Der britische Künstler Stuart Semple, 24, hat genug vom Trend der deutschen Malerei: Am Tag der Eröffnung des zweiten Teils der "Triumph of painting"-Serie machte er sich auf den Weg zur Londoner Saatchi Gallery, passierte die Wachmänner am Eingang und enthüllte sein neuestes Werk mit der Aufschrift: "British painting still rocks". Semple will damit gegen Saatchis Hang zur deutschen Malerei protestieren. In besagter Ausstellung dürfen sich fünf deutsche und ein polnischer Maler präsentieren - Künstler der Brit Art sucht man dagegen vergebens.
Dabei hatte Saatchi bis vor wenigen Jahren noch maßgeblich Anteil am Erfolg der Brit Art, schließlich gilt der PR-Mäzen als Englands größter Sammler und "Entdecker" von Künstlern wie Ron Mueck oder Damien Hirst. Doch die Zeiten von in Formaldehyd eingelegten Tieren und ungemachten Betten scheint vorbei, Saatchis "Triumph of painting"-Serie spart mit britischen Künstlern. Lieber präsentiert der ehemalige Wahlkampfhelfer von Margaret Thatcher nun Bilder von Ackermann, Scheibitz, Baumgartel oder Meese.
"Buy British!" hat Stuart Semple da entgegenzusetzen und zeigt sich echauffiert über die angreifbare Sammlerpersönlichkeit. Erst hätte dieser junge britische Künstler aufgekauft, anschließend eine Menge Geld mit ihnen gemacht und nun ignoriere er sie. Dabei gebe es heute allein im Osten Londons mehr talentierte Maler als in der Renaissance, behauptet der politisch motivierte Maler.
Nach einer halben Stunde war Semples künstlerisch-patriotischer Zauber dann schon wieder vorbei: Das Werk liegt fortan im Archiv der Saatchi Gallery, nachdem Semple es dem Sammler überlassen hat. Auf der Rückseite hat er "For Charles. With all my love, Stuart." vermerkt - zeigen will es Saatchi jedoch vorerst nicht. Im Gegenteil: Dessen Sprecher hat bereits verlautbart, dass der Künstler es "jederzeit wieder abholen könne".
M.M.
Michael Marth - kultur-kanal.de
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