- Glitch Phenomena 3.0
- ZeM-Jahresschwerpunkt VERLUSTKONTROLLE
- Pinakothek (München): Glitch – Kunst der Störung
Wer immer sich auf die Forschungsreise zur Kunst des GLITCH begibt, wird mit dem rasanten Tempo der internationalen GLITCH-Community konfrontiert – einer unzusammenhängenden, weit verstreuten, vielseitigen Gruppe dezentralisiert arbeitender Aktivist*innen, Künstler*innen, Theoretiker*innen und Coder*innen, die ihre Ideen auf höchsten technischen Niveaus austauschen und sich auf internationalen Festivals, digitalen Plattformen und Symposien treffen.
Eine große Faszination geht von den Phänomen der Störungen aus, die nicht unter Kontrolle zu bringen sind lassen: auf Seiten der Künstler*innen UND des Publikums. Die PLATFORM GLITCH AESTHETICS hat einen internationalen Ankerpunkt in Potsdam / Brandenburg geschaffen, um von hier aus wirken zu können. Mit Hilfe der Stiftung Kunstfonds NEUSTARTplus Plattformen der Bildenden Kunst aus den Mitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) konnte 2023 eine Grundlage geschaffen werden.
„Die technologische Definition von GLITCH beschreibt einen vorübergehenden Ausfall oder eine vorübergehende Unterbrechung eines erwarteten Betriebsablaufs innerhalb eines digitalen Systems. In der Kunst umfasst es die metaphorische, konzeptionelle/taktische oder ästhetische Nutzung technologischer Störungen. GLITCH kann verwendet werden, um die inhärenten Politiken des Mediums in Bezug auf Genre, Benutzeroberfläche, Normen und Erwartungen zu kritisieren. Als Theoriemoment/um ist es eine Theorie der Veränderung, mit einer sinnvollen Stilisierung und einer eigenen „Sprache“. Glitches können jedes Medium in einem kritischen Zustand der Hypertrophie darstellen: als ruiniert, unerwünscht, unerkannt, zufällig und schrecklich.“
(Zitat: Rosa Menkman, Definitions of Glitch, 22. März 2023, Lecture Performance, Digitalvilla, Auftaktveranstaltung)
Die programmierten und absichtlichen Störungen in der Ästhetik des GLITCH wirken wie Zufälle, sind es aber nicht. Die künstlerischen Manipulationsprogramme wie Databending, Datamoshing, Misalignment, Misregistration & Distortion, unterliegen ständigen Entwicklungsprozessen. Im Kontext des GLITCH Feminismus eröffnen sich weitere subversive Perspektiven. Im Jahr 2023 wurde mit der ersten GLITCH ART-Auktion bei Sotheby's in New York GLITCH: BEYOND BINARY deutlich, dass der GLITCH auf dem internationalen Kunstmarkt angekommen ist; und dass die vernetzte Community in der Lage ist, den Ausschluss von Künstlerinnen zu sanktionieren. (Tagesspiegel, Mai 2023, Kunst gewordene Verweigerung. Glitch Art am Griebnitzsee)
Die Anfänge der digitalen Kunst und des kritischen GLITCH reichen bis ins Jahr 1990 zurück, sie knüpfen an Dekonstruktionen von Visualität als Teil der kritischen künstlerischen Praxis an. Wenn im GLITCH Bilddateien zerlegt, zerstört oder beschädigt werden, wird hier die Tradition von Collage, Synästhesie, Kubismus, Konzeptkunst, Installation, Intervention mit digitalen Mitteln fortgeführt. Oft mit Ergebnissen höchster ästhetischer Qualität und Hintergründigkeit. Der GLITCH oszilliert dabei zwischen Politik und Protest, Dekonstruktion und Identität. Insbesondere die internationalen politischen Umbrüche der Jahre 2010-2011-2012 und die Demokratiebewegungen finden in den Dekonstruktionen des GLITCHS eine neue Visualität und einen digitalen Unterschlupf für verborgene Botschaften, Camouflage und Widerstand.
Dokumentation:
GLITCH PHENOMENA 3.0
GHOST*s OF MY LIFE*s
Ein kuratorisches Essay von Verena Voigt M.A.
Unter dem Titel VERLUSTKONTROLLE__noisy deep islands__ lädt die Digitalvilla am 4. + 8. Dezember in Zusammenarbeit mit Verena Voigt M.A. (GFZK e.V.) zu insgesamt acht hybr*d lecturƎ pƎrformancƎs ein. Das Brandenburgische Zentrum für Medienwissenschaften hat das Jahresthema 2023/24 VERLUSTKONTROLLE ausgeschrieben und die Digitalvilla/ GFZK e.V. hat eine der Förderungen für ein kreatives Veranstaltungsformat erhalten. Nachdem Auftakt am 4. Dezember mit Glitch-Aktivisten und -Artists wie Michael Betancourt @glitcharts , Luis Borchardt @luisadrianborchardt + Dean Schwarz @coloronfilm , Ian Keaveny @akacrashstop , Rosa Menkman @_menkman , Till Rückwart @tillrueckwart und Niklas Washausen @niklas_washausen ist am 8. Dezember die Künstlerin und Forscherin Joana Moll (Barcelona, Köln) zu Gast in der Digitalvilla. Sie setzt die Schlüsselbegriffe Internet-Materialität, Überwachung, soziales Profiling, Schnittstellenpolitiken und Energieverluste mit dem Reflexionsbegriff VERLUSTKONTROLLE in ein theoretisches Spannungsverhältnis. Die Moderation des Beitrags von Rosa Menkman übernimmt Till Rückwart, Jan Distelmeyer moderiert den Vortrag von Joana Moll.
Kataloge/Medien zum Thema:
Luis Borchardt
Haus am Kleistpark
Haus am Kleistpark
a.i.p. project - artists in progress
GalerieETAGE im Museum Reinickendorf
Max Liebermann Haus