In seinem medienübergreifenden künstlerischen Œuvre verfolgt Manuel Graf (*1978 in Bühl, lebt in Düsseldorf) eine kritische Auseinandersetzung an der Grenze zwischen Gesellschaftsutopie und realer Lebenswirklichkeit. Die präzisen Beobachtungen des Künstlers äußern sich in multimedialen Arbeiten, die einen kaleidoskopartigen Blick auf die menschliche Existenz eröffnen.
Graf befasst sich zeitlich dabei nicht nur mit unserer unmittelbaren Gegenwart, sondern integriert auch Phänomene der Kulturgeschichte in sein künstlerisches Schaffen. Der programmatische Ausstellungstitel »GodboX« ist ein kunsthistorischer Verweis auf ein Werk des amerikanischen Künstlers Ed Kienholz aus den 1960er Jahren und impliziert darüber hinaus eine künstlerische Janusköpfigkeit, die sich in der Wahl von weltlich-konkreten und religiösen Topoi niederschlägt: Mittels analoger und digitaler Strategien in Szene gesetzt, stellt Graf mit seinen Objekten, Filmen und Installationen, auf geradezu spielerische Weise Querbezüge zwischen Religion und Architektur, Wissenschaft und Pop-Kultur, Archäologie und Aberglaube her. Er verwendet digitale Techniken wie 3D-Animation und ArchitekturRenderings, um in seinen filmischen Arbeiten Themengebiete zu verknüpfen, die immerzu auch eine
Verbindung zwischen unterschiedlichen Territorien (Orient und Okzident), Glaubensrichtungen (Christentum, Islam und Judentum) und verschiedenen Zeitebenen herstellen. Exkursionen über die Architektur von Gotteshäusern, wie in dem Werk »Santería« (2019), erfahren ihre inhaltliche Fortsetzung innerhalb des Ausstellungsraums als installative Inszenierung.
Die Gegenüberstellung von Realem und Virtuellem erweitert sich in seinem Werk auch um die Frage, ob die neuen technischen Errungenschaften unserer Gesellschaft die erhoffte Utopie ermöglichen oder stattdessen ein dystopisches Szenario entstehen lassen. Eine Skepsis, die sich in seiner fortlaufenden Werkreihe der »Doppelgänger« (seit 2015) äußert, wo haptisch erfahrbare Objekte und Kunstwerke von Privatpersonen appropiiert werden und durch die partielle Digitalisierung der Objekte selbst ein gedoppeltes, neues und sogar »gemorphtes« Eigenleben erhalten.
Für Graf, der sich in der Vergangenheit intensiv mit der Türkei beschäftigte, ist die Auseinandersetzung mit kulturellen, historischen und technologischen Codices ein zentraler Impetus seines Schaffens. Es ist diese genuine Neugierde auf die Welt und die stetige Suche nach entsprechenden Bildern, die den Künstler umtreiben und auszeichnen.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Leopold-Hoesch-Museum in Düren, wo ein Teil der Werke im Sommer 2018 zu sehen war. Für den Kunstverein Hannover hat Manuel Graf weiter neue Werke geschaffen und den inhaltlichen Fokus erweitert.
Kunstverein Hannover
Sophienstraße 2
D–30159 Hannover
www.kunstverein-hannover.de
Presse
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Manuel Graf
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Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.