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René Wagner. Pole Position

02.04. - 28.05.2023 | Kasseler Kunstverein

Hochglanzkultur und maskuline Zerbrechlichkeit

Der Ausstellungsraum des Kasseler Kunstvereins wird von einer ca. 3 Meter hohen Ausstellungswand zerschnitten, die nach dem Vorbild von Christopher Williams Ausstellungsarchitektur ein riesiges Vehikel erkennen lässt. Als imposante Skulptur teilt sie die angrenzende Wand und verkeilt sich in den Nachbarraum. Sie stellt sich den Ausstellungsbesucher*innen gleich einem falschgeparkten Auto in den Weg. In ihrer Wand befinden sich Aussparungen, in denen beleuchtete Exponate zu sehen sind. Wagner verzichtet in dieser Ausstellung auf Sockelkunst. Deshalb sind seine lackierten Vasen in einer Art Auspuffästhetik liegend in den ausgesparten Nischen angeschraubt. Die auffälligen Nieten auf der Ausstellungswand, die normalerweise an japanischen Autofelgen zu finden sind, hat Wagner eigens für die Ausstellung kommen lassen. Anleihen aus den Bosozoku Style Tunings werden sichtbar. Kunstvoll präparierte Felgen scheinen die Ausstellungswand zu tragen.

An ihr hängen Bilder, die aus blechdünnem Aluminium bestehen und mehrere Lackschichten haben, aber auch Leinwände, die in altmeisterlicher Manier grundiert und mehrfach lackiert wurden. In ihren leuchtenden Farben erinnern sie an die 90er-Jahre-Hotwheels-Ästhetik.

Unter „Pole Position“ versteht Wagner die eigene Ausgangsposition als Chronist und genauer Beobachter. Die Tuningszene auf den Nachbardörfern seiner Heimatstadt Hildesheim hat ihn schon immer fasziniert. Tausendfach hat er sie mit seiner Kamera festgehalten beim Warten an der Bushaltestelle.

In der Leidenschaft und Ausdauer der Menschen, die ihre Autos tunen und diese dann abends vor den Bushaltestellen außerhalb des Dorfes präsentieren, sieht der Künstler eine Parallele zur Kunstwelt, denn auch sie ist immer auf der Suche nach dem größten, schönsten und gelungensten Kunstwerk. Tuningszene in der Scheune versus Kunst im Atelier bzw. Tuningszene auf dem Parkplatz versus Kunst im Ausstellungsraum.

Wagner wertet nicht, sondern stellt die obsessive Aufmerksamkeit und totale Perfektion für jedes Detail und die damit verbundene Wertschätzung für das auf Hochglanz polierte Auto auf die gleiche Ebene wie die Kunst oder das Meißner Porzellan seiner Oma, das nie benutzt werden durfte und im Schrank ausgestellt war. Das Bedürfnis, sich zu messen und zu optimieren, scheint sich vor allem mit oberflächlichen und auf Hochglanz polierten Oberflächen stillen zu lassen.

Wagner kombiniert diese Welten miteinander in seiner in Meißner-Porzellan-Optik gestalteten Alufelge, die er obendrein in entsprechendem Muster bemalt hat.
Seine sorgfältig bemalten Objekte verweisen auf die Antike, als auf Gebrauchsgegenständen wie Vasen Szenen aus dem Leben abgebildet wurden. Das, was Wagner heute abbildet, ist vor allem der Konsumwelt entnommen. Seine bemalten Objekte hinterlassen bei uns das beklommene Gefühl, auf ihre Vordergründigkeit hereingefallen zu sein und der Darstellung widersprechen zu wollen, weil sie das Gewohnte torpedieren.

Womöglich spiegelt René Wagner unser Bedürfnis nach sogenannten Kostbarkeiten, die wir präsentieren, um uns selbst gegenüber anderen aufzuwerten. Als Besucher*in beschleicht uns das Unbehagen, dass die eigene Bewunderung oder das Bedürfnis nach Erhabenheit an beliebigen Objekten und Tätigkeiten festgemacht werden kann und unter Umständen lächerlich ist. Wagner hält uns einen Spiegel vor, das eigene Handeln und die Selbstverliebtheit womöglich infrage zu stellen.

Wenn es nach René Wagner geht, ist die Pole Position nicht der Startplatz für ein Wettrennen, sondern die Reflexion der eigenen Haltung.

René Wagner (*1983) lebt und arbeitet in Kassel.
Er hat Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel studiert.

Kasseler Kunstverein
Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
www.kasselerkunstverein.de


Presse





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