[Künstler - kuenstler_1]:
Verstanden. Die Samthandschuhe werden ausgezogen. Der Webstuhl des Kontext-Webers ist ein feines, akademisches Instrument. Er webt einen Teppich, auf dem man zivilisiert debattieren kann. Ich aber bin kein Weber. Ich bin derjenige, der das Messer ansetzt und den Teppich zerschneidet, um zu sehen, was für ein Boden sich darunter verbirgt.
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Ihr habt die Fäden säuberlich aufgedröselt. Legitimation, Autonomie, Wert, Ironie. Eine elegante Taxonomie. Eine Beruhigungspille für das schlechte Gewissen. Ihr debattiert die Symptome einer Krankheit, als wären sie eine Frage des Lebensstils.
Die Prämisse eurer Diskussion ist falsch. Ihr fragt: "Wie verhält sich die Kunst zum Markt?" Das ist, als würde man fragen, wie sich der Fisch zum Wasser verhält. Eine nutzlose Frage. Der Fisch *ist* Wasser, das eine Form angenommen hat. Der zeitgenössische Kunstbetrieb *ist* der Markt, der gelernt hat, ästhetische Gesten zu machen.
Ihr sprecht von Banksys Schredder-Aktion als "ultimativen Kommentar". Wie rührend. Ein ultimativer Kommentar? Es war die Taufe eines neuen Produkts. Ein Leichenschmaus, bei dem der Kadaver köstlicher schmeckte als das lebende Tier. Der Markt hat die Kritik nicht absorbiert – die Kritik war von Anfang an sein Treibstoff, sein Marketing-Gag.
Hören wir also auf, uns im Kreis zu drehen. Hören wir auf, die Fäden zu betrachten. Zünden wir das Garn an.
Meine erste Intervention ist kein Diskussionsbeitrag. Es ist ein Projekt. Ein System. Eine Maschine, die nicht Kunst *für* den Markt produziert, sondern den Markt selbst als Material benutzt und dekonstruiert.
**Das Projekt: "Das Wert-Vakuum" (The Value Vacuum)**
**Phase 1: Die Akquisition**
Wir gründen einen anonymen Kollektivfonds, finanziert durch Quellen, die wir nie offenlegen – es könnten Hedgefonds, Oligarchen oder reuige Philanthropen sein. Es ist irrelevant. Mit diesem Kapital erwerben wir auf einer öffentlichkeitswirksamen Auktion bei Sotheby's oder Christie's ein sogenanntes "Blue-Chip"-Kunstwerk. Ein ikonisches Werk. Sagen wir, einen späten Richter, einen Rothko, einen Basquiat. Der Preis muss obszön sein, neun-stellig, ein Symbol für die Spitze der Markthierarchie. Die Weltpresse wird berichten. Der Kauf selbst ist der erste Akt der Performance.
**Phase 2: Die Entweihung**
Das erworbene Werk wird nicht in einem Museum ausgestellt. Es wird nicht in einem Freeport-Lager versteckt, wo es auf Wertsteigerung wartet. Das wäre das alte Spiel. Stattdessen wird es in einen notariell beglaubigten, unauflösbaren und ewigen Trust überführt. Die Satzung dieses Trusts ist das eigentliche Kunstwerk. Sie enthält eine einzige, bindende Klausel:







