Vom 15. März bis zum 15. Juni 2008 zeigt das Museum Ludwig eine Gegenüberstellung von Portraits der Paula Modersohn-Becker und ägyptischen Mumienbildnissen. Wertvolle, fragile Mumienbildnisse aus hochkarätigen internationalen Sammlungen sind erstmals in einem Museum moderner Kunst zu sehen und werfen ein neues Licht auf die Werke der norddeutschen Künstlerin.
Als Paula Modersohn-Becker 1903 zum zweiten Mal nach Paris reist, entdeckt sie in der ägyptischen Abteilung des Louvre antike Mumienportraits, die sie fortan in ihren Bann ziehen werden. Begeistert notiert sie in ihr Tagebuch: "Jetzt fühle ich tief, wie ich an den Köpfen der Antike lernen kann. Wie sind die groß und einfach gesehen! Stirn, Augen, Mund Nase, Wangen, Kinn, das ist alles. Es klingt so einfach und ist doch sehr, sehr viel". Sie erkennt eine Nähe zu ihren eigenen Bildern, in denen sie nach einer Direktheit sucht, die möglichst naturnah und künstlerisch, allgemeingültig und modern wirken sollte. In den Mumienbildnissen findet sie ein Vorbild, das überzeitliche Gültigkeit bewiesen hat. Die Portraits sind nahezu 2000 Jahre alt. Um 100 bis 300 n. C. im Fayumtal angefertigt, wurden die dünnen Holztafeln auf die Gesichter der Toten gelegt und in die Mumien eingebunden - und Ende des 19. Jahrhunderts von Forschern und Abenteurern wieder ausgegraben.
Die Frische, Eleganz und frappierende Modernität der Portraits sprach sich schnell herum. Große Museen, wie Louvre und British Museum kauften ganze Konvolute, und nicht nur unter Künstlern kursierten Stiche der antiken Schönen in hoher Auflage. Für Paula Modersohn-Becker sollten sie zu einer Hauptquelle ihrer Portraitmalerei werden. Bildausschnitt und Technik, aber auch Haltung und Blick entlehnte sie den ägyptischen Vorbildern - und entwickelte daraus doch ihren ganz eigenen Stil.
Die Ausstellung konzentriert sich auf die letzten Schaffensjahre der jungverstorbenen Modersohn-Becker. Gezeigt werden 25 radikal moderne Portraits aus den Jahren 1903-1907, die den Einfluss der antiken Malerei deutlich werden lassen. Durch die direkte Gegenüberstellung mit den geheimnisvollen Mumienbildnissen, bietet die Ausstellung die einmalige Chance, die außergewöhnliche Auseinandersetzung Modersohn-Beckers mit ihren antiken Vorbildern nachzuvollziehen.
Die Ausstellung ist eine Übernahme aus dem Paula Modersohn-Becker-Museum in Bremen, wo sie von Rainer Stamm kuratiert wurde.
Zur Ausstellung ist im Hirmer-Verlag ein Katalog erschienen, Hrsg. Rainer Stamm, 220 Seiten, 29 Euro.
Abbildung:
- Paula Modersohn-Becker
Selbstbildnis nach halblinks, die Hand am Kinn
Sommer 1906
Privatbesitz
- Bildnis einer jungen Frau
Um 120/130 n. Chr.
34,2 x 16,4 cm
Enkaustik auf Holz mit Blattgold
Er-Rubayat
Privatbesitz (Erlangen, Archäologische Sammlung der Universität, Leihgabe)
Öffnungszeiten:
Di-So 10-18 Uhr, jeden 1. Fr im Monat 10-22 Uhr
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
Tel:+49-221-221-26165
Fax:+49-221-221-24114
museum-ludwig.de
Kataloge/Medien zum Thema:
Paula Modersohn-Becker
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
Galerie Beyond.Reality.
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Haus am Kleistpark
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