Der einzige deutsche Preis für Kunstkritik geht an den in Österreich lebenden Soziologen und Publizisten Jens Kastner. Die Jury würdigt die Unabhängigkeit und Unkonventionalität des Wiener Kulturkritikers, für den das Schreiben über Kunst immer auch eine politische Perspektive hat.
Der promovierte Soziologe Jens Kastner, der seit 1995 als freier Autor für verschiedene Medien arbeitet, wird mit dem Preis für Kunstkritik 2011 ausgezeichnet, der von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) in Kooperation mit der ART COLOGNE verliehen wird. Der Preis, der mit 3.000 Euro dotiert ist und sich an freie Journalisten richtet, wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal öffentlich ausgeschrieben. In der Begründung des Preisgerichts heißt es:
„Der Jury ging es in ihrer Entscheidungsfindung nicht um die stilistischen Merkmale einer journalistischen Handschrift allein. Sie wollte ausdrücklich eine kritische Haltung würdigen, für die publizistische Unabhängigkeit und eine sorgfältige, Satz für Satz erarbeitete Analyse wichtiger ist als die Orientierung an schnelllebigen Trends. Jens Kastner verkörpert in seinen Texten diese Unabhängigkeit in herausragender Weise. Er macht sich das Handwerkszeug des gelernten Soziologen zu Eigen, um die Funktionsweisen und Betriebszusammenhänge der Bildenden Kunst zu durchleuchten. Dabei zwingt er künstlerische Praxis nie in starre Raster. Die Jury will hervorheben, dass Kastner auch Randbereichen des Kunstbetriebs Aufmerksamkeit schenkt und seine Sprache sich frei von Mystifikationen und Wortschablonen ganz verschiedenartige Themen erschließt. Kunstkritik ist hier stets Kulturkritik, verliert aber Künstler und Kunstwerk nicht aus den Augen und verbindet den Einzelfall geschickt mit dem Horizont breiterer gesellschaftlicher Entwicklungen.“
Ausdrücklich würdigten die Juroren das Niveau der eingereichten Arbeitsproben und ihre Vielfalt:
„Die Jury war von der hohen Qualität der Einsendungen beeindruckt. Erfreulicherweise waren auch spezialisierte Genres der Kunstkritik wie die Marktberichterstattung oder kunstwissenschaftliche Ansätze vertreten. Die Jury hält diese Vielfalt für wichtig und war bemüht, die verschiedenen Perspektiven nach ihren je eigenen Kriterien zu würdigen.“
Der Preis wird durch die ADKV seit 1999 ausgelobt, seit 2006 in Kooperation mit der ART COLOGNE, die auch das Preisgeld stiftet. Die Auszeichnung würdigt das Engagement freier Kunstkritikerinnen und -kritiker, die sich in der Fach- und Tagespresse oder in anderen Medien mit zeitgenössischer Kunst und ihrem sozialen Kontext auseinandersetzen.
Mitglieder der Jury 2011: Catrin Lorch (Süddeutsche Zeitung); Dr. Jennifer Allen (Kunstkritikerin und ehem. Preisträgerin); Thomas Locher (Künstler, Berlin/Kopenhagen); Marius Babias (Direktor n.b.k., Berlin); Gerrit Gohlke (Kunstkritiker und Vorstandsmitglied der ADKV).
Bisherige Preisträger: Jennifer Allen (2009); Rudolf Schmitz (2008); Ludwig Seyfarth (2007); Catrin Lorch (2006); Dominic Eichler (2005); Gregory Williams (2004); Raimar Stange (2003); Renate Puvogel (2002); Jan Verwoert (2001); Stefan Römer (2000); Hans-Christian Dany (1999).
Die Preisverleihung findet am Samstag, 16. April 2011, um 14 Uhr im OPEN SPACE der ART COLOGNE statt.
kunstvereine.de
Medienmitteilung
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