State and Nature ist die erste große Ausstellung im Rahmen der Neuausrichtung der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Ausgangspunkt ist zunächst die Kunsthalle selbst mit ihrer historischen und aktuellen Verortung im dynamischen urbanen Gefüge der Stadt zwischen Repräsentation, Neubestimmung und Luxus. Das Team der Kunsthalle entwickelte die Ausstellung unter pandemischen Bedingungen – in einer Zeit also, in der Strukturen sichtbar und die Kategorien von Ordnung und Unordnung in Frage gestellt worden sind.
In dem gepflegten Stadtpark der Lichtentaler Allee gelegen, ist die Kunsthalle Baden-Baden als staatlich getragene Institution ein idealer Ort, um sich mit dem wandelnden Verhältnis von Staat und Natur auseinanderzusetzen – zwei Instanzen, die das Leben der Menschen massiv prägen. Die Ausstellung ist damit auch eine (selbst-)kritische Reflexion über das Erbe und Selbstverständnis der Kunsthalle als staatliche Institution im Verhältnis zu der sie umgebenden Natur und der Versuch, Politiken der Repräsentation, Selbst- und Fremdzuschreibungen sowie soziale und ökonomische Infrastrukturen neu zu bewerten.
Inspiriert von Ece Ayhans poetischem Werk Devlet ve Tabiat [State and Nature] (1973), insbesondere von Zeilen aus dem Gedicht “Monument of the Unknown Student” setzt sich State and Nature mit den Veränderungen im Verhältnis von Staat und Natur auseinander. Denn das Verhältnis von Staat und Natur ist oft mehr als eine rein binäre Beziehung. Es ist schon lange nicht mehr so, dass die Natur nur dann existiert, wenn sie vom Menschen unberührt ist, oder dass die Staatsgewalt nur zwischen den Menschen ausgeübt wird. Der aus der Ägäis stammende Ece Ayhan war ein prominenter und kontrovers diskutierter Protagonist der sogenannten İkinci Yeni-Bewegung, die die türkischsprachige Literatur
revolutionierte. Die inspirierende Kraft seines Schreibens öffnete die Lyrik für das Sprechen über nicht privilegierte Menschen, unsichtbare Gemeinschaften und kleine Gesten. In seinen Texten erscheint der Staat nicht als die das Chaos der Natur ordnende Kraft, sondern als unberechenbare Gewalt, der die Menschen ausgeliefert sind; Natur dagegen erscheint als Utopia der verlorenen Vernunft. Diese - politische - Lesart von Natur und Staat prägt auch die Ausstellung.
Insbesondere die für State and Nature neu entstandenen künstlerischen Arbeiten und Kollaborationen bilden den Rahmen, um über diese beiden Begriffe nachzudenken und die unmittelbare Umgebung der Kunsthalle mit anderen Augen zu betrachten. Die Arbeiten fordern einen neuen Blick auf historische Entwicklungen von Staat, Staatsbürgerschaft und sozialer Ordnung, weisen auf die begrenzten weltlichen Ressourcen hin und stellen genealogische Fragen zur menschlichen Präsenz auf der Erde.
Mit neu konzipierten Arbeiten und künstlerischen Beiträgen von: Andreas Achenbach, Sina Ataeian Dena, Khaled Barakeh, Yael Bartana, Mehtap Baydu, Alfredo Ceibal, Mahmut Celayir, DAF (Dynamische Akustische Forschung), Simone Demandt, Egemen Demirci & Sunette L. Viljoen, Simon Denny, Silvina Der Meguerditchian, Nina Fischer & Maroan el Sani, Regina José Galindo, Anike Joyce Sadiq, Stelios Kallinikou, Henrik Olesen, Alexandra Pirici, Agnieszka Polska, Jimmy Robert, Robodynamische Diffusion: RDD ( Michael Akstaller, Nele Jäger, Oliver Mayer, Jan St. Werner ), Gabriel Rossell Santillán, Neda Saeedi, Cengiz Tekin, Anton Vidokle, Jan St. Werner
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