Der Maler Fritz Keller (1915 – 1994) gehört zu jener Generation, deren Lebensweg und künstlerische Entwicklung vom Zweiten Weltkrieg und Gefangenschaft geprägt wurde. Seine künstlerische Ausbildung und sein persönlicher Erfahrungsradius waren aufgrund der nationalsozialistischen Ideologie zunächst stark eingeschränkt. Zum Erweckungserlebnis wurde für ihn der Besuch der Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 in München. Hier begegnete er erstmals Kunstwerken des Expressionismus, vor allem jenen der Künstlergruppen „Brücke“ und „Blauer Reiter“. Die diffamierenden Absichten dieser Ausstellung bewirkten bei Fritz Keller das Gegenteil. Er war begeistert von dieser Kunst und dies sollte ihn für sein gesamtes Künstlerleben prägen. Während der Kriegsgefangenschaft in England kam er über Magazine und Zeitungen mit weiteren Werken der Moderne etwa von Picasso, Matisse und Braque in Berührung.
In den 1950er Jahren geriet Keller aufgrund seiner deutlichen Orientierung am Expressionismus der vorangegangenen Generationen im Zusammenhang mit der Formalismus-Debatte ins Abseits der öffentlichen Wahrnehmung. Viele Jahre verdiente er als Lehrer seinen Lebensunterhalt, hatte kaum Ausstellungen und Verkäufe. Ab Mitte der 1970er Jahre verbesserten sich dann die Ausstellungsmöglichkeiten. Erste Einzelpräsentationen, etwa im Pablo-Neruda-Klub Karl-Marx-Stadt und in der Galerie oben folgten. Nach der Wende blieben ihm bis zu seinem Tod 1994 nur wenige Jahre unter den neuen Verhältnissen.
Keller hat sich im Laufe der Jahrzehnte eine zupackende und kraftvolle Malweise erarbeitet, die vom Leuchten der Farben und der Reduktion der Formen charakterisiert ist. Seine Motive schöpfte er zumeist aus dem unmittelbaren Erlebnis der Natur. Es sind die prägnanten Elemente der Landschaft - Bäume, Häuser, Felder und Wiesen - die seine Werke tragen. Spiegelungen und Verzerrungen auf Wasseroberflächen kommen seinen Gestaltungsvorstellungen entgegen. Figürliche Kompositionen oder auch Porträts finden sich bei ihm ebenso wie zahlreiche Tierdarstellungen oder gänzlich abstrakte Bildfindungen, die nicht selten einen musikalischen Bezug aufweisen.
Die Ausstellung stellt den unbeirrbaren Einzelgänger aus Glauchau in einer umfangreichen Retrospektive vor. Präsentiert werden Werke aus allen Schaffensphasen, überwiegend Ölgemälde, Gouachen und Aquarelle, ergänzend dazu Zeichnungen, Grafiken und Skizzenbücher, die zum Teil noch nie öffentlich gezeigt wurden. Die Exponate entstammen zu einem großen Teil aus der Sammlung der Neuen Sächsischen Galerie, die über einen Bestand von rund 200 Arbeiten des Künstlers verfügt. Darüber hinaus werden Leihgaben aus dem Nachlass des Künstlers und aus Privatbesitz einbezogen.
Neue Sächsische Galerie
Neue Chemnitzer Kunsthütte e.V.
Moritzstraße 20
09111 Chemnitz
www.nsg-chemnitz.de
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