Anders als die meisten Künstler im Hotel Künstlerheim Luise bezieht sich
Moritz Götze (geb. 1964 in Halle) mit seinen Werken in dem von ihm
ausgestatteten Hotelzimmer nicht unmittelbar auf die räumlichen
Gegebenheiten. Stattdessen finden sich seine Bilder und Objekte traditionell
an den Zimmerwänden, über dem Bett, über dem Schreibtisch usw. Doch eine
traditionelle Hängung lässt auch in einem Hotelzimmer nicht automatisch auf
eine traditionelle Bildsprache schließen.
Besonders auffällig ist die an einen Flügelaltar erinnernde Arbeit, über dem
Schreibtisch des Zimmers. Entsprechend dem Altarschrein gibt es einen
kastenförmigen Mittelteil, zwei klappbare Flügel und einen „Altaraufsatz“.
Doch nur das Format erinnert an religiöse Rituale. Wie der Zimmertitel
„Berliner Geschichte“ schon andeutet geht es inhaltlich um die Stadt Berlin,
dabei bleibt offen, ob historisch oder erzählerisch. Während in der Mitte
der Arbeit verschiedene alltägliche Dinge collagenhaft zusammengefügt sind,
wie bspw. Berliner Zeitungen, Fotos von J.F.Kennedy oder Bierdosen, finden
sich auf den Flügeln in der für Götze typisch vergnügt, comichaften
Bildsprache kleine Erzählungen, die die spielerische Aneignung von
Alltagsszenen in einer hintersinnig heiteren Art zeigen. Über allem thront
der Altaraufsatz bemalt mit architektonischen Sehenswürdigkeiten und
Berliner Kultur.
Ein Ensemble, das politische Andeutungen oder auch touristische
Glücksmomente widerspiegelt und die kombinatorische Phantasie des
Betrachters anspornt. Denn eine schlüssige Geschichte wird von Moritz Götze
nicht erzählt.
So wird mancher Zimmergast, der vorm Einschlafen gewohnheitsmäßig zur Lektüre greifen will, in den durch die Bilder ausgelösten
Assoziationensketten gefangen bleiben und das Zimmer im Künstlerheim Luise
mitten in Berlin in bester Erinnerung behalten.
Künstlerheim Luise
Luisenstraße 19, D-10117 Berlin
Fon: +49 30/2 84 48-0
Fax: +49 30/2 84 48-4 48
kuenstlerheim-luise
ch
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