Seit Marcel Duchamps Erfindung des Readymades Anfang des 20. Jahrhunderts kann potentiell alles in der Welt Kunst sein, denn zur "Verklärung des Gewöhnlichen" (Arthur C. Danto) bedarf es keiner besonderen gestalterischen oder handwerklichen Fähigkeit des Künstlers mehr. Durch einen einfachen Auswahlakt und die neue Verortung des Objekts im Kunstkontext kann jeder x-beliebige Gegenstand in den Kunststatus erhoben werden. Mit seinen raumgreifenden Installationen aus Möbeln, Autos, Kleidung, Fahrrädern und Hausrat tritt Florian Slotawa in die Fußstapfen des Meisters der Ideenkunst.
Doch arbeitet der 1972 in Rosenheim geborene Künstler noch ökonomischer als Duchamp selbst. Statt lange nach möglichen Materialien für seine Kunst zu suchen, kreiert Slotawa seine temporären Installationen allzu oft aus seinem eigenen Privatbesitz, dem Eigentum diverser Museen, Institutionen und Sammler oder aber aus Hoteleinrichtungen. Wie ein 'Parasit' vereinnahmt er somit Objekte für seine Arbeiten, die ihm nicht einmal selbst gehören. Greift er dagegen auf seinen eigenen Besitz zurück, wirft er damit Fragen nach Identität und Eigentum, Privatsphäre und Öffentlichkeit, Heimat und Mobilität auf.
So auch bei >Untitled< (2008): Hier hat Slotawa Badewannen, Kühlschränke, Regale, Tische, Leitern, leere Getränkekisten, Hocker und eine Rolle Luftpolsterfolie fein säuberlich zu einer massiven Wand aufgetürmt, die nun den Galerieraum von Sies + Höke in der Düsseldorfer Poststraße 2 blockiert. Die Gegenstände stammen zwar aus dem Atelier des Künstlers, der laut Pressetext seinen Atelierwechsel "zum Anlaß für seine skulpturale Intervention" genommen hat, doch wirken die Objekte allesamt recht neu und unbenutzt.
Wo sich Slotawa mit seinen großformatigen Materialanhäufungen wie >Untitled< inzwischen nur noch selbst zu kopieren scheint, haben die kleineren skulpturalen Arbeiten des Künstlers durchaus ihren Reiz. "Weniger ist mehr" könnte hier das Motto lauten. Alleine das aus einer Kombination von zwei weißen, schlanken Porzellankannen mit zwei grell leuchtenden Neonröhren bestehende Werk namens >KS.037< birgt eine schlichte Eleganz in sich und rückt Slotawas Skulpturbegriff fast schon in die Sphäre des Designs.
Ebenso reduziert ist >KS.041<. Das minimalistisch anmutenden Werk besteht aus einer Ansammlung von Drahtgestellen. Schick auf einem weißen, hohen Sockel postiert, wirkt hier Alltägliches edel und auratisch.
Abb.:
- Florian Slotawa, >Untitled<, 2008, Atelierbestand (© Sies + Höke 2008)
- Florian Slotawa, >KS.037<, 2007, Skulptur, (© Sies + Höke 2008)
Dauer: 11.1.-16.2.08
Florian Slotawa
11.01. – 16.02.2008
Sies + Höke Galerie
Poststrasse. 3
40213 Düsseldorf
T + 49. 211. 13 56 67
F + 49. 211. 13 56 68
post@sieshoeke.com
sieshoeke.com
Stefanie Ippendorf
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