Dreizehn Arbeiten der 1970er Jahre bis heute von neun internationalen Künstlerinnen und Künstlern aus England, Brasilien, Spanien, Portugal, der Schweiz und Deutschland zeigen, dass die zunehmende Hybridisierung verschiedener Medien und Bildsprachen auch die zeitgenössische künstlerische Fotografie kennzeichnet.
Im fotografischen Universum liegen die ersten Impulse für die hier ausgestellten Künstler und Fotografen. Jedoch beschränken sich die sehr heterogenen Endergebnisse ihrer Werke nicht auf den konventionellen fotografischen Druck. Vielmehr stellen sie sich der Aufgabe, über die Möglichkeit der künstlerischen Freiheit in einer von Apparaten beherrschten Welt nachzudenken.
Die verschiedenen Positionen gehen somit prinzipiell von der fotografischen Informationsmöglichkeit aus, aber decken andere erweiterte Dimensionen ab, wie z.B. Installationen, Video, Objekte oder sogar eine Zeichenmachine. Die Installation BLACKLIST vom Christoph Wachter & Mathias Jud, die durch das Edith-Russ-Haus-Stipendium der Stiftung Niedersachsen für Medienkunst 2012 produziert wurde und hier Premiere hat, macht Bilder sichtbar, die im Internet gesperrt wurden. Sie spürt verbotenen Fotografien mit eigens erstellten Programmen und Suchmaschinen nach. Anschließend werden die gefundenen Bilder durch eine dafür konstruierte Zeichenmaschine kontinuierlich während der Ausstellung auf Papier ausgeführt.
Carlos Fadon Vicente, einer der wichtigsten Fotografen Brasiliens, zeigt zwei Werke, die willkürliche Prozessierungsfehler zum Form- und Kompositionsprinzip macht. Edmund Kuppel und Patricia Reis involvieren den Betrachter in den Prozess der Entdeckung anderer Dimensionen der Fotografie durch dessen eigene Bewegungen und im Dialog mit den Werken.
Wie können die Künstler das Medium Fotografie benutzen und es gleichzeitig erweitern, um die Logik seines Systems aufzudecken? Ist es noch möglich, Bilder mit Apparaten zu erschaffen und dabei ihre Programme zu unterlaufen? Sind die Resultate weiterhin Fotografien oder etwas anderes? Dies sind einige der zentralen Fragen, die die Grundlage der Ausstellung bilden und deren intellektuelle Anregung sich hauptsächlich in Vilém Flussers Philosophie über Fotografie und technische Bilder findet.
Der Bedeutung Flussers wird die Ausstellung nicht nur durch die vielfältigen künstlerischen Bezüge auf den Philosophen, sondern auch mittels einer Auswahl von vier Video-Vorträgen und Interviews aus dem Vilém_Flusser_Archiv (Berlin) gerecht, die den Besuchern es ermöglichen, sich den inhaltlichen Hintergrund der Ausstellung weiter zu erschließen.
EDITH-RUSS-HAUS für Medienkunst
Katharinenstraße 23
26121 Oldenburg
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PM
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