| Arbeits- und Diskursraum | Ausstellung | Guerilla Tour |
niemand mischt sich ein | zufallsindoktrinator # 147'Fußnote' ist ein partizipatorisch-gesellschafts- und kulturpolitisches
Kunstprojekt, dass sich offensiv und konsequent für die nationale und internationale Selbstverständlichkeit von
Demokratie, Menschenrechten, Selbstbestimmung, Gemeinwohl und Fairness in allen Bereichen positioniert.
Im Künstlerhaus wird keine Ausstellung im herkömmlichen Sinne, sondern ein offener Arbeits- und Diskursraum
installiert, sowie ein Prozess gestartet, der allen offen steht und sich ständig verändert.
Zur Eröffnung ist der Raum minimalistisch mit verschiedenen Arbeitsstationen eingerichtet: Der Raum bietet
Arbeitstische, ausgestattet mit verschiedenen manuellen und digitalen Arbeitsmaterialien. Skizzen, Plänen und Plots
befinden sich an Böden und Wänden, umgeben von Artefakten, Manifesten, Dokumenten und Fragmenten aus der
Genealogie des Zufallsindoktrinators, sowie animierten Textprojektionen zu Themen der Guerilla Intervention, die seit
2000 vom starsky | niemand Team nun zum 147. mal initiiert wird.
Aktivist*innen, NGOs und zivilgesellschaftliche Organisationen wurden bereits im Vorfeld eingeladen, sich am Prozess
zu beteiligen. Während des Ausstellungszeitraumes wird starsky und ein variables, offenes, durchlässiges Team vor Ort
arbeiten, Impulstalks, Workshops und Vermittlungsprogramme anbieten. Ausstellungsbesucher*innen werden
eingeladen, sich an den Prozessen zu beteiligen.
Höhepunkte dieses gemeinsamen Arbeitsprozesses ist eine temporär, fahrende Guerilla Projektion am 9. Mai 2018, ab
20.30 Uhr: flüchtige Texte aus Licht, die durch die Stadt ziehen, an ausgewählten Orten kurz halt machen, um in kurzen
Pop-up Performances Texte auf Architektur, Objekten oder Körpern sichtbar zu machen und schnell wieder zu
verschwinden.
Beim Künstlerhaus 1050 beginnend, fährt ein Team, gefolgt von den Partizipator*innen, mit einem Projektionswagen zu
neuralgischen Punkten in der Stadt, an die Orte der Macht und der Kapitalation, an die Stätten der Menschenrechte -
Kapitalation, Migration und Staat sind die Zielpunkte der Interventionen.
Die Route, die genauen Orte, stehen zu Arbeitsbeginn noch nicht fest, sondern werden der jeweiligen Situation und
politischen Lage entsprechend im offenen Arbeitsprozess gemeinsam entwickelt und durchgeführt. Die Ergebnisse der
Dokumentation werden schließlich in den Ausstellungsraum integriert.
Am 3. und 17. Mai 2018, 18 Uhr, finden außerdem Impulstalks statt, zudem ebenso am 17. Mai 2018 die Fertigstellung
der Ausstellung mit Finissage.
Fußnote Lt. starsky | niemand: niemand mischt sich ein ist ein Modul der Serie Zufallsindoktrinator von temporären Guerilla-Projektionen im öffentlichen Raum, das von starsky | niemand seit 2000 betrieben wird.
Das Prinzip des Zufallsindoktrinators ist, die Inhalte der projizierten Texte aus Phrasen und Floskeln zu generieren, die sowohl den öffentlichen Raum als auch die Medien dominieren.
niemand ist eine multiple, polyverse Persönlichkeit, die sich jede Person aneignen kann, die sich angesprochen fühlt. Jede Person könnte niemand sein. Gleichzeitig steht niemand für all jene, die nicht „Jemand“, also wichtig, bedeutend oder mächtig sind. niemand ist Person ohne Stimme, Gewicht, Macht und Sichtbarkeit im öffentlichen Diskursraum.
Details
| Arbeits- und Diskursraum | Impulsraum | Prozess |
Besucher*innen des Künstlerhauses betreten dieses eventuell in der Erwartungshaltung eine Ausstellung vorzufinden.
Jedoch befinden sie sich unvermittelt in einem offenen Arbeitsprozess wieder, bei dem sie eingeladen sind mitzumachen
und sich individuell daran zu beteiligen. Der Raum bietet Arbeitstische, ausgestattet mit Papier, Stiften, Computern,
Druckern und Beamern. Skizzen, Pläne und Plots befinden sich an Böden und Wänden, umgeben von Artefakten,
Manifesten, Dokumenten und Fragmenten aus der Genealogie des „Zufallsindoktrinators“, somit animierten
Textprojektionen zu Themen der Guerilla Intervention, umringt von diversen Sitzgelegenheiten und Sofas, die zum
verweilen einladen. Akteur*innen arbeiten an verschiedensten Arbeitsstationen und -schritten des Prozesses vor Ort und
sind zugleich Kommunikator*innen, welche die nicht abzusehenden Prozesse moderieren und koordinieren.
In diesen Raum werden alle Aktivist*innen, NGOs, zivilgesellschaftliche Organisationen und charismatisch-eigensinnige
Einzelpersonen eingeladen Impulstalks zu bestimmten Themen zu veranstalten und / oder Inhalte, Orte oder Routen für
die Guerilla Tour einzubringen. Sowohl im Vorfeld als auch vor Ort werden Verbündete gesucht und an der
internationalen Vernetzung mit verwandten Personen, Organisationen und Projekten gearbeitet.
In diesem gemeinsamen Arbeitsprozess werden sowohl die Inhalte entwickelt, als auch die Aktionsformen generiert,
sowie die Orte und Routen für die Guerillaprojektionen konzipiert, formalisiert, materialisiert, organisiert, vorbereitet und aufgebaut.
Die Höhepunkte dieses offenen Prozesses sind die Guerilla-Touren durch den öffentlichen Raum und deren
Widerspiegelung zurück in den Ausstellungsraum in Form von Dokumenten und Artefakten – folglich manifiestiert in
einer Art Ausstellung.
| Ausstellung |
Um diesen offenen Arbeitsraum herum gruppiert sich eine Art Ausstellung, die sich aus der Genealogie von niemand
und zufallsindoktrinator speist: Dokumente, Artefakte und Utensilien jener Prozesse und Inhalte umringen diesen
Arbeitsprozess in loser Verbindung, als Beispiele faktischer Intervention, als Werkzeuge, Inspiration und Sprungbrett für
eigene, zu entwickelnden Aktionsformen.
Im Kinoraum der Ausstellung werden Montagen und Zusammenschnitte aus etwa 18 Jahren Zufallsindoktrinator sowie
von diversen „niemand“ Interventionen gezeigt, auf Wänden und Stellwänden befinden sich Zusammenstellungen
dokumentarischer Bilder, eine Serie von animierten Texten wird rundum in den Raum projiziert und sukzessive durch die bei den Touren im öffentlichen Raum projizierten, dokumentierten und zusammen geschnittenen Fassungen
ausgetauscht oder ergänzt.
Der Ausstellungsraum, der bei der Eröffnung eine Atmosphäre von Losgelöstheit und Leere suggerierte, füllt sich
zunehmend während des Prozesses und wird durch diesen sukzessive erweitert, ergänzt und komplettiert: die
Ausstellung selbst erschließt und entfaltet sich erst in ihrem Schlussbild am letzten Tag.
| Guerilla Tour |
Mit diesem Projekt entsteht eine Textprojektion im öffentlichen Raum, die so plötzlich auftaucht, wie sie wieder
verschwindet.
Eine anonyme mobile Einheit von Akteur*innen mit Pritschenwagen, Lkws, Pkws und Fahrrädern, bestückt mit analogen
und digitalen Projektoren, Aggregaten, Computern, Controllern und Operateur*innen, begleitet vom Publikum zu Fuß
und in Bussen, zieht durch die Stadt und platziert ihre Texte kontextuell präzise als riesige Projektionen an die Orte der Macht, der jeweiligen aktuellen Auseinandersetzung, der ermittelten Mittelpunkte oder der präzisen Adressat*innen für bestimmte Themen. Die fahrenden Textprojektionen werden bisweilen von Pop-up Performances durchbrochen und
verweilen an ausgewählten Orten für einen Moment. In den kurzen Pop-up Performances werden Texte durch die
Architektur, durch Objekte, durch Demoschilder oder bewegte Körper sichtbar gemacht. Die genauen Orte für die
Interventionen werden im Laufe des Arbeitsprozesses mit den jeweiligen Kooperationspartner*innen ausgewählt. Die
Gebäude, die Orte, der Weg und die Route werden anhand verschiedener Kontexte geplant: entsprechend der
politischen Fakten, der umfassenden Kapitalation, der Lage der Menschenrechte, des Genders, der Gleichstellung, der
jeweiligen brennenden Fragen zu diesem Zeitpunkt.
Die Route verläuft entlang der symbolischen Architekturen der Macht: z. B. Bundeskanzleramt, Rathaus, Parlament,
Ministerien, Gerichte, Gefängnisse und pendelt zwischen Konsumtempeln der Wegwerfgesellschaft und deren
Kehrseiten hin und her.
| zufallsindoktrinator |
niemand mischt sich ein ist ein Modul der Serie Zufallsindoktrinator, das von niemand betrieben wird: temporäre
Guerilla-Projektionen im öffentlichen Raum.
Flüchtige Texte aus Licht, welche die Stadt überziehen. vorzugsweise an neuralgischen Punkten, an Orten der Macht,
der Kapitalation, der Kirche, des Patriarchats, wo die optische Umweltverschmutzung ihre Höhepunkte erreicht und alle
Massenverdummungswaffen aufgefahren und in Stellung gebracht werden, werden Inhalte mittels Textprojektion
unübersehbar im öffentlichen Raum platziert.
Das Prinzip des Zufallsindoktrinators ist es, die Inhalte der projizierten Texte aus genau jenen Phrasen und Floskeln zu
generieren, die sowohl den öffentlichen Raum der Stadt als auch die Medien dominieren. Diese werden als
Ausgangsmaterial verwendet, abgewandelt, verfremdet, zerpflückt, auf ihre tatsächlichen, mitschwingenden oder
zugrundeliegenden Bedeutungen hin abgeklopft, entblößt und entblättert. In dadaistischer Manier werden sie dann in
den öffentlichen Raum zurückgeworfen, wo sie die ursprünglichen Texte konterkarieren und paraphrasieren.
Einerseits werden eben jene ausgeblendeten Inhalte in den öffentlichen Diskurs eingebracht, die bewusst oder in
vorauseilender Governmentalität und Unterwerfung an antizipierte, für wahr gehaltene Tatsachen und Realitäten aus der
Öffentlichkeit in die Unsichtbarkeit diffundieren.
Andererseits kann dieser Akt auch als Anleitung zur Selbstermächtigung gelesen und verstanden werden. Als
Aneignung und Wiedereroberung des öffentlichen Raumes.
| niemand |
niemand ist eine multiple, polyverse Persönlichkeit, die sich jede Person aneignen kann, die sich angesprochen fühlt.
Jede Person kann mitmachen, jede könnte niemand sein. Gleichzeitig steht niemand für all jene, die nicht „Jemand“, also
wichtig, bedeutend oder mächtig sind. niemand steht für die Personen ohne Stimme, ohne Gewicht, ohne Macht und
ohne Sichtbarkeit im öffentlichen Diskursraum.
niemand befindet sich in eindeutiger Opposition zum hegemonialen Einverständnis, niemand ist immer marginal,
Randgruppe, Minderheit oder Seltsamkeit. niemand ist dada, niemand ist temporär und niemand ist ein langjähriges,
offenes, flexibles und skalierbares politisches Projekt, das immer dann wieder auftaucht, wenn Wahlkämpfe stattfinden,
bestimmte Ereignisse neue politische Richtungen vorgeben oder der öffentliche und mediale Diskurs eine inhaltliche
Auffrischung verlangt. Und niemand ist skalierbar: niemand | zufallsindoktrinator kann als temporäre, flüchtige, kleinere
oder größere Aktion im öffentlichen Raum stattfinden, bis hin zu einer weltweiten Kampagne für Gleichberechtigung,
Menschlichkeit, Grundrechte, Menschenrechte, Frieden, Gemeinsamkeit und gegen die allgewaltige Kapitalation!
Aus dem Konzeptpapier
| ziele|
niemand ist eine anleitung zur selbstermächtigung, zugleich eine sichtbarmachnung marginalisierter inhalte | menschen
| haltungen im öffentlichen diskursraum, dessen öffnung und erweiterung niemand betreibt. niemand wirft inhalte in die
öffentliche debatte. niemand stört die politische propaganda, niemand stört die kapitalation. niemand will sand im
getriebe der geübten kommunikation sein. niemand betreibt eine art wahlkampf, ohne anzutreten. niemand ist eine
demonstration gegen die kapitalation ! zu den waffeln ! niemand sucht verwandte, verbündete und internationale
vernetzung und arbeitet an der wegbereitung für globale interventionen und aktionen. niemand ist schnell, flexibel und
skalierbar. maximalversion wäre eine internationale kampagne mit worten, texten, plakaten und projektionen im
öffentlichen raum, stickern, bannern, demoschildern, spots im fernsehen, radio, social media, artikeln und anzeigen in
tageszeitungen und wochenblättern, webseiten, blogs usw ... eben : auf allen medialen kanälen.
| Beispiele |
niemand ergreift das wort its a shame one billion rising urban intervention
http://starsky.at/niemand-ergreift-das-wort/
http://starsky.at/its-a-shame/
http://starsky.at/one-billion-rising-2018/
http://starsky.at/one-billion-rising-2017/
http://starsky.at/category/outside/urban-intervention/
Künstlerhaus 1050
Stolberggasse 26
1050 Wien
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