Der südafrikanische Künstler Kendell Geers stellt sein eigenes Leben und persönlichen Erfahrungen, seine Erinnerungen, Ängste, Begierden sowie mythologische Ideen ins Zentrum seiner Kunst. In den unterschiedlichsten Medien und Gattungen wie Installation, Skulptur, Zeichnung, Video, Performance und Fotografie setzt sich Geers mit Themen wie Glaube, Politik und Ideologie auseinander und verbindet das Private mit dem Politischen, das Poetische mit dem Elenden, und Gewalt mit erotischer Spannung. Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf die Entwicklung seiner künstlerischen Sprache und präsentiert zwei je zwölf Jahre umfassenden Werkphasen nach: von 1988 bis 2000 und von 2000 bis heute.
"In seinen Arbeiten dieser (der ersten) Periode setzte er sich mit den inneren Widersprüchen des Regimes der Apartheid auseinander und stellte jegliche Form von Macht in Frage. 1993-94, vor den ersten demokratischen Wahlen in Südafrika, trat er allen großen Parteien, von der extremistischen Rechten bis zur kommunistischen Partei, bei. Während dieser Zeit sozial-politischer Umwandlung kam es zu vielen gewalttätigen Konflikten. Am 19. Juli 1993, der Tag, an dem Geers dem African National Congress (ANC) und der Inkatha Freedom Party (IFP) beitrat, wurden sieben Mitglieder der IFP von bewaffneten ANC-Parteigängern erschossen. Indem der Künstler das gesamte politische Spektrum gleichermaßen unterstützte, prangerte er die Fetischisierung der Parteipolitik an. Die entstandene Performancearbeit "Untitled [ANC, AVF, AWB, CP, DP, IFP, NP, PAC, SACP]" war zu der Zeit so umstritten, dass der Künstler gezwungen war unterzutauchen.
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Im Jahr 2000, im für ihn symbolischen Alter von 33 Jahren, beschloss er, ein Jahr lang nicht künstlerisch zu arbeiten und sich stattdessen auf eine spirituelle Reise zu begeben, die ihn zu einer neuen Vision von Kunst führen sollte. Dieses Jahr markiert einen Wendepunkt in seiner Kunstauffassung: Durch seinen nun eher poetischen Ansatz rückt er universelle Themen wie Spiritualität und Sterblichkeit in den Mittelpunkt. Die Arbeit "Postpunkpaganpop" (2008) lädt den Besucher ein, sich seinen Weg über einen verspiegelten Boden durch ein Labyrinth aus Stacheldraht zu suchen. Was zuvor als militärische Abgrenzungstechnik diente, wird zur Kulisse für die Suche nach einer "mystischen Wahrheit": Die Spiegel reflektieren alles, was oben ist, als unten. So wird die spirituelle Sphäre mit der irdischen verbunden, die äußere, materielle mit der inneren, metaphysischen Welt."
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