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Kunst im Umbruch: Ein Generationswechsel im globalen Kunstmarkt
Eingabedatum: 11.08.2025
Symbolbild
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Der globale Kunstmarkt, seit jeher ein komplexes Geflecht aus ästhetischem Anspruch und ökonomischer Realität, befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Aus kunsthistorischer Perspektive ist es faszinierend zu beobachten, wie sich die traditionelle Dichotomie zwischen dem ideellen Wert eines Kunstwerks als kulturellem Artefakt und seiner Rolle als Handelsware unter dem Einfluss einer neuen Generation von Käufern neu definiert. Die anfängliche Euphorie um Phänomene wie Non-Fungible Tokens (NFTs), die eine radikale Verschmelzung von Kunst und Kapitalismus versprachen, mag sich gelegt haben. Doch NFTs und die zugrunde liegende Blockchain-Technologie haben unzweifelhaft die Diskussion um digitales Eigentum und Authentizität im Kunstmarkt nachhaltig beeinflusst und sind Symptom eines viel größeren, generationenbedingten Paradigmenwechsels.
Der Generationswechsel: Eine neue Ära des Sammelns
Der bemerkenswerteste Wandel im aktuellen Kunstmarkt ist der spürbare Rückgang des Durchschnittsalters der Kunstkäufer und der rasante Einfluss von Millennials (geboren 1981-1996) und der Generation Z (geboren 1997-2012). Diese „digital Natives“ bringen nicht nur eine neue Kaufkraft mit, sondern auch völlig neue Präferenzen und Motivationen, die die traditionellen Sammelgewohnheiten herausfordern.
Während Millennials in den Jahren 2020 und 2021 die höchsten Ausgaben im Kunstmarkt verzeichneten und vermögende Millennials durchschnittlich 3 Millionen US-Dollar über zwei Jahre investierten – mehr als das Sechsfache der Babyboomer –, zeigen neuere Daten aus 2023-2024, dass die Gen X sie bei den durchschnittlichen Ausgaben überholt hat. Dies deutet auf eine höhere Anfälligkeit der Millennials für wirtschaftliche Unsicherheiten hin, schmälert jedoch nicht ihre Rolle als treibende Kraft, insbesondere im Bereich der aufstrebenden und ultra-zeitgenössischen Kunst.
Die Generation Z, die jüngste Gruppe von Sammlern, gewinnt ebenfalls rasant an Bedeutung. Zusammen machten Millennials und Gen Z (bis 44 Jahre) im Jahr 2024 zwischen einem Viertel und einem Drittel aller Bieter und Käufer bei großen Auktionshäusern aus – eine Verdopplung ihres Anteils innerhalb von fünf Jahren. Bei Christie's weltweit gehören etwa 30 % der Käufer und Bieter zu dieser Altersgruppe. Besonders bemerkenswert ist der Nahe Osten, wo dieser Anteil bei Neukäufern sogar bei 58 % liegt, was auf die junge Bevölkerung der Region zurückzuführen ist.
Diese jungen Sammler sind nicht nur digital versiert, sondern auch preissensibler. Obwohl der globale Kunstmarkt 2024 einen Rückgang des gesamten Verkaufswertes um 12 % und des Auktionsumsatzes um 33,5 % verzeichnete, stieg die Anzahl der Transaktionen gleichzeitig um 3 % bzw. 5 %. Dies bedeutet, dass mehr Kunstwerke zu niedrigeren Durchschnittspreisen verkauft wurden (von 19.530 US-Dollar im Jahr 2023 auf 12.310 US-Dollar im Jahr 2024) . Dies weist auf eine Demokratisierung des Marktes hin, da jüngere Käufer in zugänglichere Preissegmente eintreten und den Markt in der Breite beleben.
Gen X und Babyboomer: Anker und Erbe
Während Millennials und Gen Z die Zukunft des Kunstmarktes gestalten, bleibt die Generation X (geboren 1965-1980) das aktuelle Kraftzentrum der Ausgaben. Im Jahr 2023 übertrafen sie die Millennials als größte Kunstkäufer, mit durchschnittlichen Ausgaben von 578.000 US-Dollar, einem Anstieg von 3 % gegenüber 2022. Dieser Vorsprung setzte sich im ersten Halbjahr 2024 fort. Mit größerem angesammelten Vermögen können Gen X-Sammler Kunstwerke in einem breiten Preisspektrum erwerben. Ihre Präferenzen zeigen eine Neigung zu Antiquitäten und dekorativer Kunst, was darauf hindeutet, dass ästhetische Überlegungen für das Zuhause eine wichtige Rolle spielen. Ihr Fokus auf „bewährte Künstler“ in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit macht sie zu einem stabilen Anker für den High-End-Markt.
Die Babyboomer (geboren 1955 - 1969) haben ihren Markteinfluss im Vergleich zu jüngeren Generationen schwinden sehen. Ihr Engagement in digitalen Kanälen für den Kunstkauf ist merklich geringer; weniger als die Hälfte kaufte Kunst online, im starken Kontrast zu 92 % der vermögenden Millennials. Ihre durchschnittlichen Kunstausgaben betragen ab 2023-2024 etwa die Hälfte derer der Gen X. Dennoch wird der Einfluss der Babyboomer den Kunstmarkt auf eine andere, noch tiefgreifendere Weise prägen: durch den „Großen Vermögenstransfer“. In den nächsten zwei Jahrzehnten werden schätzungsweise 84 Billionen US-Dollar an Vermögenswerten, darunter erhebliche Kunstsammlungen, von älteren Generationen an Gen X, Millennials und Gen Z übergehen. Allein in den USA werden 20 % der Erbschaften wohlhabender Amerikaner Familienkunstsammlungen umfassen. Dieser immense Vermögenszufluss wird jüngere Sammler befähigen, wirkungsvolle Entscheidungen zu treffen und die Nachfrage nach neuen und aufstrebenden Künstlern weiter anzukurbeln. Über 80 % der wohlhabenden Personen unter 40 Jahren sammeln bereits Kunst oder planen, damit zu beginnen.
Engagement- und Kaufkanäle: Die digitale Revolution
Die Art und Weise, wie Kunst gekauft und verkauft wird, hat sich dramatisch verändert, maßgeblich beeinflusst durch die digitale Affinität der jüngeren Generationen.
Auktionshäuser wie Christie's und Sotheby's haben die digitale Transformation aktiv vorangetrieben. Online-Auktionen übertrafen im Jahr 2020 erstmals die Marke von 1 Milliarde US-Dollar. Christie's verzeichnete 2024 einen Anstieg der online abgegebenen Gebote auf 82 %. Diese digitale Verlagerung hat die Zugänglichkeit von Auktionen erheblich verbessert und neue Käufersegmente erschlossen.
Der Aufstieg von Online-Plattformen ist unübersehbar. Der Anteil der Online-Verkäufe am gesamten Kunstmarkt stieg von 4 % im Jahr 2013 auf 18 % im Jahr 2023 – mehr als das Doppelte des Niveaus von 2019. Jüngere Sammler sind die Haupttreiber dieser Entwicklung: 92 % der vermögenden Millennials haben Kunst online gekauft. Soziale Medien, insbesondere Instagram, sind zu entscheidenden Marketing- und Entdeckungsinstrumenten geworden. 92 % der Kunstkäufer unter 35 Jahren nutzen Instagram regelmäßig für kunstbezogene Zwecke, und 35 % der Millennial-Kunstkäufer tätigten Käufe direkt über Instagram.
Auch wenn der Hype um NFTs abgekühlt ist, bleibt das Interesse an digitaler Kunst bei jüngeren Sammlern hoch. 64 % der jüngeren Sammler äußern Begeisterung für den NFT-Markt, verglichen mit nur 18 % der älteren Sammler. Dies zeigt eine Offenheit für neue Kunstformen und digitale Eigentumsmodelle, die über die anfängliche Spekulation hinausgeht.
Kunstmessen behalten trotz des digitalen Aufschwungs ihre kritische Bedeutung für persönliche Kontakte und als Quelle für neue Sammler. Viele große Messen haben Hybridmodelle eingeführt, die physische und virtuelle Komponenten verbinden, um ihre Reichweite zu erweitern.