Das im Eul Verlag erschienene, von Jörn-Axel Meyer und Ralf Even herausgegebene, Buch möchte Grundlage für weitere Forschung und Diskussion um Trends und Entwicklung im Bereich des Kunstmarktes sein.
Es bietet mit seiner Vielzahl an Stimmen, u.a. Jean-Christophe Ammann, Bazon Brock, Walter Grasskamp, Klaus Siebhaar und Gerd Harry Lybke, Aus-, Rück- und Einsichten, mal nüchtern realistisch, an anderer Stelle eher pragmatisch oder ideologisch und wortgewaltig, Beiträge zum Wandel im Kunstmarkt.
So beleuchtet Bazon Brock Aspekte der Berichterstattung über privatwirtschaftliches Engagement im Kulturbereich. Er erkennt bei den vermeintlichen Hütern der Kunstautonomie, meist Mitarbeiter von Rundfunk, Fernsehn, Zeitungen und Zeitschriften, eine feudalfürstliche Geste, mit der diese ihre eigene Abhängigkeit kompensieren, indem sie andere zumindest latent bezichtigen, die Heiligkeit der Kunstautonomie in Frage zu stellen.
Brock sieht solche Klagen allerdings primär durch die Befürchtung um den Verlust von Einflussnahme unter anderem auch auf Stellenbesetzungen in Museen etc., bedingt. Womit er wohl den meisten Lesern von Feuilletons aus der Seele spricht.
Klaus Siebenhaar hingegen sieht in seinem Beitrag "Beziehungszauber oder Vom Unternehmen Kunst in der Entertainment-Gesellschaft" alle Grenzen gefallen. Mit einem Blick zurück – ohne Zorn - auf die eben vollzogene Jahrhundertwende erhellt er den Hintergrund der Gegenwart, wenn er feststellt:"Die Kunst hat längst ihre klassischen Präsentations- und Vermittlungsrahmen wie Museen, Galerien oder zyklisch wiederkehrende Ausstellungen verlassen, sie ist überall zu sehen, . . . Der Kunstmarkt ist eine Erlebniswelt neben anderen und folgt damit den Regeln eines komplexen Relationship-Marketing . . ."
Walter Grasskamp wiederum setzt sich im Lichte der aktuelle Tendenz um die Gründung von Privatmuseen moderner und aktueller Kunst mit der Zwillingsgegnerschaft Sammler und Museum auseinander. Hier weist er nach, in welchem Maße sich der Sammler vom Museum emanzipiert, geht auf offenkundige Schwächen des Museums ein und sieht deren Kanonkompetenz im Hinblick auf die Gegenwartskunst schwinden. Der Sammler, dem Kustos ungleich, verwaltet nicht mehrere und größere Sachgebiete, so dass es sich zurzeit bereits abzeichnet, dass in fast allen größeren privaten Sammlungen der gleiche Kern von rund dreißig Künstlernamen präsentiert wird.
Mit den aufgezeigten Beispielen erschöpft sich die Zusammensetzung der Beiträge bei weitem noch nicht, vielmehr werden in weiteren Beiträgen sowohl ästhetische als auch rein ökonomische Aspekte der Kunst und ihrer Zukunft behandelt.
Die Planung zu diesem Buch reicht in das Jahr 1998 zurück und beruht auf einer Studie zur Marketingfähigkeit von Künstlern und Galeristen. Die Texte stammen aus den Jahren 2000 / 2001 und wurden zum Teil 2001 aktualisiert.
In der Reihe der Bücher, die in letzter Zeit zum Kunstmarkt erschienen sind, gehört dieses Buch sicher zu den empfehlenswerten.
Die Zukunft des Kunstmarktes: Zu Sinn und wegen des Managements für Kunst /
Hrsg.: Jörn-Axel Meyer, Ralf Even
Köln
Josef Eul Verlag GmbH, 2002
ISBN 3-89012-958-7
ct
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