Wer oder was werden wir sein? In welcher Umwelt werden wir leben? Solche Fragen haben Sie uns vor zwei Jahren anlässlich der in der Kunsthalle gezeigten Ausstellung ALMOST ALIVE gestellt. Damals habe ich beschlossen, das Thema fortzuschreiben und die Gegenwartskunst unter dem Motto SUPERNATURAL.SKULPTURALE VISIONEN DES KÖRPERLICHEN nach der Zukunft der Körperlichkeit im Zeitalter des Anthropozän zu befragen. Durch die Corona-Krise hat unsere Fragestellung und damit das Thema der Ausstellung nochmals überraschend eine neue Aktualität erfahren.
Die in SUPERNATURAL versammelten Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus elf unterschiedlichen Ländern der Welt geben ganz verschiedene Antworten auf die Frage, wie sich das Leben im Spannungsfeld Technik-Mensch-Natur zukünftig gestalten wird.
Angesichts der technologischen Entwicklung in der Biogenetik wird der Mensch zukünftig in der Lage sein, alles Lebendige – die Natur, die Tierwelt und die Ebenbilder des Menschen – existenziell zu verändern. Wie werden
die Körper der Zukunft aussehen? Werden wir angesichts humanoider Roboterwesen erst erkennen, was den Menschen wirklich ausmacht? Werden wir die humanen Fähigkeiten wie Empathie, Fantasie und Intuition zukünftig als menschliche Alleinstellungsmerkmale bewusst entwickeln oder es zulassen, dass unser psychisch-mentaler und emotionaler Resonanz-raum schwindet und wir selbst zum fremd-bestimmten Roboterwesen mutieren? Der seelenlose Cyborg Andro Wekuas und die sensiblen und der Natur zugewandten Selbstporträts Fabien Mérelles markieren die beiden gegensätzlichen Pole des in der Ausstellung SUPERNATURAL mittels hyperrealistischer und realistischer Skulptur entfalteten Themenfeldes.
Die in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstler reflektieren jedoch nicht nur Auswirkungen der digitalen Revolution und der Gentechnik auf den „posthumanen“ Menschen und die Umwelt, sondern veranschaulichen auch durch hybride Eigenschöpfungen von Tier- und Pflanzenwesen, dass die Grenzen zwischen Natur und Kultur heute fließend geworden sind.
Zu sehen sind Skulpturen von Künstlerinnen und Künstlern aus elf unterschiedlichen Ländern der Welt. Diese sind nach den Themen Technik-Mensch -Metamorphosen, Hybrid Others, Post-Nature und Künstler 4.0 gruppiert. Entstanden ist ein aufrüttelnder und teilweise auch verstörender Parcours, der einem im wahrsten Sinne des Wortes „unter die Haut“ geht und anregt, sich mit den Fragen unserer Zeit anhand post-humaner Skulptur auseinanderzusetzen.
Kunsthalle Tübingen
www.kunsthalle-tuebingen.de
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