Außenperspektive Tag, Siegerentwurf von Prof. Heike Hanada mit Prof. Benedict Tonon, Berlin
Der Entwurf der Berliner Architektin Prof. Heike Hanada mit Prof. Benedict Tonon hat sich im VOF-Verfahren für das Neue Bauhaus-Museum Weimar durchgesetzt. Die KlassikStiftung Weimar hatte die vier Gewinner des internationalen und offenen Architekturwettbewerbs eingeladen, in diesem Verfahren ihre Entwürfe partiell zu überarbeiten.
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Der Gewinnerentwurf von Prof. Heike Hanada mit Prof. Benedict Tonon positioniert einen geometrisch klaren Körper als starken Solitär am Rande des Weimarhallenparks. Die äußere Gestaltung des Baukörpers überzeugte die Jury aufgrund ihrer Qualität in der Materialwirkung und einer Detaillierung der Fassade mittels umlaufender Lichtbänder. Im Inneren bieten die Wege- und Lichtführung sowie die Raumdisposition große Potentiale und Flexibilität. Größe, Höhe und Position vermitteln trotz des Abstandes zur Karl-Liebknecht-Str./Weimarplatz ein selbstbewusstes Verhalten und schaffen eine markante stadträumliche Präsenz. Präzise vermittelt das Gebäude durch seine Positionierung zwischen dem historischen Weimarhallenpark, dem benachbarten congress centrum neue weimarhalle sowie der angrenzenden städtebaulichen Situation mit dem ab 1937 entstandenen Gauforum und einer nördlich angrenzenden Wohnungsbebauung aus den späten zwanziger Jahren. Zusammen mit dem Neuen Museum, dem Stadtmuseum und der Ausstellung zum Gauforum formiert der vorgelagerte Platz ein neues kulturelles Zentrum in Weimar.
So findet das Neue Bauhaus-Museum Weimar seine Position zwischen Tradition und Moderne, versteht Weiterbauen als Transformation und schafft ein sinnstiftendes Neues. „Weimar gewinnt mit dem Bauhaus-Museum im Entwurf von Heike Hanada mit Benedict Tonon nicht nur eine starke architektonische wie auch künstlerische Handschrift für diesen anspruchsvollen Neubau, sondern auch die idealen Voraussetzungen, um die facettenreiche Weimarer Bauhaus-Sammlung den Besuchern auf höchstem Niveau und mit großer Flexibilität zu präsentieren,“ kommentiert Prof. Dr. Wolfgang Holler, Generaldirektor der Museen, die Entscheidung.
Der Körper des Museums besteht aus gegossenem Beton, der am Rand des Weimarhallenparks steht. Aus einem steinernen Sockel wächst der gläserne Block als monolithische Raumskulptur. Das Innere des Hauses bietet Raum und Struktur, außen leuchtet der Solitär. Seine Kanten und Oberflächen sind lichtdurchlässig, die Übergänge diffus. Auf Präzision und Klarheit in der städtebaulichen Setzung reagiert der Körper im Detail in seiner äußersten Schicht mit Unbestimmtheit und lichter Unschärfe. Diese komplementäre Haltung durchzieht das Konzept des Hauses. Optische Wirkung und technische Notwendigkeit, Wahrnehmung und Wirkung verbinden sich zu einer Einheit.
Schmale, opak satinierte Glasstreifen, die horizontal angeordnet sind, liegen auf Metallkonsolen auf. Sie schweben frei ohne Rahmung und bilden eine gläserne Haut. Technik und optische Wirkung erzielen eine energetisch sinnvolle Symbiose. Die Glastafeln bilden einen regelmäßigen horizontalen Rhythmus. Dieser ist mit einem linearen Raster aus feinen, eingeätzten schwarzen Linien überlagert. Der klare Rhythmus wird hier scheinbar unregelmäßig gebrochen. Der imaginäre und der reale Raum verschmelzen. Die nächtliche Beleuchtung mittels schmaler Streifen aus OLED-Folie (LED als Fläche) hinter Glas unterstützt diesen Effekt.
Die Eingangshalle verwandelt den Passanten in einen Besucher des Museums. Der Fußboden und die Wände, die die Halle umgeben, entsprechen in Materialität und Haptik dem äußeren steinernen Betonsockel des Museums. Innen und Außen treffen hier aufeinander. Die Halle ist Ausgangspunkt für alle entscheidenden Wege. Die Klarheit der städtebaulichen Setzung findet in den Innenräumen ihre Fortsetzung. Der Besucher orientiert sich mit Hilfe der Kaskadentreppen in einem geschickt gesetzten Koordinatensystem. Durch horizontale und diagonale Blickbeziehungen in die angrenzenden Lufträume wird er auf die einzelnen Funktionsbereiche aufmerksam. Das Café auf Parkebene erweitert den öffentlich zugänglichen Bereich, wodurch sich das Haus geschickt sowohl auf das Stadt- als auch auf das Parkniveau bezieht.
Der Entwurf zeichnet sich durch ein differenziertes Energiekonzept aus, das durch das international renommierte Büro Transsolar/Stuttgart entwickelt wurde. Bauteilaktivierung, Wärmepumpe, Lüftungs- und Sonnenkollektoren garantieren die Einhaltung der geforderten raumklimatischen Bedingungen und führen gleichzeitig zu einer konsequenten Reduktion des Energiebedarfs. Die Kompaktheit des Gebäudes verspricht einen vergleichsweise geringen Ressourcenaufwand. Der Entwurf sieht zahlreiche Maßnahmen vor, mit denen die Nachhaltigkeit des Baus durch langlebige Baustoffe wie Glas, Beton, Steinböden und Lehmputz sichergestellt wird.
Die international tätige Architektin Heike Handa wurde 1964 in Hoya/Weser geboren. Sie schloss ihr Architekturstudium an der Universität der Künste Berlin 1991 mit Diplom ab, bevor sie als DAAD-Forschungsstipendiatin an der Universität von Tokyo einen Mastertitel bei Prof. Hidetoshi Ohno erwarb. 1994 gründete Hanada in Tokyo HANADA+. Von 1999 bis 2006 arbeitete sie alswissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Karl-Heinz Schmitz an der Bauhaus-Universität Weimar. 2007 gründete sie das Architekturbüro heike hanada_laboratory of art and architecture. 2010 erfolgte ihre Berufung zur Professorin für das Fach Grundlagen der Gestaltung am Fachbereich Architektur und Städtebau der Fachhochschule Potsdam. Im internationalen Realisierungswettbewerb für die Erweiterung der Stadtbibliothek Stockholm von Gunnar Asplund gewann Hanada 2007 den ersten Platz. 2009 gewann sie den internationalen Wettbewerb „The Nine Foot Square Problem“, 2010 erzielte sie für den Entwurf des Jarvä-Friedhofs (als Pendant zum berühmten Woodland Cemetery von Asplund) eine Honorable Mention, 2012 erlangte sie ebenfalls in Zusammenarbeit mit Benedict Tonon den zweiten Platz für den Entwurf eines Restaurants im Unesco-Weltkulturerbe des Parks von Sanssouci Potsdam.
Benedict Tonon wurde 1944 in Hamburg geboren. Nach einer Zimmerlehre studierte Tonon Architektur an der Ingenieurschule für Bauwesen Hamburg und an der Technischen Universität Berlin. Tonon schloss sein Studium in Berlin als Diplomingenieur 1973 ab. Seit 1978 arbeitet er selbständig, seit 1989 im nach ihm benannten Architekturbüro. Von 1982 bis 1986 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Baukonstruktion und Entwerfen an der Technischen Universität Berlin. Tonon wurde 1994 als Professor für Baukonstruktion und Entwerfen an die Universität der Künste berufen. 1991 war er Teilnehmer des deutschen Beitrags für die Biennale Venedig. Für den Neubau eines Fachbereichsgebäudes an der Fachhochschule Brandenburg wurde Tonon 2000 mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnet.
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Medienmitteilung
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