Fitness-Trackers: „We know you better than yourself“.
Die Daten, die wir heute bewusst oder unbewusst preisgeben, bestimmen auch unser zukünftiges Selbstbild – unser „future self(ie)“. Denn die Mittel der Datenüberwachung zeigen uns und anderen nicht nur, wo wir uns aktuell befinden. Zunehmend steuern sie auch, wohin wir uns bewegen und wie wir uns in Zukunft verhalten. In dem Projekt „No secrets!“, das die ERES-Stiftung gemeinsam mit dem Münchner Stadtmuseum realisiert, beleuchten Wissenschaftler und Künstler das aktuelle Phänomen: Wie lässt sich die Bereitschaft zur Selbstüberwachung erklären? Kann man sich dieser Entwicklung entziehen, ohne auf die Teilnahme an einem „zeitgemäßen“ Leben verzichten zu müssen? Welche Gefahren birgt der Hang – oder Zwang – zur Transparenz? Gibt es in der digitalen Welt ein Recht auf Vergessen?
Gezeigt werden zehn zeitgenössische Positionen, die sich mit Videos, Fotografie, Installationen und Textilarbeiten mit dem Thema Selbstüberwachung auseinandersetzen.
Künstler
Hasan Elahi, Ed Fornieles, Rafael Lozano-Hemmer, Manu Luksch/Martin Reinhart/Thomas Tode, Susan Morris, Matthias Oostrik, Trevor Paglen, Tactical Technology Collective, Unfit Bits (Tega Brain/Surya Mattu)
ERES-Stiftung
Römerstr. 15
D–80801 München
Tel +49 (0)89 388 79 0 79
Fax +49 (0)89 388 79 0 80
www.eres-stiftung.de
Presse
Kataloge/Medien zum Thema:
Ed Fornilies
a.i.p. project - artists in progress
Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Max Liebermann Haus
Kommunale Galerie Berlin
Galerie Johannisthal