Eine Ausstellung zu unserer Zeit. – Superman wird ausgebremst und fliegt gegen die Wand, eine überdimensionale hybride Häsin bietet mütterlichen Schutz, ein Seepferdchenpaar tauscht die traditionellen Geschlechterrollen und Leidenschaft schlägt Funken: Mit ausgewählten zeitgenössischen Werken von 31 Künstlerinnen verschiedener Generationen und kultureller Einflüsse widmet sich die Ausstellung im Museum Frieder Burda ausschließlich weiblichen Positionen und deren inhaltlich breitem Spektrum.
Peggy Guggenheim (1898–1979) war Kunstsammlerin, Galeristin, Mäzenin. Die legendäre US-Amerikanerin gilt als Pionierin und Unterstützerin der internationalen Avantgarde von Max Ernst über Marcel Duchamp bis zu Jackson Pollock. Ihre Rolle als Frau in einem expandierenden und männlich dominierten Kunstbetrieb erlebte auch sie als ambivalent.
Vor genau 80 Jahren präsentierte diese in ihrer visionären Galerie Art of this Century in New York die Ausstellung Exhibition by 31 Women, eine Schau, die ausschließlich Künstlerinnen eine Bühne gab und diese damit schon frühzeitig in den Fokus rückte.
Und es war Marcel Duchamp (1887–1968), eine der Schlüsselfiguren der Kunst des 20. Jahrhunderts, der ihr als langjähriger Künstlerfreund mit Titel und Konzept zur Ausstellung beratend zur Seite stand. Duchamp aber hatte noch eine andere Leidenschaft: das Schachspiel. Hier ist bekanntlich die Dame die mächtigste Figur, während der König in seinem begrenzten Aktionsradius auf den Schutz der anderen Figuren angewiesen ist.
Die seinerzeitigen Kritiken schwankten zwischen widerwilliger Bewunderung und herablassender Missachtung. Diese Urteile gipfelten in der Aussage des Kunstkritikers des einflussreichen TIME Magazine, James Stern, der die Ausstellung mit der Begründung ablehnte, dass es noch nie eine „erstklassige Künstlerin“ gegeben habe. Was für ein Irrtum schon damals!
Die konzeptionelle Grundlage dieser historisch so wichtigen Ausstellunggreift nun Der König ist tot, lang lebe die Königin auf und würdigt das künstlerische Werk von ebenfalls genau 31 Künstlerinnen, die ästhetische, politische und gesellschaftliche Transformationen unserer jüngeren Zeit thematisieren. Die Künstlerinnen erweisen sich hier als Zeuginnen ihrer Zeit, die immer auch unsere Zeit ist. Die Ausstellung beabsichtigt dabei, den hier ausgestellten Arbeiten eine eigene Stimme zu geben, frei und unabhängig von im Kulturbetrieb so beliebten ideologischen Debatten.
Dazu hat Udo Kittelmann seine langjährige kuratorische Biografie Revue passieren lassen und für ihn wie für ihren jeweiligen Kontext entscheidende Künstlerinnen eingeladen. Die Präsentation versammelt Kunstwerke unterschiedlicher Disziplinen, darunter Malerei, Skulptur, Film, Sound und Installation. Die Arbeiten fügen sich im Ausstellungsparcours zu einer narrativen Gesamtinszenierung – und bleiben doch immer als starke individuelle Positionen im Focus. „Die Ausstellung gibt den Werken eine Stimme und vertraut ihrer Kraft und Bedeutung, um sich manchmal lautstark, manchmal subtil leise durchzusetzen.“, so Udo Kittelmann.
Hiba Alansari | Thuraya Al-Baqsami | Monira Al Qadiri | Rosa Barba | Alexandra Bircken | Monica Bonvicini | Leda Bourgogne | Kerstin Brätsch | Tania Bruguera | Ceal Floyer | Galli | Asta Gröting | Roey Victoria Heifetz | Almut Heise | Leila Hekmat | Leiko Ikemura | Anne Imhof | Annette Kelm | Conny Maier | Heidi Manthey | Beatriz Morales | Sara Nabil | Helga Paris | Adrian Piper | Lin May Saeed | Karin Sander | Julia Scher | Marianna Simnett | Sturtevant | Rosemarie Trockel | Patricia Waller
MUSEUM FRIEDER BURDA
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