Imagination Becomes Reality. Eine Ausstellung zum erweiterten Malereibegriff
Totgesagte leben länger. Zwar wurde das Ende der Malerei seit dem Beginn der Moderne gleich mehrmals ausgerufen, doch illustriert nicht nur der Boom der Neuen Leipziger Schule, daß Malerei als eine der ältesten Kunstgattungen überhaupt nicht aus der Kunstproduktion und dem Kunstbetrieb wegzudenken ist. Sowohl im Bereich der Video-, Projektions- und Medienkunst als auch bei raumgreifenden Installationen werden malerische Bildstrategien angewendet und die Grenzziehung zwischen den einzelnen Kunstgattungen wird zunehmend schwerer. Die Ausstellung >Imagination Becomes Reality< hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Malerei von heute und deren Relevanz einmal näher “unter die Lupe“ zu nehmen. Gleichsam als Laborsituation konzipiert, verdeutlicht die Schau mit Werken von fünfzig Künstlern aus der Sammlung Goetz, daß Malerei längst mehr ist als bloß zweidimensionale Arbeiten auf Leinwand.
Die Ausstellung in Karlsruhe ist der sechste und abschließende Teil bzw. die Konklusion aus der von der Kunstsammlerin Ingvild Goetz und dem Direktor ihrer Kollektion, Stephan Urbaschek, konzipierten Ausstellungsreihe >Imagination Becomes Reality<. Was seit dem Sommer 2005 in den Räumen der Münchner Sammlung unter den Überschriften >Expanded Paint Tools<, >Painting Surface Space<, >Talking Pictures<, >Borrowed Images< und >Fantasy and Fiction< in fünf Ausstellungskapiteln mit maximal acht Künstlern gezeigt wurde, ist in Karlsruhe noch einmal neu zusammengestellt und durch elf weitere Künstler ergänzt worden.
Als Parcours gedacht, beginnt die Schau mit der "Feier" des Tafelbildes. Zeitgenössische Malergrößen wie Franz Ackermann, Eberhard Havekost, Frank Nitsche und Thomas Scheibitz betören hier mit ihren meist großformatigen, zwischen Figuration und Abstraktion changierenden, knallig bunten Leinwänden. Gleichzeitig illustrieren die skulpturalen, mit Neonfarbe bemalten Holzarbeiten von Scheibitz, wie schnell der Schritt von der Leinwand in den Raum getan ist, die Malerei von zwei Dimensionen in eine dritte erweitert werden kann.
Äußerst vielseitig geht es weiter im Programm: man stößt auf Digitaldrucke, die nur so tun, als ob sie Malerei seien (Markus Selg), auf Malerei, die u.a. mit Nadel und Faden entstanden ist (Michael Raedecker und Ivan Morley), auf materiallastige Bastelarbeiten im Bilderrahmen (David Thorpe) und auf mit Projektionen kombinierte Wandgemälde (Zilla Leutenegger). Selbst vor zeitbasierten Künsten wie z.B. Video oder Film macht die Malerei nicht Halt: Die wundervollen, poetischen Arbeiten von William Kentridge und Jochen Kuhn sind komplett aus Zeichnungen bzw. malerischen Abfolgen generiert.
>Imagination Becomes Reality< würdigt die heutige Malerei in all ihren Facetten und verdeutlicht, daß ihr in ihrer Erweiterung keine Grenzen gesetzt sind. Das vielzitierte Ende der Malerei scheint weit, weit entfernt und das ist gut so, denn "Malerei sticht ins Herz!", so Gregor Jansen, Leiter des Museums für Neue Kunst.
Abbildungen:
- Zilla Leutenegger, »Corridor«, 2004; Foto: courtesy Sammlung Goetz, Wilfried Petzi, München
- William Kentridge, Filmstill aus »Tide Table«, 2003/4; courtesy Sammlung Goetz, courtesy William Kentridge
- Frank Nitsche, »POG-33-2002«, 2002; Foto: courtesy Sammlung Goetz, Wilfried Petzi, München
Imagination Becomes Reality. Eine Ausstellung zum erweiterten Malereibegriff.
Werke aus der Sammlung Goetz
17.02. - 01.05.2007
ZKM І Museum für Neue Kunst
Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe
zkm.de
sammlung-goetz.de
Stefanie Ippendorf
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