Mit einer Ausstellung von Katalin Deér und Jiří Makovec, einer Installation von Caroline Ann Baur & Vanessà Heer, und dem Archiv der Kunst Halle Sankt Gallen als Arbeitsstation
12. Dezember 2020 – 14. Februar 2021
In der Ausstellung «WO WIR» finden drei unterschiedliche Projekte zusammen, die alle unbefangen und lustvoll dem ‘Genius Loci` (lat.: Geist des Ortes), sowie dem institutionellen ´Modus Operandi` (lat.: Art des Handelns), nachgehen und diese hinterfragen. Ein Moment der Selbstreflexion stellt sich in «WO WIR» ein, wobei nicht der Entwurf eines neuen Ausstellens sondern viel mehr der sozialpolitische Kontext erprobt wird, in dem sich sowohl Künstler*innen als auch Institutionen bewegen. Das gleichzeitige Nebeneinander der fotografischen Arbeiten von Katalin Deér und Jiří Makovec im Hauptraum, der Installation von Caroline Ann Baur und Vanessà Heer, und der mit der Ausstellungsdauer wachsenden Untersuchung des Archivs der Kunst Halle Sankt Gallen, eröffnet hierbei einen vielfältigen Raum des bewussten Wahrnehmens und Erforschens subjektiver Realitäten. So können alle Projekte – auf ihre Weise – als Versuch gelesen werden, in der Annäherung, Distanzierung von und Befragung der Wirklichkeit deren Wirkungsmächten nachzuspüren.
Seit Jahren ergründen Katalin Deér und Jiří Makovec durch die Kameralinse ihre jeweilige Umgebung und loten die Möglichkeiten des Mediums sowie der vermittelten Wahrnehmung aus. Erstmals wird ihre Praxis parallel und im Dialog gezeigt, mit einem Fokus auf Arbeiten, die eine geographische Nähe zur Kunst Halle Sankt Gallen aufweisen. Diese Nähe kann aber auch emotionaler Natur sein, oder sich als konzeptionelles und ästhetisches Konstrukt erweisen. Nicht das unmittelbar Sichtbare sondern das unsichtbare Latente bildet den Fokus des zweiten Teils der Ausstellung, in dem Caroline Ann Baur und Vanessà Heer Möglichkeiten des aktiven Zuhörens und kollektiven Kreierens erproben. In der Vermischung verschiedener Kontexte, Kollaborationen und Räume schaffen sie dabei einen neuen Denkraum, in dem Fragen nach dem Verborgenen, Impliziten und Dazwischen erklingen.
Räumlich erfahrbar wird auch das Archiv der Kunst Halle Sankt Gallen, das deren 35-jährige Ausstellungspraxis dokumentiert und erstmals öffentlich zugänglich gemacht wird. In der Untersuchung des historischen Bewusstseins, soll die Möglichkeit geschaffen werden, Bewährtes einer neuen Unsicherheit auszusetzen. Nicht als gesetztes Archiv sondern als prozesshafte Neuordnung werden dabei während der Dauer der Ausstellung Änderungen sichtbar: Bildmaterial wird digitalisiert, Dokumente neu ausgelegt und Fragen öffentlich aufgeworfen. Ein Hinweis darauf, dass die Auslegeordnung nicht als Anspruch der Verständlichkeit und Linearität verstanden wird, sondern als Arbeitsstation und Ausgangspunkt, die institutionelle Identität zu erforschen und neu zu betrachten.
«WO WIR» wurzelt in einer historischen Zeit, in der Fragilitäten sichtbar, aber auch neue Kräfte befreit werden. Dieser Zustand hat einen direkten Einfluss auf die institutionelle Realität, aber auch auf die Produktion von Kunst. Mit «WO WIR» will die Kunst Halle Sankt Gallen die Basis für eine anhaltende Diskussion über ihre Funktion und die künstlerischen sowie gesellschaftlichen Bedürfnisse, die gerade neu entstehen oder schon länger eingefordert werden, schaffen.
Katalin Deér (*1965, Palo Alto/US) lebt und arbeitet in St.Gallen/CH. Ihren Master in Fine Arts schloss sie 1996 an der Berliner Hochschule der Künste (UdK) ab. Einzelausstellungen (Auswahl): Pierot Le Fou, Porto/PT (2018); Herzog & de Meuron und REHAB Basel, Basel/CH (2017); Villa Garbald, Gastspiel Bündner Kunstmuseum, Castasegna/CH (2015); Stiftsarchiv, Klosterplatz, St.Gallen/CH (2014); Sleeper, Edinburgh/SCT (2011); Atelier Amden, Amden/CH (2010); Pratt Institute, New York/US (2010); Anthology Film Archives Gallery, New York/US (2000).
Jiří Makovec (*1977, Prag/CZ) lebt und arbeitet in Zürich/CH. Er studierte an der Film- und Fernsehfakultät der Akademie der Musischen Künste (FAMU) in Prag/CZ. Einzelausstellungen und Screenings (Auswahl): ICP Library, New York/US (2019); Riffraff, Zürich/CH (2018); Planeta, New York/US (2016); Spital Heiden, Heiden/CH (2016); Architektur Forum Ostschweiz, St.Gallen/CH (2015); Mouvement Art Public, Montréal/CN (2014); Oslo 8, Basel/CH (2013); Chelsea Market, New York/US (2009); Globe, Prag/CZ (1998); Wakata, Prag/CZ (1998).
Caroline Ann Baur (*1986, St.Gallen/CH) und Vanessà Heer (*1989, St.Gallen/CH) leben und arbeiten in Zürich/CH. Sie haben beide ihren Master in Fine Arts (2017 beziehungsweise 2018) an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) abgeschlossen. Caroline Ann Baur ist auch als Autorin tätig und unterrichtet an verschiedenen Schweizer Kunsthochschulen. Vanessà Heer wurde 2019 für den Kiefer Hablitzel|Göhner Kunstpreis an den Swiss Art Awards nominiert. Gemeinsame Ausstellungen und performative Projekte (Auswahl): Gessnerallee, Zürich/CH (2020); Reaktor, Zürich/CH (2019); Ausstellungsraum Klingental, Basel/CH (2019); Art Container, Zürich/CH (2018); PTTH://Kunstpavillon, Luzern/CH (2018); Raum*Station, Kunstraum ZHdK, Zürich/CH (2017).
Veranstaltungen und Vermittlungsprogramm: Eröffnungstag
Samstag, 12. Dezember 2020, 11 – 17 Uhr
Führung
Dienstag, 15. Dezember 2020, 18 Uhr (anschliessend Einführung für Lehrpersonen) Sonntag, 14. Februar 2021, 15 Uhr
Workshops für Schulklassen
Ab 16. Dezember 2020 bieten wir Workshops in der Ausstellung an.
 Informationen: www.k9000.ch (Vermittlung/Workshops für Schulklassen)
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Kunst Halle Sankt Gallen Davidstrasse 40
CH-9000 St.Gallen
www.k9000.ch
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