Ein Beispiel für maschinelle Kreativität findet sich im sogenannten "LOF"-Effekt. Dieser entstand durch einen Tippfehler in einem KI-Prompt, der die Signatur des belgischen Konzeptkünstlers Marcel Broodthaers als "a conceptual work lof art" anstatt "a conceptual work of art" generieren sollte.
Statt den Fehler zu korrigieren, integrierte die KI die Buchstabenkombination "LOF" als zentrales Element in die generierten Bilder. Interessanterweise interpretierte die KI "LOF" in einem weiteren Schritt als Abkürzung für den französischen Ausdruck "L'œuvre à finir" ("Das Werk, das zu beenden ist").
Dieser "Fehler" und seine Interpretation durch die KI eröffnen eine Reihe von spannenden Perspektiven auf maschinelle Kreativität:
- Zufall als kreativer Impuls: Der Tippfehler, ein eigentlich zufälliges Ereignis, wurde von der KI nicht einfach ignoriert, sondern in den konstitutiven Prozess integriert und führte zu einem unerwarteten Ergebnis.
- Missverständnis als Inspiration: Die Interpretation von "LOF" als "L'œuvre à finir", obwohl sachlich falsch, ist aus künstlerischer Sicht interessant. Sie verleiht dem Bild eine zusätzliche konzeptuelle Tiefe und passt zur Philosophie von Broodthaers und anderen Konzeptkünstlern, die sich mit der Offenheit von Kunst auseinandersetzen.
- Maschinelle Interpretation von Sprache: Der "LOF"-Effekt zeigt, wie KI menschliche Sprache interpretieren kann – und dabei sowohl präzise als auch überraschend kreativ wirkt. Die KI versteht die Anweisungen nicht nur wörtlich, sondern ist in der Lage, neue Bedeutungen und Konzepte zu generieren.
- "LOF" als Symbol: Sobald der Prompt "lof" enthielt, präsentierte die KI "LOF" auch bei anderen Künstlern und Künstlerinnen, die mit Sprache und Text arbeiten, prominent im Bild.
Durch die Integration von Fehlern und Missverständnissen in den kreativen Prozess entstehen neue, unerwartete Ergebnisse, die zum Nachdenken anregen und die Grenzen zwischen menschlicher und maschineller Kreativität verschwimmen lassen.
ct
Kataloge/Medien zum Thema:
LOF
Galerie im Körnerpark
Rumänisches Kulturinstitut Berlin
a.i.p. project - artists in progress
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
Haus am Lützowplatz