Die britischen Künstler John Wood (*1969) und Paul Harrison (*1966) arbeiten seit 1993 zusammen. In ihren Werken – filmische Arbeiten, Zeichnungen, Objekte und Skulpturen – setzen sie sich mit menschlichen Verhaltensweisen, mit Kommunikation und mit Regelwerken unseres Alltags auseinander. Insbesondere die Filme des Künstlerduos, die minimalistisch inszeniert sind, bewegen sich zwischen Zufall, Kontrolle und dem Verlust dieser. John Wood und Paul Harrison verbinden in kurzen Sequenzen Ernsthaftigkeit und Absurdität und halten mit Humor den Spiegel vor. Dabei werden Gegenstände und Handlungen in klare Choreografien eingebunden und erprobt. Oft geschieht dabei Unvorhergesehenes. Die Filme des Künstlerduos gleichen Untersuchungen, die pseudowissenschaftlichen Charakter haben und die in eigens erstellten Räumen stattfinden. Alles folgt einer geplanten Choreografie und trotzdem übernimmt meist der Lauf der Dinge die Oberhand.
Am Anfang der Entwicklung künstlerischer Ideen stehen für John Wood und Paul Harrison Zeichnungen. So haben alle Werke der Künstler eine graphische Qualität. Sprache und Sprachgebrauch ist ein weiteres zentrales Thema der Künstler. Wie wird Sprache verwendet und wie vieldeutig ist sie zu verstehen oder auch nicht? Dies setzen die Künstler in Neonarbeiten und Installationen im öffentlichen Raum um. Die Ausstellung John Wood und Paul Harrison. OH in der Kunsthalle Göppingen legt den Schwerpunkt auf die filmischen Arbeiten des Künstlerduos und zeigt eine Auswahl an Werken aus den vergangenen 16 Jahren.
Ergänzt wird sie durch die eigens für den öffentlichen Raum in Göppingen entwickelte Installation 21 Signs for a City (2025). 21 Schilder im Stadtraum unterbrechen gewohnte Sichtweisen und fordern mit Humor unsere alltägliche Wahrnehmung heraus. Die Installation von 21 Schildern in Göppingen begleiten den Fußweg vom Bahnhof zur Kunsthalle Göppingen. Sie flankieren verschiedene Wege durch die Stadt: Wahlweise kann eine direkte Route genommen werden oder es führen Wege durch die Innenstadt – vorbei an Geschäften, am Rathaus, durch die Parks bis zum Museum.
Die öffentlichen Skulpturen 21 Signs for a City wirken auf den ersten Blick wie alltägliche Verkehrsschilder, die den Weg weisen oder Informationen vermitteln. Sie zeigen nirgendwo hin, weisen und verlangen nichts von ihren Betrachtenden. Als Schilder verweisen sie auf sich selbst, sagen Dinge, die allgemein bekannt sind und fordern nur dazu auf, ein wenig über Worte wie „Today“ oder über die dargestellten Bilder zu sinnieren. In der Innenstadt fügen sich die Schilder in die Umgebung ein und bringen neue und humorvolle Zusammenhänge zu Tage. Sie gehen spielerisch mit der Organisation unseres Alltags um, der stets von Hinweistexten reguliert und gesteuert wird, und ermöglichen einen Zustand des Nichtstuns und Nichtmüssens angesichts einer Vielzahl von Schildern und Fassadenschriften im urbanen Alltag.
Außerdem in der Kunsthalle Göppingen:
Ausstellung C1 Kunsthalle Göppingen
Heike Weber und Walter Eul - treasure
In der Installation treasure verbinden Heike Weber und Walter Eul präzise Technologie mit sinnlicher Materialität. Das Werk besteht aus 2419 teilverspiegelten, mundgeblasenen Glaskugeln, die in einem exakten Raster angeordnet sind – eine Referenz an digitale Displays, die jedoch durch die physische Präsenz der Objekte transformiert wird. Die irisierenden, goldenen Oberflächen der Glaskugeln fangen das projizierte Licht ein, brechen und reflektieren es. Der Name treasure (deutsch: Schatz) spiegelt sich in dieser kostbaren Materialität wider, die dem Werk eine ephemere, gleichzeitig aber haptisch ansprechende Qualität verleiht. Je nach Blickwinkel erzeugen die konkaven und konvexen Spiegelungen unterschiedliche visuelle Tiefen und Selbstreflexionen des Betrachters.
Die Farbpalette oszilliert zwischen kühlen Grün- und Blautönen, die an frühe Bildschirmtechnologien erinnern und warmen Rottönen, die sich in den Brechungen und Spiegelungen vervielfältigen. Diese Farbwechsel werden in Echtzeit generiert und reagieren auf die akustische Ebene der Installation.
Der klangliche Aspekt von treasure ist ebenso durchdacht wie der visuelle: Über einen Analogsynthesizer werden generative Sounds erzeugt, die mittels eines selbstentwickelten Videoanalysetools mit den projizierten Bildern korrespondieren. Die Software verknüpft den Soundpool mit den Animationen und schafft ein synästhetisches Erlebnis, bei dem die elektronischen Klänge die Immersion verstärken.
In der abgedunkelten Atmosphäre des Raums C1 entfaltet die Installation ihre volle Wirkung.
treasure positioniert sich bewusst an der Schnittstelle zwischen digitaler und analoger Wahrnehmung. Der homogenen Ästhetik digitaler Oberflächen setzt das Werk eine vielschichtige, materielle Qualität entgegen.
Die Künstler
Heike Weber (*1962, Siegen) erforscht in ihrer künstlerischen Praxis die Grenzen räumlicher Wahrnehmung. Bekannt für ihre raumgreifenden Zeichnungen, transformiert sie alltägliche Materialien wie Haarnetze, Silikonstränge und Fenstermalfarben in dynamische Muster, die die architektonischen Grenzen von Wänden und Räumen neu definieren. Ihre interdisziplinären Arbeiten bewegen sich souverän zwischen Zeichnung, Relief, Skulptur und Installation.
Walter Eul (*1967, Wuppertal) vereint in seinen Projekten Informatik und Kunst zu einer kohärenten interdisziplinären Praxis. Seit 2006 realisiert er unter dem Namen "deckkraft" mit Marc von Criegern partizipative, ortsspezifische Malereien, die den Dialog zwischen Raum und Betrachter fokussieren.
Weber und Eul kollaborieren seit 2014 bei Kunst-am-Bau-Projekten für öffentliche Räume, darunter bemerkenswerte Installationen im U-Bahnzugänge am HBF Bonn, im Foyer der Messe in Taipei (Nangang Exhibition Center) und im Atrium des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg. Die Künstler leben und arbeiten in Köln beziehungsweise Düsseldorf.
Kunsthalle Göppingen
Marstallstr. 55
73033 Göppingen
www.kunsthalle.goeppingen.de
Presse
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Galerie im Saalbau
Kommunale Galerie Berlin
Haus am Lützowplatz
Verein Berliner Künstler