Dan Flavin (1933-1996) zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Minimal Art. Der wesentliche Ansatz dieser Kunstrichtung liegt in einer radikalen Reduktion der bildnerischen Mittel auf einfache geometrische Formen und Strukturen. Diese werden unter Ausschluss persönlicher Gestaltungsmerkmale nach industriellen Normen als Objekte gefertigt. In ihrer formalen Eindeutigkeit nehmen die Werke meist Bezug auf ihre räumliche Umgebung. Dadurch werden die Wahrnehmung der Betrachter*innen sowie ihr Verhältnis zum Raum zu integralen Bestandteilen der künstlerischen Arbeit.
1963 erklärte Flavin industriell hergestellte Leuchtstoffröhren zum einzigen Material seiner Kunst. Im Kunstbau bestückte er die vier an der Decke verlaufenden Lichtschienen mit Bändern aus Leuchtstoffröhren in den Farben Grün, Blau, Gelb und Rot. Diese farbliche Setzung betont die leichte Krümmung der Architektur und lässt an die Schienen des unter dem Kunstbau liegenden U-Bahnhofs denken. Das Licht bewirkt differenzierte Farbprojektionen auf Boden, Wände und Einbauten – aber auch auf die Körper der Besucher*innen. Architektur und Licht gehen eine untrennbare Verbindung ein, die sich je nach Standort im Ausstellungsraum verändert. Ohne die Architektur zu verstellen, erzeugt Flavins Installation neue Akzentuierungen und Wahrnehmungsmöglichkeiten des Raums.
Der Kunstbau wurde vom Architekten Uwe Kiessler gestaltet und 1994 eröffnet. Mit dem unterirdischen Raum erschloss sich für das Lenbachhaus eine neue Dimension für Sonderausstellungen. Dan Flavin entwickelte eigens für die Eröffnungsausstellung die Installation Untitled (for Ksenija), 1994. Dieses Spätwerk bekräftigt seine fortwährende Arbeit im Spannungsfeld von Lichtkunst und Architektur auf eindrückliche Weise. Heiner Friedrich und Philippa de Ménil schenkten dem Lenbachhaus dieses Werk zum Andenken an ihre Eltern Harald und Erika Friedrich sowie John und Dominique de Ménil. Es ist fest in der Sammlung verankert und wird im Sinne der Stifter*innen seit 1994 nun zum achten Mal gezeigt.
Die zehn Stelen aus orangen Neonröhren Ohne Titel, die das Lenbachhaus und den Kunstbau oberirdisch verbinden, hat Dan Flavin ebenfalls 1994 als Leitsystem zwischen den beiden Gebäuden entwickelt.
Abb. Dan Flavin, Ohne Titel (For Ksenija), 1994, Neonröhren in 4 Farben: pink, gelb, blau, grün, jeweils angebracht an der Decke des Kunstbaus verlaufenden, fest installierten 4 Lichtschienen, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Schenkung Heiner und Philippa Friedrich, New York, im Andenken an ihre Eltern Erika und Harald Friedrich und Dominique und John de Menil, © Estate of Dan Flavin/VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: Städt. Galerie im Lenbachhaus
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