Der Kunstmarkt weitet sich weiter aus: Im ersten Halbjahr 2005 konnte man wieder ein Wachstum von 10,2 % verzeichnen. Interessant gestaltet sich dabei der Schaukampf der beiden Kunstmetropolen New York und London, den dieses Jahr wohl die englische Hauptstadt für sich entscheiden wird.
Dort wuchs so der Markt um sagenhafte 19 %. Insgesamt 854 Millionen US-Dollar wurden umgesetzt. Highlights bei den Auktionen waren beispielsweise Chaïm Soutines "Le pâtissier de Cagnes", das bei Christie’s für 4,5 Millionen britische Pfund verkauft wurde und Kees van Dongens "Femme a grand chapeau", für das ein Bieter den gleichen Betrag bei Sotheby’s aufbrachte. Großbritannien setzte so im ersten Halbjahr ansehnliche 38,2 % des weltweiten Umsatzes auf dem Kunstmarkt um. Sechs der zehn höchsten Auktionserlöse 2005 wurden in London erzielt.
Die USA dagegen können nur ein geringes Wachstum von 2,9 % verzeichnen, 833 Millionen US-Dollar wurden so in den Vereinigten Staaten investiert. London setzt sich also 2005 allen Anschein nach gegen New York durch, auch wenn die Auktionsrekorde freilich noch in den Staaten erfolgen: Constantin Brancusis Skulptur "Oiseau dans l’espace" avancierte bei Christie’s, New York, mit einem Preis von 24,5 Millionen US-Dollar zur teuersten Skulptur der Welt. Edward Hoppers "Chair Car" brachte es auf immerhin 12,5 Millionen US-Dollar.
Platz Drei auf der Skala belegt das wachstumsschwache Frankreich: Mit gerade mal 5,7 % Anteil am weltweiten Umsatz, fiel man bei den Verkaufserlösen um ganze 18 % nach unten. Den interessantesten Preis kann Gustave Miklos für sich verzeichnen, von dem eine Skulptur, die ursprünglich zwischen 180.000 und 200.000 Euro angesetzt, für unerwartete 1,4 Millionen Euro bei Le Mouel-Cabinet Camard an den Mann gebracht wurde.
Die vierte Position beansprucht Italien für sich. Der Kunstmarkt wuchs 2005 bisher um 10 % und verzeichnet einen Umsatz von 76 Millionen US-Dollar. Highlight: Arturo Martinis "Donna che nuota sott’acqua" bei Christie’s in Mailand, das einen Wert von 2,02 Millionen Euro erzielte.
Auf Platz fünf dagegen etablierte sich Deutschland, dass das eindrucksvollste Wachstum von 38 % vorweisen kann - auch wenn bei keiner einzigen Auktion ein Verkaufspreis von über 500.000 Euro - übrigens ähnlich wie in Belgien, Dänemark, Schweden und den Niederlanden - erzielt werden konnte.
Insgesamt sind die Preise nach Berechnungen von artprice.com um 4,1 % im Vergleich zum Vorjahr angestiegen und dennoch werden ganze 88 % aller künstlerischer Arbeiten noch immer für unter 10.000 US-Dollar verkauft, lediglich 251 Arbeiten wurden weltweit für mehr als eine Million US-Dollar erstanden.
Und auch bei den renommierten Künstlern gibt es Gewinner und Verlierer: Picasso beispielsweise büßte ganze 107 Millionen US-Dollar Verkaufsvolumen im Vergleich zum gleichen Zeitrahmen im Vorjahr ein; freilich begünstigt durch den Jahrhunderterlös von "Garcon à la pipe" im Jahr 2004. Als Gewinner gelten Constantin Brancusi, Lucian Freud ("Red haired Man on a Chair" erzielte bei Christie’s in London immerhin 3,7 Millionen britische Pfund), Max Beckmann und Kees van Dongen. Zu den Verlieren werden die Impressionisten Manet, Monet und Matisse, sowie die Künstler Renoir und Schiele gezählt, die allesamt im Vergleich zum Vorjahr weniger an Verkaufsvolumen auslösen konnten.
M.M.
Michael Marth - kultur-kanal.de
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