Dachlatten, Ziegelsteine, Autolack, Kaviar - ob das Material aus dem Fachhandel oder dem Feinkostladen stammt: Georg Herold (*1947) liebt es, die Kunst vom Sockel auf den Boden zu holen. Scharfsinnig und schlagfertig, verschmitzt und zuweilen schlüpfrig, spielt er seit Ende der Siebziger Jahre mit Materialien und Begriffen. Ihn interessiert das sich immer aufs Neue verändernde Verhältnis von Gesellschaft und Kunstbetrieb.
In der Sammlung des Museum Ludwig befinden sich zahlreiche Werke des Kölner Künstlers aus der Zeit zwischen 1986 und 2001. Jetzt wurde er eingeladen, eine eigene Präsentation seiner Arbeiten zu konzipieren. Herold zeigt im großen Oberlichtsaal neue figurative Plastiken und konfrontiert diese mit früheren Werken aus der Sammlung des Museum Ludwig wie der Vitrine Künstlerische Medizin, Patho-Ontologie (1995), dem Kaviarbild Ohne Titel (Beluga) (1991), der Arbeit …bin mal eben Zigaretten holen (1986) und der Installation zweier Türen mit den Beschriftungen There is nothing left – There is no right (1992).
wo man kind – lautet der überraschende Titel der Installation Georg Herolds im Museum Ludwig. Grammatikalisch gesehen eine unsinnige Konstruktion. Die Bedeutung der einzelnen Wörter kennt aber jeder und auch der Bezug der Wörter untereinander erschließt sich: Frau (wo-man), Mann (man), Kind, oder im Allgemeinen Menschheit (man-kind), sogar die Fragen Wo noch Kind? Wo schon Mann? oder Wo man was darf und was nicht? könnten intendiert sein.
Als drei Meter hohe kantige Plastiken sind Mann, Frau und Kind im Saal anzutreffen. Sie bestehen aus einer Konstruktion aus Holzlatten, die miteinander verschraubt wurden bis das Gerüst eine menschliche Silhouette ergab. Mit Leinwand bespannt und mit Autolack lackiert, bekamen die überlebensgroßen Gestalten jeweils als Attribut eine lange Dachlatte.
Aus Holzlatten bestehen auch drei Vitrinen, die leicht versetzt nebeneinander platziert sind. Neben die Vitrine Künstlerische Medizin. Patho-Ontologie (1995) stellt Herold eine mit Holzabfällen gefüllte Vitrine und eine leere zerstörte: Die kritische Reflexion des eigenen Werks ist eröffnet – seine Verfügbarkeit und Interpretation werden hinterfragt. Die Kunst wird auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: wo man sind.
Abbildung: Georg Herold, "Platz des Himmlischen Friedens", 2005, Dachlatten, Ziegelsteine auf Leinwand, Acryl, 240 x 170 cm
Öffnungszeiten:
Di-So 10-18 Uhr, jeden 1. Fr im Monat 10-22 Uhr
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
Tel:+49-221-221-26165
Fax:+49-221-221-24114
museum-ludwig.de
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