Das Haus der Kunst zeigt seit dem 1.11.02 noch bis zum 19.01.03 eine umfassende Retrospektive auf das künstlerische Werk Wolfgang Laibs der Jahre 1972-2002. Neben Skulpturen, Plastiken und Installationen sind auch Zeichnungen und Fotografien des Künstlers zu sehen.
Die Retrospektive führt vor Augen, dass es Wolfgang Laib nicht um Innovation oder formale Weiterentwicklung, sondern um Kontinuität geht. Seine Werke erschließen sich nicht über die Chronologie, sondern über sich in regelmäßigen Zyklen wiederholende Formen und Materialien.
Zentralen Materialien in Laib´s Werk sind Milch, Blütenstaub, Reis, Wachs und Marmor, die Formen: Kegel, Rechteck und zu Formen stilisierte Motive wie Häuser, Schiffe und Treppen kennzeichnen sein Werk.
So entsteht 1975 Wolfgang Laibs erster Milchstein: In einen rechteckig geschnittenen Marmor ist eine Vertiefung eingeschliffen, in die Milch gegossen wird. Jeden Morgen wird der Stein neu mit Milch aufgefüllt und am Abend gereinigt. Das Feste und das Flüssige scheinen ineinander überzugehen, und es entsteht ein diffiziler Balanceakt zwischen Bewegung und Stillstand.
1977 verwirklicht Laib seine erste Arbeit mit Blütenstaub von Kiefer, Haselnuss, Hahnenfuß und Löwenzahn indem er ihn als temporäres rechteckiges Feld auf dem Boden aussiebt. Der Blütenstaub der unterschiedlichen Pflanzen unterscheidet sich in Konsistenz und Farbe. Der orangegelbe Löwenzahnblütenstaub ist sehr viel grobkörniger als der feine hellgelbe Kiefernblütenstaub. Die mit Sonnenenergie aufgeladene fruchtbare Substanz erscheint als strahlende, duftende und scheinbar schwebende Form auf dem Boden. Das Wissen um ihr empfindliches Dasein - schon ein Windhauch oder eine Handbewegung kann sie zerstören - schafft eine besondere Konzentration.
Von Zeit zu Zeit nimmt Wolfgang Laib eine neue Form in sein künstlerisches Vokabular auf oder verwirklicht sie in einem anderen Material, wie etwa die Treppe. 1992 taucht dieses Motiv als Teil seiner Arbeit Untitled aus Bienenwachs auf. 2002 realisiert er die Form erstmals in schwarzem und zinnoberrotem Thitsi-Lack aus Birma (Myanmar).
Alle Arbeiten Wolfgang Laibs haben "im Grunde genommen mit ein und derselben Sache zu tun" (Laib). Es geht um eine Reise, um das Zusammentreffen von Bewegung und Stille, von Materiellem und Immateriellem, von Beständigem und Flüchtigem, um Balance und Transformation, um den Versuch, das Irrationale oder Unmögliche zu erforschen und um die Suche nach einem Eingang oder Übergang in eine "andere Welt". Wolfgang Laibs Materialien, seine Formen und sein künstlerisches Vorgehen sind von einzigartiger Einfachheit, Reinheit und konzentrierter Ruhe.
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