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Annelies Štrba – Wonder, Kunstverein Ulm (17.9.-29.10.06)



"Der Rhythmus von Venedig ist wie das Atmen", lässt John Berendt in seinem Buch "Stadt der fallenden Engel" den Grafen Girolamo Marcello sagen. "Flut, Hochdruck: angespannt. Ebbe, Niedrigdruck: entspannt. … Unser Rhythmus ist der der Adria. Der Rhythmus des Meeres." Das Wasser gibt auch den Rhythmus in Annelies Štrbas neuestem Video "Venedig" vor, das vom 17. September bis zum 29. Oktober im Kunstverein Ulm zu sehen sein wird. Zusätzlich zu dieser bisher noch nicht öffentlich gezeigten Arbeit werden in der Ausstellung mit dem Titel "Wonder" das Video "Frances und die Elfen" sowie eine Reihe von Fotografien der Schweizer Künstlerin vorgestellt.

In ihren Aufnahmen, mit denen die gelernte Fotografin Annelies Štrba (*1947) seit 1990 auf sich aufmerksam macht, dominieren die kleinen unspektakulären Szenen aus ihrem direkten Umfeld: ihre Töchter, die Enkel, ihr Garten, der Berg gegenüber.1997 entdeckt Annelies Štrba das Medium Video für sich. Ihre neueren Arbeiten basieren zumeist auf Standbildern ihrer Videos. Durch die formale, aber besonders die farbliche Überarbeitung erhalten diese Werke eine eigentümliche Expressivität. Die Pixelstruktur bleibt sichtbar und provoziert malerische Effekte. Figuren und Naturansichten erscheinen magisch-mythisch überhöht. Das archaisch-weibliche Prinzip ist Ausgangspunkt, seine Darstellung in poetischen Bildern zentrales Anliegen des künstlerischen Schaffens. Annelies Štrba hat bisher 18 Video-Filme gedreht, darunter eigenwillige Stadtporträts von Tokio, Berlin und New York. Für ihre Arbeiten sucht die Künstlerin den besonderen Ort, den Ort mit einer Geschichte.

Peter Esterházy, der ungarische Schriftsteller, behauptet in seiner "Verbesserten Ausgabe", der Text wisse mehr als er, enthülle mehr Wahrheit, als er, der Autor erkennen könne. In gewisser Weise trifft diese Einschätzung auch auf die Werke von Annelies Štrba zu. Die Abfolge von Bildern kreiert eine Atmosphäre, die Bedeutung schafft. Versuche, ihre Arbeitsweise zu beschreiben, enden häufig mit dem Hinweis auf seherische Praktiken. Viele ihrer Arbeiten wirken halluzinatorisch und phantastisch, dem Dämmerschlaf oder Traum entrissen. Wie Elfen, Lichtgestalten, Mittelwesen kommen die Figuren auf ihren Bildern daher, entrückt, erhöht, im Einklang mit ihrer Umgebung, sei es die natürliche oder die häusliche. Betörende Musik wird mit den Elfen in Verbindung gebracht, bisweilen werden auch die Seelen Verstorbener unter die Elfen aufgenommen. So drückt sich in der Suche nach den Elfen auch eine unbestimmte Sehnsucht nach dem Verlorenen aus. 1917 behaupteten Frances Griffith und Elsie Wright, sie hätten in der Nähe von Cottingley in der Grafschaft Yorkshire Elfen gesehen. Da ihnen niemand glaubte, präsentierten sie Fotografien, die sogar veröffentlicht wurden. Arthur Conan Doyle, der geistige Vater des hellsichtigen Sherlock Holmes, hielt die Fotos für echt. Fünfzig Jahre später enthüllten die beiden die Fälschung. Sie hatten die Elfen aus "Princess Mary’s Gift Book" ausgeschnitten und in die Fotografien montiert. Auf diese Begebenheit bezieht sich das Video "Frances und die Elfen".

Als "Inszenatorin des Lebens" ist Annelies Štrba von Kunstkritikern beschrieben worden, deren Werke an eine Theaterbühne erinnerten. Auch ihr Venedig-Video wirkt wie ein "theatrum mundi", ein Welttheater, in einer bekannten, jedoch für diesen Zweck perfekten Kulisse. Die Stadt wirkt wie ein Organismus, sie atmet im Rhythmus der Lagune. Amöbenhaft verwandelt sie ihre Gestalt. Die Palazzi mutieren zu architektonischen Skeletten, legen Strukturen bloß, Fenster an Fenster reiht sich, Bogen an Bogen, im sanften Wiegen des Meeres. Die Menschen sind Teil dieser Bewegung, auf Booten, auf dem Markusplatz, Rückenfiguren, sich manchmal an den Händen haltend, mal deutlicher, mal nur schemenhaft wahrnehmbar. Und wenn dann der Himmel von blau zu grau verschwimmt und die Reihen der Fenster, Säulen und Bögen von Reihen von Gräbern abgelöst werden, wer dächte nicht bei der nächsten auftauchenden Gondel an Charon, den Fährmann, der in der Unterwelt die Verstorbenen über den Styx setzt.
Das Video spielt mit den Bildern von Venedig, die sich durch Vorstellungen und Bilder in Literatur und Filmen festgesetzt haben. "Wir Venezianer sehen Brücken nicht als Hindernisse", fährt der oben erwähnte Graf fort. "Für uns sind Brücken Übergänge.... Sie sind die Verbindungsglieder zwischen zwei Teilen eines Theaters, wie Kulissenwechsel, oder wie die Entwicklung vom ersten zum zweiten Akt eines Theaterstücks. Während wir eine Brücke überqueren, verändert sich unsere Rolle. Wir wechseln von einer Wirklichkeit … zu einer anderen Wirklichkeit." Zum Abschied grüßt der Ponte di Rialto. Venedig, gesehen von Annelies Štrba auf ganz persönliche Weise, ist ein Epos über das Leben und die Zeit. Psychedelic Trance, die auf die Leibesmitte zielende, den Betrachter in die Bilder hineinsaugende Musik des knapp vierzigminütigen Videos hat Samuel Schobinger, der Sohn von Annelies Štrba, komponiert. In seinem "Opus day" unterlegt er sphärische Klänge mit Tönen, die an Wassertropfen und kleine Kaskaden erinnern. (Presse /KV Ulm)

Abbildung: Wonder 2006, Nyima 291, © Annelies Štrba

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag 11.00 bis 17.00 Uhr.

Kunstverein Ulm
Schuhhaussaal / Kramgasse 4
89073 Ulm
Tel. 0731/ 66258

kunstverein-ulm.de

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