Die Gruppenausstellung movement matters untersucht den Zusammenhang und die Divergenz zwischen Bewegung und ihrer Manifestation und zeigt Arbeiten, deren Entwicklungsprozess ein immanenter Bestandteil des Werkes ist. Wie geht die Momenthaftigkeit einer Performance in Materie - matter - über?
Die Ausstellung movement matters geht auf die Verschiebung der Wahrnehmung von Performance im bildenden Kunstsektor ein, und setzt sich mit der Wechselbeziehung von Aktion und ihrer Konsequenz, mit Ursache und Wirkung auseinander. Die Aktionen und Performances der KünstlerInnen hinterlassen Muster, Zeichnungen, Objekte, Skulpturen sowie Videos losgelöst von dem ehemals Stattgefundenen im Raum; gleichzeitig verweisen physische wie konzeptuelle Gesten auf deren Entstehung hin. Die in der Gruppenausstellung zurückgebliebenen Spuren und vielfachen Übersetzungen von Bewegung lenken den Blick jenseits der Materie. Sie eröffnen einen Raum, der den Prozess von einem Medium zum anderen nachvollziehen lässt. Das Schreiben von Bewegung wird sichtbar, das im Ausstellungsraum Verborgene wird durch den Betrachter wieder hervorgeholt und präsent.
Nikolaus Gansterer setzt sich mit der Übersetzung von Merce Cunninghams Choreografie „Cheap Immitation“ auseinander, deren Musik John Cage dafür eigens transkribierte. Die bereits bestehende Geschichte der Transformation der prägenden Figuren im Bereich Performance wird hier aufgenommen und weiter geflochten.
Die Wechselbeziehung zwischen Zeichnung und ihrer Entstehung untersucht Antonio Paucar. Seine eigens präparierten Kreisel schreiben in „Choreography of the Dancers“ aquarellierte grafische Linien in das Papier. In der Videoinstallation „La Shushup“ gleitet Farbe ohne jeglichem Zutun über Wände und hinterlässt eine Zeichnung.
Der Konfrontation von physischer Bewegung und Objekt geht Madeline Stillwell in einer gestischen Skulptur nach aus sperrigen Materialien, Tonarbeiten und flüssigem Beton. Die körperliche Interaktion schreibt sich in das Material ein und hinterlässt auf der Oberfläche Spuren als negativen Raum zurück.
Die Arbeiten von Laura McLardy setzen sich direkt mit dem Schreiben von Tanz, der Choreografie, auseinander. Sie fordert den Zuschauer dazu auf abstrahierte Bewegungsabläufe nachzuvollziehen, und so selbst die transformierte Bewegung wieder neu entstehen zu lassen.
Nikolaus Gansterer
geboren 1974 in Klosterneuburg (AT), lebt und arbeitet in Wien. Er studierte an der Universität für Angewandte Kunst Wien bei Brigitte Kowanz, absolvierte ein Postgraduales Studium an der Jan van Eyck Akademie, Maastricht und ist Gründungsmitglied des Instituts für transakustische Forschung. Seit 2000 intensive internationale Ausstellungstätigkeit und Performancepraxis. 2003 Staatsstipendium des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Österreich. Seit 2007 Lehrtätigkeit an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. 2009 Auszeichnung mit dem Kulturpreis für Bildende Kunst des Landes Niederösterreich. 2011 veröffentlicht Nikolaus Gansterer das umfangreiche Buchprojekt Drawing a Hypothesis (Springer Wien/New York) über die Ontologie von Visualisierungsformen und die Entwicklung des diagrammatischen Blicks in Kunst und Wissenschaft.
Laura McLardy
geb. 1984 in London (UK), lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Bildende Kunst und Kunstgeschichte am Goldsmiths, University of London (BA, 2007) und am Institut für Raumexperimente (2009-2012), einem Forschungsprojekt des Künstlers Olafur Eliasson an der Humboldt-Universität Berlin. Zu ihren Ausstellungen zählen u.a.: The Great World Fair - The World Is Not Fair (2012), Raumlabor und HAU, Berlin, Without Destination, Reykjavik Art Museum, Reykjavik und Berlin (2011), Playing Amongst the Ruins, Museum of Contemporary Art, Tokyo (2011). Für den Berlin Art Prize wurde sie 2013 ausgewählt. In 2012 Forschungsaufenthalt am AZ West-Institute for Investigative Living Kalifornien, (2012) und erhielt ein Residency Stipendium an der Akademie Schloss Solitude (2013). Sie wirkte bei verschiedenen Publikationen mit und veröffentlichte die erste Ausgabe ihrer Serie Points in Line im Jahr 2012.
Antonio Paucar
geb. 1973 in Huancayo, (Peru), lebt und arbeitet in Berlin und Peru.
Er studierte Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin (1997-1998 ), Bildende Kunst an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und an der Universität der Bildenden Künste Berlin (MA, 2004) bei Prof. Lothar Baumgarten und Prof. Rebecca Horn. Erasmus-Stipendium am London Institut Chelsea Collage of Art and Design (2004) und war Meisterschüler bei Prof. Rebecca Horn an der Universität der Künste Berlin (MA, 2005). Zu seiner internationalen Ausstellungs- und Performancetätigkeit zählen u.a. Glaspalast, Augsburg (Soloausstellung), MARCO Museo de Arte Contemporáneo de Monterrey Mexiko, UGM, Maribor, Museo de Arte Contemporáneo MAC Lima, Volksbühne Berlin sowie Puebla Mexico und erhielt folgende Stipendien: NaFöG (2006), DAAD Stipendium (2008), Stiftung Kunstfonds Bonn (2013) sowie den Zeitsicht-Kunstpreis (2011).
Madeline Stillwell
geb. 1978 in den USA, lebt und arbeitet in Berlin.
Neben ihrem Bachelor in Studio Art und Women's Studies in St. Olaf College, Minnesota(2000) studierte sie Musik, Tanz und Theater, und erhielt ihren Master in Fine Arts an der Cranbrook Academy of Art, USA (2008). Seit 2005 intensive internationale Ausstellungstätigkeit und Performancepraxis u.a. bei der Dokumenta 13 in Kassel (2012), der Berlin Biennale 7 (2012), im Anchor Art Space Washington (2012), Heidelberger Kunstverein (2011) sowie Tanz im August Berlin (2011). Sie unterrichtete u.a. am College for Creative Studies Detroit, dem European College of Liberal Arts Berlin und an der Ludwig Maximillians Universität München. Ihre Arbeiten befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen u.a.: Deutsche Bank Collection Amsterdam, RCK Kunststiftung Berlin, Stoffel/Young Collection New York und Janet Oh Colletion (Seoul).
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