Nach der grossen Zeichnungsretrospektive von Markus Raetz und der Kabinett-Ausstellung mit Zeichnungen von Otto Meyer-Amden wird mit André Thomkins (Luzern 1930–1985 Berlin) in den Grafikkabinetten ein weiterer herausragender Schweizer Künstler präsentiert. Seine Zeichnungen basieren auf feinsinniger Ironie und einem ausgeprägten Sinn für das Poetische. Sein Spiel mit der Mehrdeutigkeit des Dargestellten ist inspiriert vom Dadaismus und vom Surrealismus. Die Feder- und Bleistiftzeichnungen sind gleichsam in altmeisterlicher Manier präzise ausgeführt und erinnern zuweilen an Miniaturen. Die verspielten Aquarelle zeichnen sich ebenfalls durch präzise Ausarbeitung und Raffinesse aus.
Neben dem Zeichnen beschäftigte sich Thomkins auch mit technischen Experimenten, so schuf er etwa sogenannte „Scharniere“, indem er mit Lack auf der einen Hälfte des Papiers eine Zeichnung anlegte, die er durch Faltung auf die andere Hälfte des Blattes abdruckte und somit ein symmetrisches Bild generierte. Eine wichtige Werkgruppe stellen die sogenannten „Lackskins“ dar, die er Mitte der 1950er-Jahre entwickelte. Mithilfe eines Stäbchens tropfte er Lack auf eine Wasseroberfläche, um dann diesen Film unter Einbezug des Zufalls zu bearbeiten, schliesslich auf einen Papierbogen abzuziehen und dadurch endgültig zu fixieren. Das raffinierte Verfahren erlaubte es ihm, äusserst suggestive abstrakte, aber auch figürliche Bilder zu schaffen.
1971 hat Dieter Koepplin, der von 1967 bis 1999 Leiter des Kupferstichkabinetts war, dem Künstler seine erste grosse Einzelausstellung ausgerichtet. Bereits 1969 gelangten anlässlich einer Ausstellung von Thomkins in der Galerie Handschin in Basel mit Hilfe des Karl August Burckhardt-Koechlin-Fonds erste Zeichnungen in die Sammlung. Seit 1971 kamen ebenfalls dank dieses Fonds und 1987 durch die Schenkung Hans Jakob Oeri, Basel, weitere Werke ins Kupferstichkabinett. Heute sind es 48 Zeichnungen und 7 Lackskins, von denen vier erst vor fünf Jahren erworben werden konnten und nun erstmals gezeigt werden.
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