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Boris Lurie

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Tausend Stimmen. Eine Schau über Szeemann, Diagramme, Art Spaces und Dienstbesprechungen



Christian Jankowski, „Dienstbesprechung“, 2008, Videos und Fotografien. Courtesy Galerie Klosterfelde, Berlin

Vom 3. Mai bis 17. Juni 2012 zeigt die Galerie der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Volkspark eine Ausstellung, die das Ausstellen zum Thema macht. „Tausend Stimmen“ nähert sich mit fünf in sich bereits sehr vielstimmigen künstlerischen und gestalterischen Beiträgen dem „Medium Ausstellung“ auf komplexe, verspielte und emotionale Art. Als Ausstellung entsteht sie aus dem Nichts und verdämmert dorthin zurück. Als Ergebnis des Ausstellungsbesuches zeigt sich eine kleine Verrückung, manifestiert sich eine schmale Erlebnisspur. Eine solcherart bewegende Erfahrung kann verhindern, dass wir die Welt der Kunst noch mit den gleichen Augen wie zuvor betrachten. „Tausend Stimmen“ will die Menschen in Staunen versetzen, zu Entdeckungen anregen und den Raum für Reflexionen öffnen.

„Tausend Stimmen. Eine Schau über Szeemann, Diagramme, Art Spaces und Dienstbesprechungen“ vereint folgende künstlerische und gestalterische Beiträge:

Leila Tabassomi, Szeemann, und Jetzt?, 2011 – 2012
Das als Fragerecherche angelegte Projekt von Leila Tabassomi geht von der Prämisse aus, dass dem Mythos Szeemann nur beizukommen ist, wenn die Kuratoren befragt werden, die diesen Mythos mitbegründet haben und weiterhin aufrechterhalten. Der Schweizer Ausstellungsmacher Harald Szeemann (1933 – 2005) strebte mit seinen legendären Ausstellungen wie „When Attitudes Become Form“ (1969), „Junggesellenmaschinen“ (1975), „Monte Verità“ (1978) oder „Der Hang zum Gesamtkunstwerk“ (1983) und mit seinem imaginären „Museum der Obsessionen“ nach Grenzüberschreitungen und nach Visualisierungen von Energie und Magie. Tabassomi stellte über 30 Kuratoren je 11 Fragen, wie: Welche Rolle spielt Szeemann in Ihrer Biografie? Sie wollte wissen, welche seiner Impulse aufgegriffen, weitergeführt, modifiziert oder konterkariert werden? Mehr noch: Wie werden heute Ausstellungen gemacht? Tabassomi lässt in „Tausend Stimmen“ nicht nur die „Experten“ zu Wort kommen, sondern aktiviert gleichzeitig auch das Meinungsbild der Besucher.
GERHARD DIRMOSER, Diagrammatik der Ausstellungskunst, 2012

Gerhard Dirmoser, Diagrammatik der Ausstellungskunst, 2012
Der Linzer Künstler und Systemanalytiker Gerhard Dirmoser beschäftigt sich mit semantischen Netzen. Seine aktuelle Forschung zu einer „Diagrammatik der Ausstellungskunst“ vermittelt in visueller und verbaler Gestalt, dass Ausstellungen und Diagramme verbindende Eigenschaften aufweisen. Ihr gemeinsamer Nenner ist, dass beide Formen, Ordnungen und Gesten des Zeigens und Präsentierens verkörpern, dass beide Gefüge, Konfigurationen und Konstellationen bilden, dass beide Wissen, Orte und Kontexte zueinander in Beziehung bringen. Die Diagrammkunst von Dirmoser öffnet einen bisher ungeahnten Blick auf die Kunst des Ausstellens und begreift das Ausstellen als Erzählen, Zwischen-Räumlichkeit, Zueinander-Konstellation und Zeige-Komplex. Dirmoser verwandelt die Burggalerie in einen Ort der Sehlektüre, der seine Gedanken und Notationen zu Themen präsentiert wie Akteur, Parcours, Drama, Sockel, Blick, Schwerkraft, Archive, Zwischenraum und Materialität. Durch Texte, Bilder und Text-Bild-Hybride vermittelt sich eine Ästhetik des Kuratierens jenseits von White Cube und Wunderkammer.

Dreams of Art Spaces Collected, 2008 – 2012
In diesem künstlerischen Rechercheprojekt der Künstler/innen Dorothee Albrecht, Moira Zoitl und Andreas Schmid für die Internationale Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK) in Berlin geht es darum, Künstler, Kuratoren und Theoretiker, die sich in Non-Profit-Art-Spaces engagieren, zu ihren Praxis-Erfahrungen und Ideal-Vorstellungen von Kunstproduktion, Ausstellen und Vermitteln zu befragen. Im Blickpunkt stehen nicht in erster Linie Museen, sondern Art Spaces, Project Spaces und künstlerische Initiativen. Die in China und Europa geführten Video-Interviews gehen folgenden Grundfragen nach: Was ist die Aufgabe eines Kunstraums? Was für Strategien und Modelle werden eingesetzt? Was für ein Publikum versucht der Kunstraum anzuziehen? Wie wird über bestehende Displayformen von Kunst geurteilt? Die unterschiedlichen Stimmen im Projekt „Dreams of Art Spaces Collected“ zeigen, dass die Vorstellungen davon, wie Kunst oder die eigenen Werke gezeigt und vermittelt werden sollen, vielfältig sind und viele Kulturschaffende weltweit beschäftigt.

Christian Jankowski, Dienstbesprechung, 2008
Die Arbeit „Dienstbesprechung“ (2008) von Christian Jankowski vermittelt einen Einblick in die vielfältigen Funktionszusammenhänge der Institution Kunstmuseum. Sie zeigt, wie Jankowski im Kunstmuseum Stuttgart einen Rollentausch der einzelnen Mitarbeiter im Haus vornimmt. Die Mehrheit der Kollegen (Direktor, Kurator, Techniker, Sekretärin, Hausmeister) tauscht für einen Tag mittels Losentscheid ihre Jobs. Das Werk protokolliert einerseits in Filmaufnahmen die gegenseitigen Einweisungen: vier Minuten Zeit, um den eigenen Arbeitsplatz abzutreten, die wichtigsten Tätigkeiten zu umreißen und sich selbst in einen neuen Arbeitsplatz einweisen zu lassen. Anderseits zeigt ein Dokumentarfilm als Werbetrailer das Museum und seine Mitarbeiter an den getauschten Arbeitsplätzen: Die Kuratorin schiebt Sicherheitswache, die Direktorin verlegt Teppiche. Dabei wissen die Filmemacher nicht, dass sie es mit „Laien“ zu tun haben. Was mag der Ausstellungstechniker als Direktor zuallererst veranlassen? Wie verhält sich der Sicherheitsbeauftragte in seiner neuen Rolle als Kurator?

MATTHIAS GÖTZ und MAIKE FRAAS, Villa Paragone, 2006/08

Matthias Götz und Maike Fraas, Villa Paragone, 2006/2008
Die theoretische Debatte zu Theorie und Praxis des Ausstellens hinkt den Ereignissen hinterher, stellt Matthias Götz 2006 fest. In der „Villa Paragone“ werden im Medium Symposium und Buch die spezifischen Bedingungen und Möglichkeiten des Ausstellens besprochen, die Entwicklungsgeschichte des Ausstellens umrissen und der Blick auf die vielfältigen Beziehungen zwischen Theorie und Praxis des Ausstellens gerichtet. Im Mittelpunkt steht das Prinzip des Vergleichs (paragone), denn Ausstellen heißt immer auch: Vergleichen. Hinstellen ist das eine, Ausstellen etwas anderes – den Unterschied macht die Qualität des Vergleichens aus. Und auch die Chance, das Verglichene als Vergleich zu erkennen und einzuordnen. Das betrifft unterschiedlichste Disziplinen und Kompetenzen: Museen und Museologen, Designer und Sammler, Historiker und Szenografen, Ausstellungsmacher und Konservatoren, Dekorateure und Journalisten, Messebauer und Grafiker oder Architekten. In „Tausend Stimmen“ können sich die Besucher im „Lesezimmer“ in dem mehr als 600-seitigen Werk vertiefen.

„In guten Ausstellungen“, so Kurator Paolo Bianchi, „geht es immer auch um Dialoge und darum, den Dingen über die reine Bedeutung hinaus eine eigene Stimme zu geben. Wer über die Schwelle eines Kunstraums tritt, steht immer mittendrin in einem Archiv, einem Büro und Labor von Dingen, Werken und Erzählungen. Hier vibrieren Stimmen, leuchten Stimmungen auf, ist die Szene von leichtem Hall erfüllt. Wer als Flaneur im Parcours der ´Tausend Stimmen` umherschweift, dem sei geraten, sein Potenzial an Neugierde aufzurufen.

Die Stimmen von Werk, Künstler, Kurator und Institution erfahren durch die Präsenz der Stimmen des Publikums eine grundlegende Erweiterung. An das ´Goldene Zeitalter` der Kuratoren könnte sich schon bald dasjenige der Ausstellungsbesucher anschließen. Die Schau ´Tausend Stimmen` stellt nicht allein das Kuratieren bzw. Ausstellungsmachen in den Vordergrund, sondern geht einen Schritt weiter, indem sie das Ausstellen und Vermitteln als eine Parallelaktion denkt und zeigt. Konsequenterweise existieren hierbei keine Haupt- und Nebenstimmen mehr. Zu hören ist nur noch das große Mit- und Durcheinander. Im labyrinthischen Palaver der Stimmen gibt es keinen roten Faden der Konventionen mehr, sondern nur noch überraschende Echos, Dialoge und Spiegelungen.“

Die Schau über Szeemann, Diagramme, Art Spaces und Dienstbesprechungen wird am Mittwoch, dem 2. Mai 2012, um 18 Uhr eröffnet. Zur Begrüßung spricht Prof. Dr. Nike Bätzner, Prorektorin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. In die Ausstellung führt Kurator Paolo Bianchi ein.

Wir laden die Damen und Herren der Presse sehr herzlich zur Ausstellungseröffnung ein. Einen Gesprächstermin mit dem Kurator der Ausstellung, Herrn Paolo Bianchi, können Sie unter kurator@burg-halle.de vereinbaren.

3. 5. – 17. 6. 2012

Tausend Stimmen. Eine Schau über Szeemann, Diagramme, Art Spaces und Dienstbesprechungen

Ausstellungseröffnung: 2. Mai 2012, 18 Uhr

Burg Galerie im Volkspark
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Schleifweg 8 a
06114 Halle (Saale)
Information: 0345 7751 526
www.burg-halle.de/galerie
Öffnungszeiten: Mo – Fr 14 – 19 Uhr / Sa + So + an Feiertagen 11 – 16 Uhr

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