Zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution präsentiert das Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) in Kooperation mit dem Kunstfonds drei Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen, die sich mit dem zentralen Ereignis und seinen Nachwirkungen beschäftigen.
Aus diesem Anlass wird Via Lewandowskys (*1963 in Dresden) Bildschaukel mit den beiden Seiten „Gefrorene Glieder brechen leicht“ und „Gruß“ im Lichthof des Albertinum erstmals ausgestellt. Während „Gefrorene Glieder brechen leicht" 1988 in Ostberlin entstand, wurde die zweite Seite mit dem „Gruß“ 1989 in Westberlin gemalt, wo sich der Künstler zum Zeitpunkt des Mauerfalls aufhielt. Damit ist es historisch gesehen ein deutsch-deutsches Kunstwerk, das zudem eine Rückbindung an den Ausbildungsort des Künstlers, Dresden, erhält, indem der Schaukelfuß mit Trümmersteinen der Frauenkirche beschwert wird.
Eine weitere Arbeit stammt von Henrike Naumann (*1984 in Zwickau). Die Künstlerin inszeniert in ihrer Videoarbeit und Installation „Triangular Stories“ aus dem Jahr 2012 Szenen von Jugendkultur der 1990er-Jahre in Ost und West, zwischen Terror und Amnesie. Das Publikum wird mittels zweier vermeintlicher, aber gestellter Homevideos in die Lebenswelt von Teenagern des Jahres 1992 eingeführt. Darin sieht man Jugendliche, wie sie sich im Osten ideologisch geprägte Vorbilder suchen („Terror"), während man sich im Westen eher dem Vergessen durch Drogenrausch und Reisen hingibt („Amnesia"). Naumann bezieht sich hier nicht von ungefähr auf die sogenannte Terrorgruppe NSU, die in Zwickau lange unbemerkt und nah an den Orten ihrer eigenen Kindheit rechtsextremistische Pläne entwickelte und nach 1992, dem „letzten Sommer der Unschuld" so Naumann, in die Tat umsetzte. Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen ist das Werk heute von ungebrochener Aktualität.
Die Arbeiten von Lewandowsky und Naumann wurden 1995 und 2015 als Förderankäufe des Freistaates Sachsen für den Kunstfonds erworben.
Ergänzt werden sie durch ein neunstündiges Video von Mario Pfeifer (*1981 in Dresden). In der Arbeit von 2017 zeigt der Künstler kommentar- und bewertungsfrei Interviewmaterial von verschiedenen Personen und nähert sich so den Lebensrealitäten in Ostdeutschland nach 1989 an. Aus neun Einzelgesprächen ist eine Arbeit entstanden, die ein breites Spektrum von persönlichen Erfahrungen unmittelbar vor, während und nach der friedlichen Revolution von 1989 zeichnet. Ziel des Projekts war es, nicht nur die vor allem in Dresden geführte Debatte über gesellschaftliche Konfliktpunkte nachzuzeichnen, sondern auch eine Form der gleichberechtigten Meinungsäußerung zu suchen, die es den Protagonist*innen ermöglicht, ihre Erfahrungen, Ängste und Zukunftshoffnungen zu formulieren.
Als Vertreter zweier unterschiedlich betroffener Generationen bieten Lewandowsky, Naumann und Pfeifer verschiedene künstlerische Annäherungen an die Ereignisse vom Herbst 1989.
Die Arbeiten sind im Lichthof des Albertinum in der Zeit vom 10. September 2019 bis zum Ende des Jahres ausgestellt.
Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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Via Lewandowsky
Meinblau Projektraum
Galerie im Körnerpark
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Kommunale Galerie Berlin
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