Das Werk des südafrikanischen Künstlers, Filmemachers, Theater- und Opernregisseurs William Kentridge (*1955 in Johannesburg) wird vom 23. Oktober 2020 bis 18. April 2021 mit einer groß angelegten Ausstellung in den Deichtorhallen Hamburg zu sehen sein. Diese wurde vom Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (Zeitz MOCAA) in Zusammenarbeit mit William Kentridge konzipiert und organisiert. Kentridge verarbeitet Themen wie soziale Ungerechtigkeit, die Geschichte Südafrikas, Kolonialismus, Familie, Flucht und Vertreibung mit den unterschiedlichsten Medien. Am Anfang seiner künstlerischen Praxis steht jedoch immer die Zeichnung, welche als Leitmedium im Mittelpunkt der Ausstellung steht.
William Kentridge gehört zu den weltweit bedeutendsten zeitgenössischen bildenden Künstlern, der sich auch als Theater- und Opernregisseur international einen Namen gemacht hat. Als Kind gegen die Apartheid engagierter Eltern in Südafrika aufgewachsen wird das weltpolitische Geschehen Teil von Kentridges eigener Biografie und seines Schaffens. Kentrigdes Werke visualisieren die soziokulturellen Auswirkungen des Postkolonialismus und der Apartheid aus der Perspektive seines Heimatlandes.
Die Ausstellung WHY SHOULD I HESITATE: PUTTING DRAWINGS TO WORK bietet einen umfassenden Überblick über das Gesamtwerk des südafrikanischen Künstlers und ist die bisher größte Präsentation seines Werkes. Gezeigt werden Werke aus über 40 Jahren künstlerischer Produktion, darunter Zeichnungen, Animationsfilme, Videos, Drucke, Skulpturen, Tapisserien und groß angelegte Installationen.
Der erste Teil des Ausstellungstitels »WHY SHOULD I HESITATE« zitiert die Bemerkung eines afrikanischen Soldaten, der von seiner Einberufung im Ersten Weltkrieg erfährt. Damit spielt Kentridge auf die Überwindung des eigenen Zögerns an, sich als »weißes Kind der Apartheid« diesem Thema zu stellen. Zugleich zeigt Kentridge, wie sich Kulturen und Geschichte zwischen den Kontinenten verweben. »Sein Werk lädt dazu ein, darüber nachzudenken, wie tief das Kolonialsystem auch in der europäischen Geschichte verwurzelt ist«, erklärt Dirk Luckow, Intendant der Deichtorhallen Hamburg. Der zweite Teil des Titels »PUTTING DRAWINGS TO WORK« verweist auf Kentrigdes zeichnerische Praxis, die den Ursprung und die Basis für sein gesamtes Œuvre darstellt: »Die Linie wird dich führen – wie ein Hund, der an der Leine zieht«, wie er selbst sagte.
WHY SHOULD I HESITATE: PUTTING DRAWINGS TO WORK wurde von Azu Nwagbogu, Tammy Langtry und dem Studio William Kentridge kuratiert. Sie gliedert sich in drei Kapitel: »Die Biografie« präsentiert eine Chronologie der künstlerischen Praxis Kentridges mit frühen zeichnerischen Arbeiten und den Übergängen zu Grafik, Film, Theater und Installation mit dem Fokus auf dem Atelier als Denkmaschine. Sie ermutigt den/die Betrachter*in zu phantasievollen, Kontinente übergreifenden Sprüngen, die soziale, politische und wirtschaftliche Systeme überbrücken und so auch persönliche Verbindungen herzustellen. Die Prozesse der Entstehung und die Inszenierung monumentaler Werke zu den Themen Migration, Trauer, Feiern und Geschichte wird in »Die Prozession« zu sehen sein. Im Zentrum steht die ca. 40 Meter große Mehrkanalvideoprojektion More Sweetly Play the Dance, eine endlose Prozession aus Schatten, die immer in Bewegung sind.
Das Kapitel »Retrospektive, Drawings for Projection« gibt einen Überblick über die ikonische Serie von Kentridges Stop-Frame-Animationsfilmen. Diese Serie versucht den Prozess des Zeichnens aufzuzeichnen — ein Wunsch, wie Kentridge erklärt, die Zeichnung »nicht als eine fertige, endliche Tatsache, sondern als etwas, das provisorisch ist« zu verstehen.
Die von der Bühnenbildnerin Sabine Theunissen in enger Abstimmung mit William Kentridge entworfene Inszenierung der Schau in den Deichtorhallen greift das Spielerische und Poetische – als ein Universum aus Kohlezeichnungen und Schattenrissen – der Kunst von Kentridge auf.
Die Ausstellung wurde vom Zeitz MOCAA in Zusammenarbeit mit William Kentridge konzipiert und organisiert.
www.deichtorhallen.de
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