Nevin Aladağ (*1972 Van, TR, lebt und arbeitet in Berlin) macht Gegenstände des täglichen Gebrauchs ebenso wie Situationen und Handlungen des Alltags zum Ausgangspunkt ihrer Arbeiten und beschäftigt sich mit deren kulturellen und politischen Kodierungen, ihrer Herkunft und Geschichte. Indem Nevin Aladağ alltägliche Gegenstände aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang löst und dysfunktional macht, ändert sie ihre Lesart und verweist auf die vielfältigen Aspekte ihrer Funktion und Nutzung. Neben die ästhetischen und funktionalen Gründe, die die Entscheidungen über Form und Material eines Gegenstandes bestimmen, treten so die ideologischen, geschlechtsspezifischen, politischen oder kulturellen Motive, die ihre Entstehung begleiten. Aladag interessiert sich auch für die nicht-materiellen Momenten einer Alltagskultur: sie initiiert und dokumentiert kulturelle Handlungen wie Tänze, Spiele und Musik, die sie eingewoben in den Alltag einer Gesellschaft zeigt. Der öffentliche Raum wird dabei zum Beobachtungsfeld und zum Handlungsort dieser Arbeiten, in denen sich das Private mit dem Sozialen und Politischen überschneidet.
Für die Rückwand der Kunsthalle Basel konzipiert Nevin Aladağ die Installation Marsch. Die Wand dient als übergrosses Notenblatt, das die ersten Takte des „Rondo alla Turca“ von Wolfgang Amadeus Mozart zeigt. Mozart komponierte das Allegretto „im türkischen Stil“ 1783/84 als letzten Satz der Sonate Nr. 11 A-Dur (KV 331). ...
In Nevin Aladağs Marsch kommt die ursprüngliche Bedeutung des Zeichensetzens mit der Geschichte eines musikalischen Motives zusammen, das aus seinem ursprünglichen funktionalen Zusammenhang, der Militärmusik, gelöst wurde und über kulturelle Grenzen hinweg von der Hochkultur eines anderen Landes sublimiert und entpolitisiert wurde. Die bildhauerischen Entscheidungen, die Nevin Aladağ trifft, führen diese Komplexität vor Augen.
Kunsthalle Basel
Steinenberg 7
CH-4051 Basel
Tel +41 61 206 99 00
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