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Boris Lurie

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Es liebt Dich und Deine Körperlichkeit ein Verwirrter. Carina Brandes / Florian Krewer / Raphaela Sim

10.12.2022. – 19.02.2023 | Kunsthalle Düsseldorf

Fragen zu körperlicher Selbstbestimmung und Selbstgestaltung, die u.a. mit der sogenannten „sexuellen Befreiung“ in den 1960er-Jahren einsetzten, bestimmen den aktuellen wissenschaftlichen und politischen Diskurs, aber auch unseren gesellschaftlichen Alltag. In den vergangenen Jahrzehnten wurden konventionelle Vorstellungen, wie Körper aussehen, sich verhalten oder repräsentiert werden sollen, immer flexibler und fließender. Heute kommen jedoch durch die digitalen und sozialen Medien neue normative Vorstellungen von Körpern auf, die unser Selbstbild, aber auch unsere Wahrnehmung von anderen um uns herum, beeinflussen. Nicht zuletzt in der Kunst erprobte sich ein künstliches Selbst mit wandelbaren und frei zu gestaltenden Körpern, das assoziativ und ungehindert vielfältigste Formen annehmen kann.

Die Ausstellung zeigt in den als gemeinhin klassisch angesehenen Gattungen Malerei, Skulptur und Fotografie Werke von drei in den 1980er-Jahren geborenen Künstler*innen. In dem durch drei lose miteinander verknüpften Einzelausstellungen entstehenden Gedankenraum wird das Individuum körperlich und seelisch zu dem, was es potenziell darstellen oder sein könnte. Auf bildnerischer Ebene wird das Verhältnis von realer Körperlichkeit und abstrakter Psyche als Motiv aufgenommen und variiert.

Hierbei thematisieren Carina Brandes, Florian Krewer und Raphaela Simon Körperlichkeit als wechselhafte Erfahrung von permanenter Lust und Last, als Hin- und Herpendeln zwischen Anziehung und Verdrängung, Nähe und Distanz. Die Pole sind die einzelnen Subjekte sowie die Gruppe als utopischer Sehnsuchtsort, in der die*der Einzelne wie in ein größeres Ganzes aufzugehen strebt.

Die Künstler*innen definieren in ihrer Kunst dabei nichts Endgültiges, Finales, sondern die Suche nach dem Grund der Existenz von Dingen und Körpern, den Bedingungen des Menschseins als Gegenteil oder Kommentar zur Digitalität. Der Körper als Objekt der Sehnsucht ist Möglichkeit und Einschränkung in einem, Freiheit und Unterwerfung, Materie und Geist. Und dabei gleichzeitig originäres Subjekt, das immer da ist und uns durch Raum und Zeit trägt.

Der Titel der Ausstellung geht zurück auf das 2001 in Köln veröffentliche Album von Workshop (Stephan Abry, Kai Althoff, Stefan Mohr, Christoph Rath): Es liebt Dich und Deine Körperlichkeit ein Ausgeflippter


Carina Brandes
Die in Leipzig lebende Künstlerin Carina Brandes (* 1982 in Braunschweig) studierte an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Walter Dahn. In ihren SchwarzweißFotografien inszeniert sie sich meist selbst, oftmals in ungewöhnlichen körperlichen Positionen und an abgelegenen Orten, und zeigt Szenerien jenseits des Alltäglichen. Die abgebildeten Bewegungen und performativen Handlungen wirken körperlich anstrengend, intensiv und aufreibend und werden von der Künstlerin selbst als fotografische Aktionen verstanden. Sie fotografiert sie mit Selbstauslöser und belichtet die Fotografien in der eigenen Dunkelkammer.

Im Zentrum ihrer Arbeiten steht der oftmals spärlich bekleidete oder nackte weibliche Körper, der häufig mit theaterähnlichen Requisiten, bisweilen auch mit anderen Frauen, Tieren oder Pflanzen, interagiert. Die Werke Brandes' sind geprägt von Körpererfahrungen. Die Protagonistinnen scheinen die Grenzen und Möglichkeiten des eigenen Körpers zu erforschen und wirken dabei leicht entrückt, verträumt, sich der Kamera nicht bewusst. Verstärkt wird dieser Eindruck mithilfe von fotografischen Techniken wie Langzeit- oder Doppelbelichtungen, die an rauschähnliche Zustände erinnernde, geisterhafte Spuren oder Schlieren hinterlassen. Die Fotografien sind nicht als Dokumentationen, vielmehr als Stimmungsbilder zu verstehen, die sich zwischen Illusion und Wahrheit bewegen. Brandes zeigt ein großes Spektrum von Arbeiten, die seit 2008 entstanden sind, und inszeniert sie installativ in einem räumlichmalerischen Gesamtzusammenhang.

Florian Krewer
Florian Krewer (* 1986 in Gerolstein) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Peter Doig und lebt heute in der South Bronx, New York. Seine großformatigen Ölmalereien zeigen meist reduziert dargestellte Gruppen von jungen Menschen in urbaner Umgebung. Sie wirken oft angespannt und hängen in der Dunkelheit der Nacht herum. Krewer fängt dabei die Stimmung einer Generation ein, die, beeinflusst von durch Hip-Hop geprägter Popkultur, auf der Suche nach der eigenen Identität ist. Wie Carina Brandes steht auch er häufig im Zentrum seiner Arbeiten, zusammen mit Männern, Frauen und jenen, die jenseits oder zwischen den binären Geschlechtern stehen. Die abgebildeten Figuren demonstrieren eine sexuelle Identität, die keine Grenzen kennt. Krewers Werke sind teilweise explizit sexuell und bevölkert von Körpern in Aktion, von Fleischtönen und rosafarbenen Körperöffnungen. Häufig auch von
Tieren, die zwischen den Gliedmaßen oder aus den Leisten hervorspringen: Eulen, Elefanten, Adler und oftmals Tiger, die für ihn Symbole eines entschlossenen und starken Willens sind, oder Bären, die inneren Schmerz repräsentieren. Die Atmosphäre, die Krewer in seinen Malereien einfängt, ist oft Reflexion seiner Gedanken und Gefühle, wobei ihm die Malerei ermöglicht, Liebe und Begehren zu zeigen. Neben vier älteren Arbeiten zeigt er hauptsächlich Werke, die in diesem Jahr entstanden sind und eine neue, leuchtendere Farbpalette sowie spielerischere Motive und Themen aufweisen.


Raphaela Simon
Auch Raphaela Simon (* 1986 in Villingen) studierte bei Peter Doig an der Kunstakademie Düsseldorf. Heute lebt sie in Berlin und ist bekannt für ihre düster wirkenden Ölgemälde mit einfachen, undeutlichen Formen vor monochromen Hintergründen. Porträtiert werden Menschen und Dinge, die wegen ihrer reduzierten Darstellung oftmals nur anhand der Titel, die auf gewöhnliche Gegenstände oder Motive (etwa Zuckerwürfel oder Säge) hindeuten,
erkennbar sind. Ihre Figuren, skulptural oder gemalt, bleiben anonym und unnahbar. Die Gesichter kommen ohne Details aus und wirken dabei häufig außerirdisch und beklemmend, auch Kleidung und sonstige Attribute tragen Simons Figuren nicht. Während sie in älteren Arbeiten kräftigere Farben nutzte, malt Simon ihre aktuellen Figuren und Gegenstände meist in Blau-, Rot-, Rosa- oder Grautönen, auf fast immer schwarzen Hintergründen, die den Blick wie schwarze Löcher in sich hineinziehen. Die dadurch entstehende Düsternis wird verstärkt durch gemalte Käfige oder Zäune, in die Simon ihre Figuren zuweilen sperrt. Neben neueren großformatigen Ölmalereien zeigt sie eigens für die Ausstellung angefertigte gesichtslose, überlebensgroße Stoffskulpturen, die befremdlich wirken und dennoch anziehen, trotz oder vielleicht gerade weil sie sich nicht einordnen lassen. Viele ihrer textilen Skulpturen sind zeitgleich zu Malereien entstanden und lassen einen Dialog mit den Arbeiten auf Leinwand erkennen.

Kunsthalle Düsseldorf
Grabbeplatz 4 40213 Düsseldorf
www.kunsthalle-duesseldorf.de

Presse





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