In den neuen Räumlichkeiten der Galerie Martin Kudlek begegnet man noch bis Ende Mai den ebenso interessanten wie amüsanten und verwirrenden Arbeiten des in London und New York lebenden Künstlers Alexander Gorlizki (*1967).
Gorlizki zeigt in seiner zweiten Einzelausstellung eine große Auswahl an Zeichnungen, die er sowohl auf alten Papieren als auch auf alten asiatischen Zeichnungen fertigt. Dabei kommt es zu komisch anmutenden Kombinationen, da Gorlizki in vielen Fällen mit der Unabdingbarkeit von Fehlinterpretationen und Zufällen spielt, die zu neuen und unerwarteten Entwicklungen bei der Beobachtung führen. (Abb. "Face Envy")
Neben solchen Arbeiten findet man zudem faszinierend feine Pinselzeichnungen, die ein Meister der Indischen Miniaturmalerei nach Entwürfen Gorlizkis anfertigte. Ebenso wie diese Miniaturzeichnungen sind die gezeigten Objekte Ergebnisse kollaborativer Projekte des Künstlers mit anderen Künstlern und Handwerkern. Gorlizkis Bewunderung der besonderen Fähigkeiten und Arbeitsmethoden dieser Leute wurzelt in seiner Leidenschaft für Kommunikation und (Mis-)Interpretation. Genuine Fake präsentiert Arbeiten, die in Zusammenarbeit mit Schuhmachern, Schmieden, Schneidern, Stickern, Steinmetzen, Miniaturmalern, wie auch Designern und Filmemachern entstanden. All diesen Werken gemein ist eine faszinierende Mischung aus Witz, Intelligenz und handwerklichem Können. So löst der im Auftrag Gorlizkis von einem Bildhauer aus Marmor gefertigte deprimierte Teddybär (Abb. "Marble Ted") im Betrachter neben einem anfänglichen Schmunzeln gemischte Gefühle aus. Ähnlich führt der "Nervöse Schuh" (Abb. "Nervous shoe") mit seinem Humor nach kurzer Zeit zu tiefer gehenden Überlegungen.
Durch die höchst unterschiedlichen Beteiligungen und Einflüsse schafft Gorlizki mit Genuine Fake ein Spannungsfeld, in dem Fragen nach Autoren- und Eigentümerschaft und nach der Ökonomie der Produktion aufgeworfen werden. Gleichzeitig werden die Erwartungen an einen Künstler, nämlich in einem homogenen Stil zu arbeiten, angefochten.
Eine ungewöhnliche und spannende Ausstellung, die einen Besuch in der Galerie Martin Kudlek wirklich lohnenswert macht.
1999 gründete Martin Kudlek in Köln eine Galerie für Kunst der Gegenwart. Der Galerist hat sich auf Fotografien, Zeichnungen und Objekte spezialisiert und präsentiert in wechselnden Ausstellungen internationale Arbeiten aus diesen Bereichen. Die bislang einzige Ausnahme bildete 2003 eine Ausstellung alter indischer Zeichnungen, welche jedoch trotz ihres Alters höchst modern anmuteten und sich überraschend frisch in einer zeitgenössischen Galerie präsentierten. Insgesamt zeichnen sich die Ausstellungen Martin Kudleks dadurch aus, dass sie vom Mainstream des Gezeigten abweichen und den Besucher immer mit einer Überraschung oder Entdeckung belohnen.
Fotos: face envy; nervous shoe, marble ted, Copyright Martin Kudlek 2004
Ausstellungen:
23. April- 28. Mai 2004 Alexander Gorlitzki „Genuine Fake“
Ab 04. Juni 2004 Simon Norfolk, Normandie- Aufnahmen anlässlich des 60. Jahrestags der Landung der Alliierten in der Normandie
Öffnungszeiten:
Di- Fr: 14-18.30 Uhr, Mi: 14-21 Uhr, Sa: 12-16 Uhr u.n.V.
Galerie Martin Kudlek
Schaafenstraße 8
50676 Köln
Tel.: 0221-72 96 67 Fax: 0221-27 12 933
MartinKudlek.de
Galerie@MartinKudlek.de
Julia Karthaus
Kataloge/Medien zum Thema:
Alexander Gorlizki
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
ifa-Galerie Berlin
Verein Berliner Künstler
neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK)
Haus am Kleistpark