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Boris Lurie

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Neue Ausstellungen im Dieselkraftwerk Cottbus mit Leon Kahane und Tina Modotti

4.3. - 7.5.23 | Dieselkraftwerk Cottbus

Leon Kahane. gedenken unserer durch die Tat!

Dem ideologischen Vermächtnis der DDR als auch der eigenen Familiengeschichte widmet sich der Künstler Leon Kahane, dessen fotografische Bilder und Neuübersetzungen von DDR-Propagandaplakaten in der Ausstellung gedenken unserer durch die Tat! im Dieselkraftwerk Cottbus zu sehen sind.

Mittels großformatiger Fine Art Prints auf Alu-Dibond widmet sich Leon Kahane (geb. 1985 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin und Tel Aviv) Themenkomplexen, die oft auch mit seiner eigenen Biografie verknüpft sind. Die von ihm abfotografierten ursprünglich DIN A4-großen, auf das Maß von 200 x 135 cm vergrößerten Ausrisse aus DDR-Propagandaplakaten stammen aus dem Archiv seines Großvaters Max Kahane. Dieser kämpfte als Mitglied der Internationalen Brigaden und später der Résistance gegen den Faschismus, lebte nach dem Zweiten Weltkrieg als jüdischer Journalist in der DDR und berichtete über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse und den Eichmann Prozess. Jene vom Künstler auf Plakatgröße gezogenen Posterfragmente entstammen den Archivordnern, in denen Max Kahane Dokumente und Recherchematerial für seine Berichte gesammelt hat.

Die Texte ebenso wie die Abbildungen der originären Plakate sind in den Arbeiten nur ausschnittweise zu lesen oder zu sehen. Sie handeln von Volk und Revolution, Opfer und Faschismus und vom Frieden in der Welt. Es gibt rein typografische Designs und solche, die die Textbotschaft mit Bildern verknüpfen. So zeigen sie mal eine Taube, dann wieder eine Weltkugel oder den Schattenriss eines historischen Schiffs. So ambivalent die Plakatfragmente durch ihre Unvollständigkeit sind, so deutlich wird der staatspolitische Zusammenhang sowie der Zweck auf den die Bilder verweisen. Denn sie erschaffen das Image der DDR als einem antifaschistischen Staat, der sich durch seine Selbstreflexion und sein Handeln positioniert. Diese staatliche Selbstreflexion und das ideologische Vermächtnis der DDR sind inzwischen sowohl in den tagespolitischen als auch in den kulturellen Debatten der Gegenwart angekommen. Doch es ist die staatliche Selbstbeschreibung der DDR als sozialistisch, solidarisch und antifaschistisch, die Kahane mit seinen Arbeiten kritisch betrachtet. Durch die Transformation der Plakate, die einst politische Botschaft waren und dann zu Deckblättern der Nürnberger Prozessakten seines Großvaters wurden, entstanden Bilder einer Geschichte, die zwar im Namen des tatsächlichen Widerstands gegen den Nationalsozialismus erzählt wurde, aber nicht ausreichend von den Menschen, die wirklich im Widerstand waren. „Es waren nur wenige Menschen in der DDR, die tatsächlich eine Widerstands- oder Opfergeschichte hatten. Für die generelle Selbstentlastung und Selbstbehauptung der DDR wurden diese Biografien benutzt. Doch die Instrumentalisierung einer nicht aufgearbeiteten, sondern idealisierten Geschichtsschreibung hat konkrete Auswirkungen auf die Gegenwart und die Zukunft,“ so Kahane.

„Jüdisch oder arabisch, Nahariya bleibt deutsch“

Den Prolog zur Einzelausstellung gedenken unserer durch die Tat! bildet die dreiteilige Text-Bild-Installation „Jüdisch oder arabisch, Nahariya bleibt deutsch“ (2001), die in der zentralen Museumshalle präsentiert wird. Dem titelgebenden Satz, der in drei Satzfragmenten über verschiedene Textbildtafeln verteilt ist, ist eine komplexe Geschichte Israels ebenso eingeschrieben, wie die Einwanderung aus Deutschland, die Staatsgründung, die kulturelle Vielfalt mit all ihrem Konfliktpotenzial, aber auch eine mögliche Neuorientierung. Am Stück gelesen ist der Satz geradezu ein historisches Zeugnis. Durch die Fragmentierung hingegen werden einzelne Aspekte und Bedingungen eines Konfliktes herausgehoben, der nicht nur die israelische und die arabische Gesellschaft bewegt, sondern auch international sehr stark rezipiert wird. Nahariya ist eine der nördlichsten Städte Israels. In ihrer heutigen Form wurde sie 1934 von jüdischen Einwanderern aus Deutschland gegründet. Nach dem UN-Teilungsplan von 1947, der die Teilung des palästinensischen Gebiets in einen arabischen und einen jüdischen Staat vorsah, wäre sie dem arabischen Gebiet zugesprochen worden. Einer Legende zufolge soll auf diese Nachricht hin ein Bürger der kleinen Stadt gesagt haben: „Jüdisch oder arabisch, Nahariya bleibt deutsch“.

Tina Modotti. Denn die Flamme stirbt nicht: Liebe, Leidenschaft und Revolution




Tina Modotti, Frau mit Fahne, 1928, Reinhard Schultz/Galerie Bilderwelt

Die aus Italien stammende Tina Modotti (1896 Udine – 1942 Mexiko-Stadt) war eine schillernde Persönlichkeit mit einem bewegten Leben. Sie war Emigrantin, Schauspielerin, Antifaschistin, Fotografin und Revolutionärin in einem. Ihren Ruhm verdankt sie nicht nur ihrem fotografischen Werk, sondern ebenso ihrem politisch-sozialen Engagement, das sie zu den Brennpunkten ihrer Epoche führte. Mit über 90 Fotografien bietet die Ausstellung Denn die Flamme stirbt nicht: Liebe, Leidenschaft und Revolution einen umfangreichen Überblick über alle wesentlichen Bereiche von Modottis fotografischem Schaffen. Neben ihren Bildern, die die schwierigen Lebensumstände in Mexiko, aber auch den Kampf für eine bessere Zukunft widerspiegeln, werden auch Fotografien anderer Autoren präsentiert, die Tina Modotti in verschiedenen Phasen ihres facettenreichen Lebens festhielten.

Tina Modotti entstammte einer Arbeiterfamilie und folgte 1913 als 16-jährige ihrem Vater in die USA, wohin dieser bereits 1905 emigriert war. 1921 lernt sie den bekannten amerikanischen Fotografen Edward Weston kennen, zu dessen Lieblingsmodell, Geliebten und Schülerin sie wird. Angezogen von der revolutionären Aufbruchstimmung in Politik und Kunst zieht sie mit ihm im Sommer 1923 nach Mexiko. Die Begegnung mit dem Land prägt ihr Leben, denn dort entsteht zwischen 1923 und 1930 ihr fotografisches Hauptwerk. Modotti fotografierte Stillleben, die Lebensrealität der arbeitenden, armen Bevölkerung, insbesondere die Situation der Frauen und Kinder, und sie dokumentiert die revolutionäre indigene Bewegung sowie Gewerkschafts- und Bauernversammlungen. Sie hält dem Land einen Spiegel vor und identifiziert sich mit ihm sozial, politisch und kulturell und entwickelt schon bald eine eigene, parteiliche Fotografie, die sich für eine gerechtere Welt einsetzt. Ihre Aufnahmen der Arbeiterbewegung der 1920er Jahre sowie ihre Fotografien der internationalen Kunstszene Mexikos, sind historische Dokumente von unschätzbarem Wert. Zu Lebzeiten wurden ihre Fotografien in internationalen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. 1927 tritt Modotti in die Kommunistische Partei ein. Gemeinsam mit ihrem Freundeskreis, zu dem unter anderem Frida Kahlo, Diego Rivera, Manuel Álvarez Bravo, Lotte Jacobi, Anna Seghers, Julio Antonio Mella und Pablo Neruda zählen, ist sie politisch aktiv. Wie viele andere linksgerichtete Emigrant*innen wird sie 1930, nach einem Attentat auf den Präsidenten Pasqual Ortiz Rubio, aus ihrer Wahlheimat ausgewiesen. Sie geht zunächst nach Berlin, dann Moskau und schließlich nach Spanien, wo sie während des Spanischen Bürgerkriegs in der Internationalen Roten Hilfe arbeitet und sich gegen den Faschismus engagiert. 1939 kehrt sie nach Mexiko zurück.

Tina Modotti war eine moderne Frau, die ihr Leben selbst bestimmte. In vielen Bereichen ihres facettenreichen Lebens und Schaffens nimmt sie eine Vorreiterrolle ein und prägt die frühe Concerned Photography maßgeblich. In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 1942 erliegt sie, im Alter von nur 46 Jahren, in einem Taxi einem Herzanfall.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit f3 – freiraum für fotografie

Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst | Cottbus | Frankfurt (Oder)
Dienstag Sonntag 11 bis 19 Uhr
Dieselkraftwerk | Uferstraße/Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus, Tel. +49 355 49494040
Dienstag Sonntag 11 bis 17 Uhr
Rathaushalle | Marktplatz 1, 15230 Frankfurt (Oder), Tel. +49 335 28396183
Dienstag Sonntag 11 bis 17 Uhr
Packhof | Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Str. 11, 15230 Frankfurt (Oder),

www.blmk.de



Presse





Kataloge/Medien zum Thema: Leon Kahane



Leon Kahane:


- GAK Bremen 2017

- Kölnischer Kunstverein 2017

- nbk Berlin 2017


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