Das Bauhaus Museum in Dessau ist nach dem Urteil von Kunstkritikern das „Museum des Jahres“. Das 2019 eröffnete Haus überzeuge damit, einerseits die Erinnerung an das Bauhaus als bedeutendste Schule für Gestaltung im 20. Jahrhundert wachzuhalten, andererseits aber auch die Idee des Bauhauses eindrucksvoll in die Gegenwart zu übertragen, hieß es auf der virtuellen Mitgliederversammlung der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes AICA.
Zwei weitere Auszeichnungen für wichtige Ausstellungen des vergangenen Jahres sind an den Hartware MedienKunstVerein in Dortmund und das Brücke-Museum Berlin gegangen. In Dortmund prämierten die Kritiker „Artists and Agents – Performancekunst und Geheimdienste“ als „Ausstellung des Jahres“, in Berlin wurde „Bonzo’s Dream“ mit Werken der Malerin Vivian Suter zur „Besonderen Ausstellung“ erklärt.
Die mutige Entscheidung, das neue Bauhaus-Museum mitten ins Zentrum Dessaus auf eine gesichtslose Einkaufsstraße zu platzieren, stellt eine geglückte „Stadtreparatur“ dar und trägt wesentlich zur kulturellen Wiederbelebung der im 2. Weltkrieg schwer zerbombten Industriestadt bei.
Während des 1976 begonnenen Aufbaus der Sammlung war der DDR, unter anderem aus Devisenmangel, kein Ankauf wichtiger Werke der Bauhaus-Meister möglich. Die heutige Ausstellungs-Konzeption rückt folgerichtig nicht die weltbekannten Inkunabeln aus Kunst und Design, sondern die Lehr- und Lerntätigkeit in den Mittelpunkt, betont kreative Prozesse anstelle des Bauhaus-Mythos. Die Arbeiten der Studierenden geben den Blick frei auf das intellektuelle Innenleben der Hochschule. „Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung“ als Titel der musealen Dauerausstellung bringt dies auf den Punkt.
Als Ausstellung in der Bauhaus-Ausstellung stellt die Reihe „Zwischenspiel“ aktuelle und historische Beiträge aus Kunst, Architektur und Fotografie vor. Die „Offene Bühne“ im Museums-Erdgeschoss ergänzt die Bühne im historischen Bauhaus-Gebäude: Dieses Projekt ist unter anderem in Kooperation mit internationalen Tanzensembles dem Lernen in Bewegung gewidmet. Es stellt neben den Wechselausstellungen einen weiteren wichtigen Baustein der starken Verbindung klassisch-moderner mit der heutigen Kunst dar, die das Bauhaus Museum Dessau auszeichnet.
Mit der Auszeichnung „Ausstellung des Jahres“ haben die Kunstkritiker Deutschlands die ab Herbst 2019 geöffnete Schau „Artists and Agents – Performancekunst und Geheimdienste“ im Hartware MedienKunstVerein in Dortmund prämiert. Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls beleuchtete diese Schau die Interaktion zwischen Geheimdiensten und der Performancekunst als einer Kunstrichtung, die den Parteidiktaturen Osteuropas am unkalkulierbarsten, als westlich und dekadent erschien. Zu der Frage, was die Geheimdienste von den Künstlern befürchteten und was die überwachten Künstler und Künstlerinnen zu befürchten hatten, stellte die Ausstellung künstlerische Positionen aus der Perspektive geheimdienstlicher Ermittlungen vor. Hierfür waren umfangreiche Recherchen in den nach 1990 geöffneten Geheimdienstarchiven der ehemaligen Ostblock-Länder nötig. Die geheimdienstliche Unterwanderung der Kunstszene führte aber auch zu ihrer kunsthistorischen Dokumentation.
Den Titel „Besondere Ausstellung“ erhielt „Bonzo’s Dream“, eine Schau der in Guatemala lebenden Malerin Vivian Suter im Brücke-Museum Berlin. Die 1949 geborene Künstlerin und ihre mittlerweile gestorbene Mutter Elisabeth Wild, die bereits gemeinsam auf der Documenta 2017 in Athen zu sehen waren, haben mit ihren Gemälden für eine Wiederbelebung der Farben und Formen der expressionistischen Brücke-Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner oder Karl Schmidt-Rottluff gesorgt. Ihr sehr kreativer Umgang mit der Sammlung des Berliner Museums zeigt, zu welch großartigen Ergebnissen eine Aktualisierung der Kunstgeschichte aus zeitgenössischer Sicht führen kann. Durch Öffnung der Oberlichter sei in dem modernistischen Museums-Pavillons überraschend viel lichter Raum entstanden. Die Bilder Suters rahmten die großen Fenster ein, lenkten den Blick in den Garten und umspielten aber auch in ungesehener Freiheit die Klassiker der „Brücke“.
Die rund 200 in der deutschen AICA-Sektion zusammengeschlossenen Autoren, Kritiker, Journalisten und Publizisten vergeben jedes Jahr ihre drei undotierten Auszeichnungen an Museen und für einzelne besonders gelungene Kunstausstellungen. In der internationalen AICA, einer von der UNESCO anerkannten Nicht-Regierungsorganisation (NGO), sind weltweit knapp 5000 Mitglieder aus 95 Ländern organisiert.
Presse
Kataloge/Medien zum Thema:
Projekt
Kunstbrücke am Wildenbruch
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Studio Hanniball
neurotitan
feinart berlin