Ulrich Rückriem: „Dolomit, geschnitten, gespalten“, Anröchter Dolomit, 1987, 125 x 55 x 55 cm. Foto: Ingo Bustorf, Kunsthalle Bielefeld
Die Kunsthalle Bielefeld freut sich bekanntzugeben, dass ihr das Werk „Dolomit, geschnitten, gespalten“ von Ulrich Rückriem (Anröchter Dolomit, 1987) aus einer deutschen Privatsammlung geschenkt wurde.
Seit 1977 befindet sich im Skulpturenpark der Kunsthalle eine markante Skulptur von Ulrich Rückriem, (Dolomit, gespalten), die nun mit diesem Werk in sinnvoller Weise eine Ergänzung erfährt. Die Skulptur im Park ist in ihrem Charakter nahezu naturbelassen, sie erscheint so, wie der Block vom Künstler im Steinbruch ausgewählt wurde.
Die neue Skulptur hingegen wurde nach bestimmten Maßen zunächst zu einer Stelenform mit den Maßen 125 x 55 x 55 cm mit einer Steinkreissäge zugeschnitten. Nach Vorgaben des Künstlers wurde diese Stele anschließend in fünf annähernd gleiche Einzelblöcke geteilt, um dann wieder zu ihrer ursprünglichen Form zusammengesetzt zu werden. Die Teilungsspuren bleiben als lineare Gliederungsmomente an der Skulptur ablesbar.
Die Konzeption von Skulptur bei Ulrich Rückriem sucht seit den ersten Werken, die um 1968 entstanden, technische Gestaltungsabläufe nachvollziehbar zu halten. Geschnittene Steinoberflächen, Bohrlöcher und unregelmäßig den Block umlaufende Spuren der Spaltung machen so das Entstehen dieser Skulptur plausibel und sichtbar. Es werden eigentlich nur diese technischen Bearbeitungsmethoden dargestellt; Skulptur wird als ein Prozess der ihr innewohnenden Entstehung begriffen.
Der Standort von „Dolomit, geschnitten, gespalten“ nimmt nun deutlicher als jene Skulptur im Park Bezug zur sie umgebenden Architektur. Die streng geometrischen Flächen korrespondieren mit der geometrischen Struktur der Architektur des Museumsgebäudes, das von Wänden mit gerundeten Enden geprägt ist, die in frontaler Ansicht wie Säulen erscheinen. Die Skulptur von Rückriem greift dieses Motiv auf und behauptet sich im Verbund mit der Architektur als eine autonome Skulptur, die Momente von architektonischem Denken in sich birgt. Gerade darin stellt nun „Dolomit, geschnitten, gespalten“ eine ideale Ergänzung zu jenem Werk im Park dar.
Ulrich Rückriem, geb. 1938, zählt neben Carl Andre und Richard Serra zu einer Generation von Bildhauern, die ihre Innovationen in den 1960er-Jahren im Umfeld minimalistischer Tendenzen der neuen amerikanischen Skulptur entwickelt haben. Bis heute zählt er zu den wichtigsten Bildhauern der Gegenwart, und die Kunsthalle ist dankbar, dieses Werk nun in der Sammlung zu wissen. (Friedrich Meschede)
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