Zum 50jährigen Jubiläum des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. erschien Ende letzten Jahres das Buch "Mäzene, Stifter und Sponsoren". Bei dem Band handelt es sich jedoch nicht um eine reine Festschrift, sondern, wie die beiden Herausgeber Walter Grasskamp und Wolfgang Ullrich im Vorwort darlegen, um ein Resümee der Ideen- und Wirkungsgeschichte des Kulturkreises mit durchaus kritischem Blick auf historische Konzepte und deren Wandel. Nichtsdestotrotz steht natürlich die berechtigte, positive Sichtweise auf eine der maßgeblichen Institutionen der Kulturförderung in Deutschland im Vordergrund.
Im ersten Teil des Bandes schildern Grasskamp und Ullrich, facettenreich und weit über eine chronologische Faktenaneinanderreihung hinausgehend, die Entstehung, Organisation und die unterschiedlichen Entwicklungsphasen des Kulturkreises. Ergänzt werden die Texte der beiden Herausgeber durch Zeitdokumente von Künstlern und Mitgliedern sowie durch umfangreiches Fotomaterial.
Die über die Jahrzehnte fast konstante Anzahl von rund 400 im Kulturkreis engagierten Unternehmen bilden ein Modellfall für ein äußerst produktives Verhältnis von Wirtschaft und Kultur. Von Beginn an gehörte die Förderung der zeitgenössischen Künste, das heißt der Musik (z.B.: Donaueschinger Musiktage), Literatur (z.B.: die Gruppe 47), Architektur (z.B.: Stiftung "Wohnen am Rande der City") und der bildenden Kunst (z.B.: die Ausstellungsreihe "ars viva"), ebenso zu den formulierten Zielen wie das Eingreifen in die kulturpolitische Diskussion und der Schutz bedeutender Werke der deutschen Kulturgeschichte.
Diesem systematischen Überblick, der den Hauptteil des Buches ausmacht, schließt sich ein Gesprächsteil an, in dem Mitglieder wie Bernhard von Loeffelholz, Eberhard Mayntz, Arend Oetker, Hubert Burda und Jürgen Zech mit den beiden Herausgebern u.a. über Sponsoring, Stiftungen und das heutige Selbstverständnis des Kulturkreises diskutieren.
Es folgt ein dritter Teil, der aus Essays mit künstlerischen, politischen oder soziologischen Schwerpunkten besteht. Hier sticht besonders das Essay von Boris Groys zum Thema "Ästhetik der Finanzierung" hervor. Groys legt fundiert kunstmarktpolitische Strukturen offen und verbindet ästhetische, ideologische sowie ökonomische Strategien zu einer Ganzheit, die traditionelle Wertmaßstäbe hinterfragt.
Ein umfangreicher Anhang beschließt das Buch, in dem alle Preisträger nach ihrem jeweiligen Fach geordnet sowie Grundsatzstiftungen, Jahrestagungen und Wettbewerbe chronologisch aufgelistet sind.
ch
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