Werke aus der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland.
Zur Ausstellung
Die Ausstellung der Sammlung zeitgenössische Kunst der Bundesrepublik Deutschland war im Frühjahr 2007 anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in Brüssel zu Gast, bevor sie nun in erweiterter Form in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zu sehen ist.
Gezeigt wird eine Schau zeitgenössischer Kunst entlang drei thematischer Schwerpunkte: Existenz - Raum - Geschichte. Mit rund 60 hochkarätigen Positionen, darunter Werke von Rebecca Horn, Katharina Sieverding, Gerhard Richter und Wolfgang Tillmans, stellt sie künstlerische Reflexionen über die philosophischen Grundbedingungen des menschlichen Daseins vor und präsentiert gleichzeitig eine große Bandbreite unterschiedlicher Medien - von der Zeichnung und Malerei über Skulptur bishin zu Fotografie und Video. Die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland wurde 1970 gegründet und hat das Ziel, die künstlerische Entwicklung in Deutschland zu dokumentieren.
Existenz
Unter Existenz kann die Darstellung des menschlichen Subjekts verstanden werden, das in unterschiedlichen Zusammenhängen, in seinen historischen, sozialen, psychologischen und politischen Beziehungsfeldern künstlerisch erfasst wird. Hier sind solche Arbeiten, die sich explizit mit den konkreten sozialen, politischen und kulturellen Bedingungen des menschlichen Dasein auseinandersetzen, wie die Zeichnung Joseph Beuys", Martin Kippenbergers ironisch-plakative Auseinandersetzung mit sich selbst, seiner Rolle als Künstler ("Pop it out", 1995) oder Wolfgang Tillmans Portraitserie in der Londoner U-Bahn (2000) mit Werken konfrontiert, die sich indirekt mit der menschlichen Existenz beschäftigen - wie beispielsweise Rebecca Horns "Paradieswitwe" (1975) und "Erika" (1992) oder die Videoinstallation "ohne Titel" von Daniel Pflumm (2000).
Die Darstellung des Raumes als architektonisches und schwerer zu erfassendes zeitliches Gebilde ist eines der Hauptthemen der bildenden Kunst. Raum wird sowohl architektonisch umbauter Ort wie in Wohn- und Gesellschaftsbauten wie auch als geistige Sphäre verstanden; immer ist die psychosoziale Dimension des Raumbegriffs erfahrbar. Mögliche und reale Orte stehen im Mittelpunkt der Skulptur von Thomas Schütte ("Parkhaus", 2003) und den Fotografien von Thomas Struth ("o.T.", 1991/1992). Die psychologische Aufladung konkreter Raumverhältnisse, ihr Projektionspotential unserer ängste und Wünsche stimuliert Gregor Schneider in seinen Rauminszenierungen ("Der deutsche Beitrag - Venedig, Totes Haus u r", 2001). Michael Wesely lässt durch seine Schlitzkamera den konkreten Ort des "Wrigley´s Building" (1995) zu einem abstrakten Streifenbild werden, das an die Malereien von Barnett Newman erinnert. Heidi Specker arbeitet ebenfalls mit der Verfremdung von Fotografien. Anders als Wesely benutzt sie zur Manipulation Berliner Fassaden den Computer ("Teilchentheorie", 1998).
Geschichte
Die Geschichte ist als Hinterlassenschaft aller Bewegungsformen der Existenz im Raum ist das dritte Thema dieser Ausstellung. Der Geschichtsbegriff ist ebenso wie der Existenz- und der Raumbegriff in der Kunst vielschichtig erfahrbar: Es geht um politische Geschichtsschreibung ebenso wie um das persönliche Erzählen; um das Erfinden von Geschichten und das Interpretieren historischer Fakten.
Ein Teil der Arbeiten setzt sich mit deutscher Geschichte, dem Gedanken des "Nationalen" auseinander, ohne auf diesen Aspekt beschränkt zu bleiben. Dazu gehören Arbeiten wie das von Georg Herold aus Dachlatten konstruierte "Deutschland in den Umrissen von 1937" (1985) oder Jörg Immendorffs Malerei "Pass" (1965). Katharina Sieverdings "Deutschland wird deutscher" (1993) ist ein hervorragendes Beispiel für die politisch motivierten Arbeiten der deutschen Fotokünstlerin.
Inwiefern sich Geschichte und Erinnerung in architektonischen Konstellationen und räumlichen Sehgewohnheiten manifestiert, untersucht Thomas Demand in seinen Fotografien ("Drei Garagen", 1995). Alle drei Themen, Existenz - Raum - Geschichte, sind miteinander eng verwoben. Diese Korrespondenzen werden entlang der gewählten Werke deutlich und zeigen gleichzeitig, inwiefern konkrete Ereignisse, historische Fakten, kollektive Sehgewohnheiten und gesellschaftliche Codes in diese künstlerischen Arbeiten Eingang finden, diese jedoch zugleich überschreiten.
Der Katalog
Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Katalog in einer deutsch-englischen Ausgabe im DuMont-Verlag Köln erschienen. Mit Textbeiträgen von Beatrice von Bismarck, Eugen Blume, Anette Hüsch, Rita Kersting und Rosa Schmitt-Neubauer. Neben einführenden Essays zur Sammlung und zu den in der Ausstellung skizzierten Kapiteln, bietet der Katalog außerdem kurze Kommentare zu den einzelnen Werken sowie Informationen zur Aufgabe, Struktur und zum Bestand der Bundeskunstsammlung.
Isa Genzken
Pressesprecherin
Maja Majer-Wallat
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland,
Friedrich-Ebert-Allee 4,
53113 Bonn,
Telefon 0228-9171-204/5/6
kah-bonn.de
Kataloge/Medien zum Thema:
Gerhard Richter
Meinblau Projektraum
Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Kommunale Galerie Berlin
Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank