Die Landschaft hält sich seit Jahrhunderten als zentrales Motiv in der Malerei, egal welcher Stil verfolgt wird. Die Vielfältigkeit der Thematik lässt verschiedene Interpretationsweisen zu. Die Natur erweist sich dennoch in ihren künstlerischen Darstellungen zumeist als Ausdruck eines Seelenzustands, wie es etwa bei Caspar David Friedrich augenscheinlich intendiert ist; anders bei den Werken von Thomas Kohl.
Der Maler, der mit seinen "Wolkenbildern" bei der Art Cologne am Stand der Galerie Epikur zu sehen war, verweigert sich im Gegensatz zum Malerfürsten Friedrich der naturalistischen Abbildung des Motivs. Er zeichnet oder malt zwar nach der Natur, aber bildet diese nicht nach.
Die Fertigkeit diesbezüglich eignete er sich durch lange Studien der Zeichnung an, während er noch unter Gerhard Richter in Düsseldorf studierte. In seinen Skizzen verdichten sich die leichten und abstrakten Bleistiftstriche langsam zu so etwas ähnlichem wie Form; es entstehen zwar etwa Gebirgszüge, der einzelne Berg bleibt jedoch ungegenständlich, nicht wahrnehmbar. Seltsam abstrakt, fast wie Informel-Malerei wirken seine Bilder; wenn man will, kann man auch etwas ganz anderes als eine Landschaft sehen.
"Ich will keine neue Tonleiter erfinden, aber alles aus ihr herausholen", gab Kohl einmal kund. Sieht man sich die Tonleiter der Landschaftsmalerei einmal an, scheint er wirklich eine der letzten verborgenen Harmonien aus ihr herauszukitzeln. Nimmt man beispielsweise die Impressionisten als Vergleich, wird der grundsätzlich unterschiedliche Ansatz Kohls klar: Während Cézanne noch durch seine "pleine air"-Studien, die Wiedergabe des Lichts untersuchte und abzubilden versuchte, verzichtet Kohl auf jegliche Lichtquellen. Ebenso mangelt es an Parallelen zu den Informellen oder den abstrakten Expressionismus; dazu ist Kohl noch zu nah am Motiv dran.
Und dennoch offenbaren die Werke Kohls nichts Anekdotisches. Er verweigert jegliche Angaben zum konkreten Motiv. Ein Fluss ist einfach ein Fluss, und kein bestimmtes Gewässer. Kohl sucht nach dem allgemeinsten Merkmal einer Landschaft, das er dann freisetzt. So erscheint die Darstellung vielleicht als vertraut, gesehen hat man sie dennoch noch nie.
Kohls neuester Zyklus trägt den Titel "Wolken". Die Veränderlichkeit des Himmels, vielleicht eines der schwierigsten Motive der Malerei, versucht der Maler mit verlaufenden Aquarellfarben auf Büttenpapier darzustellen. Susanne Bucksfeld bemerkte in der Pressemitteilung der Ausstellung bereits, dass "eigentlich nichts als Farbspuren zu sehen ist". Als "Sehstücke" bezeichnet die Autorin die Werke Kohls. Der skizzenhafte Farbduktus ist immer noch vorhanden und entzieht so dem Dargestellten die feste Struktur. Landschaftsmalerei wird auf einmal auf verblüffende Weise wieder interessant.
Thomas Kohl wurde 1960 in Düsseldorf geboren. Zwischen 1979 und 1981 absolvierte er ein Sprach- und Philosophiestudium in seiner Geburtsstadt, anschließend immatrikulierte er sich an der Düsseldorfer Kunstakademie und avancierte zum Meisterschüler Gerhard Richters. Ab 1989 widmete sich Kohl der Malerei, ein Jahr später folgten bereits mehrere Stipendien. Ab 1991 konnte man seine Werke beispielsweise im Von-der-Heydt-Museum (Wuppertal), in der Kunsthalle Wil (St. Gallen), im Ludwig Forum für Internationale Kunst (Aachen) oder im Sinclairhaus (Bad Homburg) sehen.
M.M.
kultur-kanal.de
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