Seit über dreißig Jahren erkundet Jean-Luc Moulène in seinem thematisch und medial breit gefächertem Œuvre das Wesen künstlerischer Arbeit und was es bedeutet, Autor eines Kunstwerk zu sein. Er arbeitet mit einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien – von industriell hergestellten bis zu organischen oder vorgefundenen – und in Medien wie Fotografie, Film, Malerei, Skulptur und Installation. Interdisziplinäre Kollaborationen schätzt Moulène vor allem bei Arbeiten, die sich an der Schnittstelle von Kunst und Industriedesign bewegen. Grundsätzlich zieht sich das Bewusstsein über das Verhältnis von Kunstwerken als Ware und als Teil der Warenzirkulation durch das Werk des Künstlers. Die Definition seiner Skulpturen als Objekte und die Bezeichnung seiner Werke als Produkte verweist auf die diesbezügliche Sensibilität des Künstlers. Genau wie für Moulène Fotografie zwischen Medium und
Kunst oszilliert, sieht er seine Objekte im Status zwischen Skulptur und Produkt, seine Fotografien wiederum als post-fotografische Dokumente.
Moulène, der sich selbst als Poet bezeichnet, ist neben Poesie von Mathematik – genau genommen von der Mengenlehre – inspiriert, in der er eine Metapher für sozialen Raum sieht. Beobachtung und Analyse dieses sozialen oder gesellschaftlichen Raumes, seiner Formen und Überschneidungen mit individuellen Räumen kennzeichnen viele seiner Arbeiten. In den letzten Jahren wurde Moulènes künstlerische Praxis zunehmend objektbezogen und materialspezifisch. Die besonderen Qualitäten eines Materials und vor allem seine materialspezifischen Bearbeitungsmöglichkeiten reizen ihn, diese an die Grenze zu führen. In seinen 3D-gedruckten Objekten kombiniert Moulène Formen und Objekte zu bizarren Gefügen und nimmt die Veränderung der Objekte selbst vor, statt sie nur fotografisch zu dokumentieren. Dieses Ringen um Form und Ausdruck veranschaulicht Moulènes Vorstellung von Kunst als einer Konfliktzone: das Feld der Kunst ist für ihn kein friedliches: Ein Kunstwerk enthält für ihn stets „ja“ und „nein“ und es ist die Aufgabe der BetrachterInnen, die jeweils eigene Position zu finden und zu definieren.
Jean-Luc Moulène, geboren 1955 in Reims, lebt und arbeitet in Paris.
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