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Boris Lurie

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Jacoba van Heemskerck - Kunsthaus Stade (25.9.2021 - 6.2.2022)




Kompromisslos modern

Jacoba van Heemskerck (1876, Den Haag – 1923, Domburg) hat in weniger als zwei Jahrzehnten ein kraftvolles Œuvre geschaffen, das Gemälde, Grafiken, Mosaike und Glasarbeiten umfasst. Zu Lebzeiten steht die niederländische Künstlerin im Zentrum der Avantgarde und Sturm-Bewegung um Herwarth und Nell Walden in Berlin. Bald nach ihrem Tod gerät sie jedoch in Vergessenheit, so wie viele Künstlerinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die erst langsam wiederentdeckt wurden und immer noch werden.

Rhythmische Kompositionen des Bildraums, schwarze Umrisslinien und ein intensiver Farbeinsatz prägen van Heemskercks expressive Landschafts-, Stadt- und Hafenmotive. Sie sind von der niederländischen Natur und regelmäßigen Sommeraufenthalten am Meer geprägt. Dabei geht es van Heemskerck jedoch weniger um eine unmittelbare Wiedergabe der sichtbaren Umgebung. Vielmehr eröffnet sich ihrer Auffassung nach hinter der äußeren Natur eine Welt aus Licht, Energie, Farben und Formen, die von einer Verbindung allen Lebens zeugt. Lebewesen teilen einen Élan vital, wie der Philosoph Henri Bergson es in dieser Zeit als ein vitalistisches Verständnis von Natur und Kosmos formuliert. Das Geäst und die Wurzeln eines Baums, die sich bei van Heemskerck über die gesamte Bildfläche verteilen können, werden auf diese Weise zu alles durchströmenden Lebensadern.

Van Heemskercks Lebensanschauung ist von einem damals aufkommenden Weltbild geprägt, das einen reinen Positivismus für überholt hält. Dies zeigt sich in der Lehre der Anthroposophie, mit der sich van Heemskerck beschäftigt. Auch in der Sturm-Bewegung, der sie von 1913 bis 1923 neben Künstler*innen wie Franz Marc, Wassiliy Kandinsky, Gabriele Münter oder Alexej Jawlensky angehört, werden neue Auffassungen von Kunst und Gesellschaft begründet. Heute, wo wir unter anderen Vorzeichen gefordert sind, die komplexen Zusammenhänge in der Welt als Ganzes zu sehen, ist das Werk wieder höchst aktuell.

Jacoba van Heemskerck ist nach ihrer Entscheidung für die Künstlerinnen-Laufbahn zunächst im Umfeld der Maler Jan Toorop und Piet Mondrian tätig. Sie stellt in Amsterdam, Domburg, Brüssel und Paris mit überwiegend männlichen Kollegen aus. Luminismus und Kubismus kennzeichnen ihre frühen Werke. Von 1913 bis 1923 gehört sie zur avantgardistischen Bewegung des Sturm in Berlin und ist dort nach Oskar Kokoschka die meist gezeigte künstlerische Position. Nach ihrem frühen Tod im Alter von 47 Jahren gerät van Heemskerck nahezu in Vergessenheit. Vor allem die Verbindung zu theosophisch-spirituellen Themen wurde bei der späteren Rezeption von Künstlerinnen oft nachteilig ausgelegt, während sie für Künstler, wie zum Beispiel Mondrian, wenig störend oder gar förderlich war. Die Ausstellung will auch dazu beitragen, die genderbedingte Rezeptionsgeschichte kritisch zu reflektieren.

In Deutschland fand vor rund vierzig Jahren (1983/84) die erste Einzelausstellung zu Jacoba van Heemskerck in Berlin, Stuttgart, Saarbrücken, Bonn und Erlangen statt, die zunächst wenig Nachhall hervorrief. Nach der Wiederentdeckung van Heemskercks in den Niederlanden in Folge der Ausstellung «Jacoba van Heemskerck. A Rediscovery» im Kunstmuseum Den Haag im Jahr 2005 und ihrer wichtigen Rolle in der Gruppenausstellung «Sturm-Frauen» (2015/16) der Schirn Kunsthalle Frankfurt, wird die Künstlerin nun als eine singuläre Position der Moderne auch in Deutschland einem großen Publikum vertiefend vorgestellt.

Museen Stade | Wasser West 39 | 21682 Stade
www.museen-stade.de

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