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Boris Lurie

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Cyprien Gaillard. Roots Canal

noch bis 5. Mai 2019 | Museum Tinguely, Basel

Mit seinen Filmen, Fotografien und Skulpturen beleuchtet Cyprien Gaillard (*1980, Paris) die fortwährenden Prozesse von Zerstörung, Bewahrung oder Wiederaufbau im urbanen Raum. Die in der Ausstellung «Cyprien Gaillard. Roots Canal» präsentierten Werke des Künstlers richten ihren Fokus auf das unmittelbare Bevorstehen oder den Beginn einer Metamorphose – sie dokumentieren den Moment des Zusammenbruchs oder verharren schwebend in der Instabilität einer sich entfaltenden Entwicklung. Das Museum Tinguely zeigt vom 16. Februar bis 5. Mai 2019 erstmals in Europa Cyprien Gaillards Installation mit eindrucksvollen Baggerschaufeln, die genau diesen Moment des Verharrens verkörpern. Als Metapher für die unersättliche Gier der Menschen werden diese für Grossbaustellen so charakteristischen, schweren Geräte im musealen Umfeld zu Fossilien einer zukünftigen Zeit. Im Kontrast dazu stehen der Flug exotischer Vögel über einer europäischen Stadt im Wandel, verblassende Polaroidfotos und ein halluzinatives Eintauchen in eine von Erinnerungen erfüllte Nacht im überlebensgrossen 3D-Format. Diese ungleichen, ja sogar gegensätzlichen Fragmente setzt der Künstler in seinen Werken zu einem neuen Universum zusammen, in dem Makrokosmos und Mikrokosmos, Gerät und Objekt, die Stadt und ihre Bewohner sowie Maschine und Natur ein ebenso vollkommenes wie zerbrechliches Gleichgewicht bilden.

Zerstörung, Bewahrung, Wiederaufbau: Das Schaffen des Künstlers Cyprien Gaillard (*1980, Paris) beleuchtet unser zwiespältiges Verhältnis gegenüber Zerfallsprozessen und Ruinen. Als Reisender durchstreift er die Welt, sammelt unterwegs Fundstücke und erzählt mithilfe dieser Artefakte von der unabwendbaren und unaufhörlichen Veränderung der urbanen Landschaft und damit auch von Natur und Menschen.

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Installationsansicht der in Basel präsentierten neun Baggerschaufeln © 2019 Museum Tinguely, Basel; Foto: Gina Folly, für die Werke © Cyprien Gaillard

Im Zentrum der Präsentation «Cyprien Gaillard. Roots Canal» im Museum Tinguely steht eine Installation von Baggerschaufeln. Die für Grossbaustellen so charakteristischen, schweren Geräte stehen sich in zwei Reihen gegenüber, wie ein Spalier von Soldaten. Ausser Betrieb und in einem musealen Kontext verwandeln sich die stillen Riesen in mächtige Statuen. Mit der Patina, die sie im Lauf ihres mechanischen Lebens angesetzt haben, den verblichenen Farben und den Rostflecken, die sie überziehen, erwecken die zu Standbildern gewordenen Maschinen den Anschein von archäologischen, aus den Tiefen der Erde gehobenen Funden. Trotz ihres archaischen Aussehens sind die metallenen Objekte – hervorgegangen aus der industriellen Revolution – jedoch alles andere als Relikte der Vergangenheit. Ihr Einfluss auf die Welt von heute und morgen ist ungebrochen, verkörpern sie doch das Versprechen des Wandels, der architektonischen Erneuerung und einer sich ständig neu erfindenden Urbanität. Die Installation der Baggerschaufeln von Cyprien Gaillard nimmt uns mit auf eine Reise in ein Hin und Her zwischen Vorgeschichte und Gegenwart. Zusätzlich reflektiert wird dieser Zeitsprung durch die an den Schaufeln angebrachten Stangen aus Onyx und Kalkspat: Zwischen den lichtdurchlässigen und äusserst zerbrechlichen Mineralien und dem wuchtigen Gerät, das sie zutage fördert, liegen nicht nur bis zu fünf Tonnen Gewicht, sondern auch einige Millionen Jahre.

Wie in seinem gesamten Schaffen betont Cyprien Gaillard auch mit dieser Installation, dass Aufbau und Zerstörung keine widersprüchlichen Konzepte sind. Stattdessen sind beide Teil des selben Prozesses und zeitlich eng miteinander verbunden. Um neue Gebäude errichten zu können, muss das Verschwinden von Bestehendem in Kauf genommen werden, sei es eine Landschaft, ein anderes Bauwerk oder ein Niemandsland. Der Aufbau von Neuem bedingt zwingend die Zerstörung des Vorherigen.

Aufgenommen und fortgesetzt wird dieser Gedankengang durch die ebenfalls im selben Raum gezeigte Bilderreihe Sober City (2015): Als visueller Kontrapunkt zu den Baggerschaufeln hängen an den Wänden in unregelmässigen Abständen Polaroidfotos in der für sie typischen bescheidenen Grösse, die einen städtischen Hintergrund bilden. Die Fotografien sind doppelt belichtet: Ansichten von New York überlagern Aufnahmen eines Amethystfragments aus dem New Yorker Naturkundemuseum. Durch die Verschmelzung der beiden Motive und die doppelte Belichtung wirken die Bilder so, als seien sie durch ein Prisma aufgenommen. Ein Gebäude, ein Bus, eine Skulptur oder ein Baum – die urbanen Komponenten sind kaum noch erkennbar. Beim Betrachten scheinen sie nach und nach zu kristallisieren, ähnlich wie im Science-Fiction-Roman The Crystal World von J. G. Ballard, in dem ein mysteriöses Phänomen dazu führt, dass sich Menschen, Tiere und Pflanzen allmählich in kristalline Strukturen verwandeln. Durch die Aufnahme auf Polaroidpapier, einem fragilen, vergänglichen und mit der Zeit verblassenden Trägermedium, und die Auswahl der Motive spiegeln die Sober Cities die kontinuierliche Metamorphose der Stadt wider; einer Stadt – und hier kommen wieder die Bagger ins Spiel – im ewigen Spannungsfeld zwischen dem Bewahren des architektonischen Erbes und dem Errichten neuer Bauten und damit der Entropie, dieser Unordnung der Materie im Zuge unvermeidlicher Verfallsprozesse. Mit seinen Werken beleuchtet Cyprien Gaillard diesen langsamen Übergang von einem Zustand zum anderen und die auftretenden Spannungen – physischer, ästhetischer, gesellschaftlicher oder politischer Art – zwischen Erneuerung und Vernichtung.

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Installationsansicht der in Basel präsentierten neun Baggerschaufeln © 2019 Museum Tinguely, Basel; Foto: Gina Folly, für die Werke © Cyprien Gaillard

Im nächsten Raum der Ausstellung schliesst mit KOE (2015) eine grossformatige, wandfüllende Projektion einer Videoaufnahme eines Schwarms exotischer Vögel über den Einkaufsstrassen von Düsseldorf an. Die geflügelten Besucher, ursprünglich in Asien beheimatete Halsbandsittiche, fliegen vorbei an edlen Geschäften und zwischen moderner Architektur hindurch, unter sich die permanente Baustelle, als die sich das Stadtzentrum präsentiert. Das Grün ihres Gefieders zeichnet die anachronistischen Linien nach, die eine hyperästhetisierte, innerstädtische Welt von morgen kennzeichnen, geprägt von Luxusmarken, modernen Gebäuden und omnipräsentem Konsum. Der Halsbandsittich kam einst als Käfigvogel in unsere Breitengrade und hat mittlerweile in mehreren europäischen Städten neue Lebensräume für sich entdeckt. Sein attraktives Äusseres lässt leicht vergessen, dass es sich dabei um eine invasive Art handelt, die einheimische Ökosysteme gefährdet.

Cyprien Gaillard (1980 in Paris geboren) lebt und arbeitet in New York und Berlin. Er nimmt an der Biennale di Venezia 2019 teil - und ist mit 2 Arbeiten in der von Ralph Rugoff kuratierten Ausstellung „May You Live In Interesting Times“ vertreten.

Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, täglich von 11-18 Uhr

Museum Tinguely
Paul Sacher-Anlage 1
CH-4002 Basel
www.tinguely.ch

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