Für den Außenraum des Kunsthauses hat die südafrikanische Künstler*innen-Kooperation MADEYOULOOK ihre erstmals auf der documenta 15 präsentierte Soundarbeit Mafolofolo ortsspezifisch erweitert. Die langfristig angelegte Installation wird am 1. August eröffnet und ist rund um die Uhr frei zugänglich.
MADEYOULOOK ist eine Kollaboration der Johannisburger Künstler*innen Nare Mokgotho und Molemo Moiloa. Aktuell ist ihre Sound- und Rauminstallation Quiet Ground im südafrikanischen Pavillon auf der Biennale in Venedig zu sehen. Ihre interdisziplinäre Praxis geht von Schwarzen Alltagspraktiken aus und ist von langfristigen Forschungsvorhaben und kollaborativen Projekten geprägt. Im Zentrum steht stets die Auseinandersetzung mit lokalen räumlichen und sozialen Beziehungen sowie Formen der Grenzauflösung – zwischen Forschung und Praxis, Inhalt und Form, Künstler*in und Publikum – zugunsten einer Verortung von Kunst im alltäglichen Leben.
Speziell für den Außenbereich des Kunsthauses Hamburg hat MADEYOULOOK eine 4-Kanal-Soundinstallation mit dem Titel Mafolofolo Revisited (2024) entwickelt: Gesang, Gespräche und Naturgeräusche durchbrechen den Lärm der viel befahrenen Hauptstraße vor der Institution. Die Lautsprecher, aus denen die Klänge ertönen, erstrecken sich entlang der Außenfassade des Kunsthauses – von der Eingangstür bis zur etwas weiter die Straße hinunter gelegenen Bushaltestelle. In einem elfminütigen Loop begleitet der Sound das städtische Leben an der Hauptstraße vom Ankommen des ersten Busses um 5 Uhr morgens bis zur Abfahrt des letzten um Mitternacht.
Mafolofolo Revisited nutzt das Potential von Klang als ein Mittel, das über geografische und zeitliche Entfernungen und Grenzen hinweg Kontexte miteinander zu verknüpfen mag. Akustisch dokumentiert die Arbeit die vielfältigen Beziehungen der südafrikanischen Bevölkerung zur Natur sowie den Wunsch nach deren Bewahrung und Pflege. In ihrer Umgebung hier hin Hamburg regt die Soundarbeit dazu an, den städtischen Alltag aus einer neuen Perspektive zu betrachten und zu hinterfragen. So lässt Mafolofolo Revisited über global geteilte Erfahrungen eines Verlusts von natürlichem Lebensraum sowie tradierten Lebensweisen nachdenken und fragt nach kollektiven Lösungsansätzen. Formale Grundlage der Arbeit ist das Prinzip des „Call and Response“. Dieses formgebende Muster, dessen Ursprung in afrikanischen Musik- und Storytelling-Traditionen liegt, durchdringt bis heute verschiedene Teile des alltäglichen Lebens dort wie Glaube, Widerstand und Protest.
Neben der Eingangstür des Kunsthauses sind zwei kleine Bänke zum Verweilen installiert. Eine während der Öffnungszeiten des Kunsthauses kostenlos zugängliche Leseecke im Foyer der Institution ergänzt die Installation im Außenbereich und lädt die Besucher*innen ein, sich eingehender mit der Landfrage in Südafrika zu beschäftigen und mehr zu der Arbeit zu erfahren.
Die Soundarbeit ist eine Weiterentwicklung der 2022 erstmals auf der documenta 15 gezeigten Ausstellung Mafolofolo. Die viel beachtete Raum- und Soundinstallation drehte sich um Fragen von Räumlichkeit und Diskriminierung. Neben der documenta fifteen sowie ihrer aktuellen Präsentation im südafrikanischen Pavillon auf der Biennale in Venedig waren Arbeiten, Publikationen und Programme von MADEYOULOOK unter anderem in der Njelele Art Station, Harare (2021); im Primary, Nottingham (2021); in der Kunsthal KAdE, Amersfoort (2018); bei Frac des Pays de la Loire, Nantes (2013) und verschiedenen Initiativen in Südafrika zu sehen. 2012 war MADEYOULOOK für den MTN New Contemporaries Award nominiert, 2017 für den Vera List Center Prize for Art and Politics der New School in New York. 2022 waren sie Stipendiat*innen des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Kunsthaus Hamburg
Klosterwall 15
20095 Hamburg
www.kunsthaushamburg.de
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