Als Einstimmung auf ihren Ehrengast-Auftritt zur Frankfurter Buchmesse 2025 präsentieren die Philippinen Oculus, eine Ausstellung, die Bewegtbild, Forschung und Installation miteinander verbindet und anregen möchte, über die Bedeutung des „Sehens“ nachzudenken.
Die Künstler:innen Stephanie Misa und Joscha Steffens untersuchen, wie aus rational und imaginär geprägtem Sehen Visionen entstehen können. Oculusentführt das Publikum in einen Raum, in dem sich wissenschaftliche Erkenntnisse und ästhetische Bildung überschneiden und die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen.
Ausgangspunkte der Ausstellung sind die augenheilkundlichen Studien des philippinischen Nationalhelden Jose Rizal in Heidelberg und sein Roman Noli Me Tangere, von dem er Teile während seines Aufenthalts in Heidelberg im Jahr 1886 verfasste. Die von Patrick Flores kuratierte Ausstellung Oculus ist ein zentraler Bestandteil des Kulturprogramms der Philippinen als Ehrengast der FBM 2025. Sie spielt auf das Ehrengastmotto The imagination peoples the air / Fantasie beseelt die Luftan, das dem Roman Rizals entstammt.
Oculus wird am 15. März 2025 um 18.00 Uhr im Heidelberger Kunstverein eröffnet und ist bis zum 18. Mai 2025 zu sehen. Am 16. März 2025 um 14.00 Uhr findet ein Artist Talk mit Misa, Steffens und Flores statt.
Stephanie Misa ist eine in Wien lebende philippinische bildende Künstlerin, Forscherin und Kuratorin, deren Arbeit sich auf dekolonisierende Methoden konzentriert. Ihre Untersuchungen beschäftigen sich mit Phänomenen der mündlichen Überlieferung und dem Reichtum der Mehrsprachigkeit.
Die Arbeiten des in Amsterdam lebenden deutschen Künstlers Joscha Steffens beschäftigen sich mit verborgenen Gemeinschaften, die in imaginäre Welten, besonders in die Welt der Spiele eintauchen. Dabei konzentriert er sich besonders auf jene Formen des Spielens, bei denen die Teilnehmenden vollständig in die Haut ihres Avatars schlüpfen und die Grenzen des Spiels überschreiten.
Patrick Flores ist Chefkurator der National Gallery Singapore und gleichzeitig Professor für Kunstwissenschaft an der University of the Philippines und Direktor des Philippine Contemporary Art Network. Auf der Biennale von Venedig war er Kurator des philippinischen Pavillons 2015 und der Taiwan-Ausstellung 2022. Im Rahmen des Ehrengastauftritts auf der FBM 2025 kuratiert Flores den philippinischen Pavillon.
Das Überdenken von Vision und Wahrnehmung
Flores erklärt: „Dinge zu sehen kann bedeuten, Objekte visuell zu erfassen, um zu beweisen, dass sie in der Welt tatsächlich existieren. Aber es kann auch darum gehen, zu spüren, was jenseits des Sichtbaren liegt. Oculus führt uns durch historische Momente, die unseren Blick sowohl schärfen als auch vernebeln und uns einladen, neue Dimensionen des Denkens und Handelns zu erkunden.“
Steffens vertieft diesen Ansatz während seiner Recherchen auf den Philippinen. In Mount Banahaw arbeitete er mit der spirituellen Gemeinschaft Samahan ng Tatlong Persona Solo Dios von Kinabuhayan zusammen, die Rizal für die Verkörperung eines philippinischen Christus hält und seine Schriften, insbesondere Noli Me Tangere, als heilig betrachtet. Das Werkwurde 1887 in Berlin veröffentlicht und war ein entscheidender Auslöser der philippinischen
Revolution gegen die spanische Kolonialherrschaft.
Unterdessen forschte Misa in den Archiven der Heidelberger Augenklinik, um Rizals frühe medizinische Arbeiten zu untersuchen. Ihre Installation ist eine Neudefinition des 1851 von dem deutschen Physiologen Hermann von Helmholtz erfundenen Augenspiegels als ein vielseitiges Instrument, das die Betrachtenden dazu anregt, die Grenze zwischen der eigentlichen Netzhaut und dem metaphorischen „geistigen Auge“ zu erkunden.
Senatorin Loren Legarda, die Initiatorin des Projekts, erklärt: „In Deutschland bietet der philippinische Ehrengastauftritt einen Einblick in die Literatur und Kultur unseres Landes und lässt die Welt an der Lebensweisheit unseres Volkes teilhaben, inspiriert von unseren Helden, unserer komplexen Geschichte, unserem multikulturellen Alltag und den endlosen Möglichkeiten unserer Kreativität.“
Heidelberger Kunstverein
Hauptstr. 97, D – 69117 Heidelberg
www.hdkv.de
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